Faustregel 2 für Proformen von Präpositionalphrasen
Faustregel 2 zieht eine Trennlinie zwischen Präpositivkomplementen und Adverbialia, aber nicht zwischen Komplementen und Supplementen. Sie ist deutlich weniger trennscharf als Faustregel 1. Bemühungen Faustregel 2 als Valenztest in den Dienst einer Unterscheidung von präpositional kodierten Supplementen und Komplementen zu stellen, waren deshalb in der Valenzforschung nie erfolgreich.
Beispiel für Supplement
Dort/ darüber muss die Freiheit grenzenlos sein.
Beispiel für Adverbialkomplement
So mancher schwebt ständig dort/ darüber.
Einschränkungen bei der Faustregel 2
Präposition + Personalpronomen für adverbiale Komplemente und Supplemente
Regel 2 ist Regel 1 nachgeordnet, das heißt personenbezeichnende NPen werden in einer Präpositionalphrase unabhängig von deren syntaktischer Funktion mit der analytischen Form Präposition + anaphorisches Personalpronomen pronominalisiert.
Vor Inge/ Vor ihr fiel der Ball zu Boden.
Wir haben keine Angst vor Inge/ vor ihr.
Präpositionaladverbien für Supplemente
Für instrumentale, finale, modale und komitative Relationen gibt es keine einfachen Adverbien als Proformen. Proformen für diese Ausdrücke müssen eine Präposition wie mit, für, gegen, durch enthalten. Dies gilt in gleicher Weise für Präpositionalphrasen mit diesen Präpositionen, wenn sie Komplementfunktion haben.
Mit diesem Messer / damit kannst du nicht schneiden.
Stimmt jemand gegen den Antrag / dagegen?
Bei Störungen einmal kräftig gegen die Tür / dagegen treten.
Keine Präpositionaladverbien für Adverbialia
Mitunter ist bei adverbialen Supplementen und Komplementen ein Präpositionaladverb als Proform nicht möglich. Dabei spielt die Wahl der Präposition ebenso eine Rolle, wie die des übergeordneten Verbs. Auch der Typ der regierten NP scheint Einfluss auf die Pronominalisierung zu haben.
Er stellte sich an die Tafel/ *daran.
Er ging zu dem Bücherstapel/ *dazu.
Er stellte die Bücher zu dem Bücherstapel/ dazu.
Am Samstag steigen wir auf den Säuling/ *darauf.
Steig nicht über den Zaun/ darüber.
Steig nicht auf die Katze/ darauf.
Eine systematische Erklärung, wie diese Faktoren interagieren, steht noch aus. Jedenfalls ist die Wahl zwischen den verschiedenen Proformen nicht durchgehend grammatikalisiert, sondern hängt von der konkreten Verweissituation ab. Man verweist mit Präpositionaladverbien auf vorgenannte Gegenstände, während der Verweis mit einem einfachen Adverb wie da, dort, dorthin auf eine - oft unscharf - abgegrenzte Region abzielt, die den vorgenannten Gegenstand inkludiert, aber nicht mit ihm identisch sein muss. Oft können in ein und derselben Situation beide Perspektiven zum Tragen kommen.