Lesarten zu adjektivischen Wortbildungsprodukten

Adjektive dienen als Attribute zu Nomina der zusätzlichen Charakterisierung von Gegenständen oder der Zuschreibung von Eigenschaften. Auch wortgebildete Adjektive stehen immer in diesem Funktionszusammenhang; ihre Bildung ist auf diese Funktion hin konzipiert. Hier einige besonders präsente und frequente Lesarten.

Komparativalat. comparatio 'Vergleich' brunnentief
federleicht
johannisbeerrot
milchig
schwesterlich
Ornativalat. ornare 'schmücken, hinzufügen'bucklig
ideenreich
launisch
pelzgefüttert
zuversichtlich
Additivalat. additio 'Zusammenrechnung'armenisch-deutsch
gefährlich-harmlos
krummgelb
magerstreng
rotgrün
Elativalat. elatum 'herausgehoben'bravbrav
extrabreit
hypergemein
megaout
mordskomisch
urgemütlich
Negativalat. negatio 'Verneinung'ahistorisch
destabil
illegal
nonverbal
unwesentlich
Relativaspätlat. relativus 'eingeschränkt gültig' bläulich
halbseiden
quasioptimal
semioptimal
spitzig

Komparativa charakterisieren durch einen Vergleich: Eine brunnentiefe Liebe ist so tief wie ein Brunnen, milchiges Glas sieht trübe aus wie Milch; wer einer Kollegin schwesterlich den Arm um die Schultern legt, tut dies wie eine Schwester. Den Vergleichsaspekt gibt es bei allen drei Hauptwortarten gleichermaßen. Vgl. Einige Lesarten zu nominalen Wortbildungsprodukten und Einige Lesarten zu verbalen Wortbildungsprodukten.

Ornativa charakterisieren weiter durch etwas Hinzugefügtes oder Vorhandenes: Ein ahnungsvolles Mädchen ist ein Mädchen mit mindestens einer Ahnung, ein bucklig Männlein ist ein Männlein mit einem Buckel.

Additiva charakterisieren durch mehrere Eigenschaften: Eine armenisch-deutsche Erzählung ist eine Erzählung, die sowohl armenisch als auch deutsch ist; eine krummgelbe Banane ist sowohl krumm als auch gelb. Vgl. Kopulativkomposita.

Elativa charakterisieren durch Hervorhebung: Ein bravbraver Junge ist besonders brav, ein ultrafreundliches Lächeln besonders freundlich. Durch seine besondere Bravheit ist der Junge aus der Menge der anderen braven Jungen hervorgehoben. Mitunter wird hier auch von Steigerung gesprochen.

Die Negation dient dazu, das Zutreffen einer Charakterisierung in Frage zu stellen: Eine ahistorische Einstellung ist nicht das, was man sich unter einer historische Einstellung vorstellt; ein unwesentlicher Einwand ist nicht wesentlich.

Schließlich werden Adjektive relativiert: Ein bläuliches Licht ist ein Licht, das nicht ganz so blau ist, wie man sich blau vorstellt; semioptimale Bedingungen sind nicht ganz, sondern nur halb optimal.

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Autor(en)
Elke Donalies
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