Kopulativkomposita
Das Erklärungsmodell Kopulativkompositum ist notwendig, um die morphologische und semantische Stuktur einiger Adjektivkomposita beschreiben zu können.
Beispiele
(Rhein-Zeitung 22.11.2002, o. S.)
Was nun folgt, ist ein aggressives, ein heißkaltes Spiel, das sich wiederholt und steigert und am Ende in schiere Erschöpfung mündet.
(Die Zeit 20.3.2008, 3)
Das schwarz-weiß-beige-rote Hauskaro, ursprünglich als Innenfutter eingesetzt, wurde zum weltweiten Trendemblem.
(dpa 9.6.2006)
Wer einen grün-gelb-blauen Vogel vermisst, kann sich an das Diezer Tierheim wenden
(Rhein-Zeitung 24.4.2007, o. S.)
Am Ende, nach diesem Triumph für die Kunst des Kinos und die Kunst der Musik, ruft das Publikum dann seine glücklichen Bravos und bringt auch den streng-spröden Ehrengast - endlich - zum Strahlen.
(Hannoversche Allgemeine 8.11.2008, 8)
Die Katzen sind stets auf Krawall eingestellt und scheinen sich hinter ihren aufgerissenen Augen neue Gemeinheiten für die Hunde auszudenken, die treudoof-dauerhungrig über den Bildrand schielen.
(Rhein-Zeitung 13.3.2007, o. S.)
Solche Adjektivkomposita lassen sich nicht als Determinativkomposita analysieren, weil sie deren wesentlichen Definitionskriterien nicht entsprechen.
- Kopulativkomposita sind nicht immer binär strukturiert: einen grün-gelb-blauen Vogel
- Die erste Einheit bestimmt bei Kopulativkomposita nicht die zweite semantisch näher. So bedeutet schwarzweiß eindeutig 'schwarz und weiß', z. B. ein schwarzweißes Schachbrett, ein schwarzweißes Zebra.
Die Einheiten von Kopulativkomposita sind demnach semantisch gleichgeordnet. Der semantische Gleichrang bedeutet jedoch nicht, dass die Einheiten beliebig vertauscht werden können: Zwar lassen sich bei einigen Kopulativkomposita die Einheiten verkehren, z. B. ist relativ beliebig, ob man schwarzweißes Schachbrett oder weißschwarzes Schachbrett sagt, auch wenn die Abfolge schwarzweiß etablierter ist. Zum großen Teil sind aber die Einheiten von Kopulativkomposita nur bedingt vertauschbar, u. a. weil eine bestimmte Reihenfolge signalisiert werden soll, z. B. in rot-gelb-grüne Ampel, Armeniens rot-blau-orange Flagge.
In der Forschungsliteratur werden darüber hinaus auch einige Nomen- und Verbkomposita als kopulativ aufgefasst. Dafür gibt es nach aktuellen Forschungsstand allerdings keine zwingende Notwendigkeit. Vgl. Das Kopulativkompositum in der Forschungsliteratur.