Beziehung zwischen Bedeutungs- und Formrelationen
Im Idealfall zeigt sich Konvergenz zwischen der Bedeutungs- und der Formseite. Das trifft zum Beispiel zu auf die Akkusativphrase zu abholen oder die Präpositionalphrase auf mit Dativ zu bestehen. Diese Phrasen realisieren Sachverhaltsbeteiligte, sie sind fixiert, perspektiviert und regiert bzw. haben eine konstante Präposition, die nicht autonom kodiert.
Er besteht auf seinem Recht.
Etwas weniger Konvergenz zeigt sich bei einer Phrase, die fixiert und sachverhaltskonstituierend ist, aber eine autonom kodierende Präposition enthält wie die Ortsbestimmung bei wohnen.
Etwas weniger Konvergenz zeigt sich auch bei einer Phrase, die zwar einen Sachverhaltsbeteiligten realisiert und dabei perspektiviert und regiert ist, aber nicht fixiert, wie die Akkusativphrase zu essen.
So ist es möglich, durch Kombination der verschiedenen Relationen zu verschiedenen Graden des Komplementseins zu kommen bis zu dem Punkt, an dem eine Phrase weder sachverhaltsbeteiligt, noch sachverhaltskonstituierend noch perspektiviert ist, aber eine autonom kodierende Präposition enthält, darüber hinaus auch nicht fixiert ist, also kein Anzeichen eines Komplements, sondern alle Anzeichen eines Supplements besitzt wie die Präpositionalphrase zu singen.
In Valenzwörterbüchern werden im Allgemeinen keine Gradationen von
Phrasen mit mehr oder weniger Komplementcharakter angegeben. Vielmehr wird eine Grenze zwischen
Komplementen und Supplementen gesetzt, wobei zur Einstufung einer Phrase als Komplement mal mehr,
mal weniger Komplementanzeichen angesetzt werden. Phrasen, mit denen auf Sachverhaltsbeteiligte
Bezug genommen wird, fixierte Phrasen, regierte Phrasen (außer den Pertinenzelementen im Dativ und
Akkusativ sowie dem Dativ kommodi bzw. inkommodi) und Phrasen mit nicht autonom kodierenden
Präpositionen werden in allen Wörterbüchern als Komplemente geführt. Die größten Unterschiede
finden sich in der Beurteilung von nicht fixierten sachverhaltskonstituierenden Phrasen wie die
Zeitphrase zu beginnen.
Sie wird etwa in VALBU als Komplement eingestuft, im Wörterbuch zur Valenz und Distribution Deutscher Verben dagegen nicht.
Zur Unterscheidung von Komplementen und Supplementen sind eine Reihe von Tests
entwickelt worden.
- der Reduktionstest, mit dem der Fixiertheitsgrad einer Phrase geprüft werden kann
- der Folgerungs- und der Anschlusstest, mit denen die Sachverhaltsbeteiligung und die Sachverhaltskonstituierung geprüft werden können
Vgl. übergreifend Testverfahren zur Unterscheidung von Komplement und Supplement.