Flexion der Adjektive

Adjektive fungieren in erster Linie als Modifikatoren von Nomina und dienen der zusätzlichen Charakterisierung von Gegenständen oder der Zuschreibung von Eigenschaften. Adjektive werden in den drei Steigerungsstufen Positiv (z. B. schön), Komparativ (schöner) und Superlativ (schönst-) kompariert und in attributiver Verwendung nach Kasus, Genus und Numerus dekliniert. Komparation und Deklination stellen für Adjektive unabhängige, durch verschiedene Marker gekennzeichnete und an einer Wortform gleichzeitig agglutinierend wirkende Formen der Flexion dar (schönere Blumen). Adjektive können als Attribute, als Prädikativkomplemente und als Adverbialia fungieren. Zu den Adjektiven zählt auch das aus einem Verb gebildete Partizip I. Das Partizip II ist eine Flexionsform des Verbs, die auch als Adjektiv gebraucht werden kann (vgl. Verbflexion).

Syntaktisch gesehen fungieren polnische Adjektive ebenfalls als Attribute und Prädikativkomplemente. Sie werden aber in der adverbialen Verwendung konsequent als Adverbien bezeichnet. Die adjektivischen Attribute sowie Prädikativkomplemente werden – im Gegenteil zu den Adverbien - immer flektiert. Auch die Grundform eines Adjektivs markiert immer durch seine Endung die grammatischen Kategorien Genus und Numerus (gewöhnlich Maskulinum Singular), sowie automatisch Kasus (Grundform steht immer im Nominativ, z. B. szybki).

Beispiele:

  • Attribut: ein katastrophales Ergebnis / skandaliczny wynik
  • Prädikativkomplement: das Ergebnis war katastrophal / wynik był skandaliczny
  • Adverbiale: sie lügt katastrophal / ona skandalicznie kłamie
  • Partizip I / II: ein schockierendes Ergebnis / die schockierten Besucher / szokujący wynik / zaszokowani widzowie
  • Komparation: ein besseres Ergebnis / das beste Ergebnis / lepszy wynik / najlepszy wynik

In einigen deutschen Grammatiken werden auf ein Verb bezogene Adjektive als Adverbien bezeichnet, z. B.:

Sie fährt schnell.

In ProGr@mm kontrastiv wird die Unterscheidung aber nicht nach dem syntaktischen Bezug, sondern nach den Flexionseigenschaften getroffen. Adverbien sind unflektierbare Ausdrücke wie z. B.:

gern, dort, gestern, anders, kopfüber, hierher, darauf, landeinwärts, leider etc.

Dieselben unflektierbaren Ausdrücke im Polnischen werden ebenfalls als Adverbien betrachtet (z. B. chętnie, tam, wczoraj, inaczej, niestety). Als fraglich fungiert in der polnischen Fachliteratur, ob diese Art der Adverbien – im Gegenteil zu den zwar flektierbaren aber unflektiert verwendeten Adverbien (z. B. szybko, skandalicznie) – zu der größeren Klasse der Partikeln gehört.

Deutsche Adjektive in attributiver Verwendung sind hingegen grundsätzlich flektierbar. Sie können aber wie im obigen Beispiel als Adverbiale fungieren.

Wie bereits angedeutet, ist das polnische Wort szybko (wie im Satz: Jedzie szybko.) ein Adverb, seine deutsche Entsprechung schnell ist hingegen im Satz Er fährt schnell. als Adjektiv anzusehen.

Deklination der Adjektive

Attributiv verwendete Adjektive flektieren nach Kasus, Genus und Numerus und treten in zwei Flexionsmustern auf, einem "starken" und einem "schwachen":

FlexionsmusterFlexionsmarkerVerwendungBeispiel
starke Flexion-e, -en, -er, -es, -emnach endungslosem/unflektiertem Artikel und wenn kein Artikel vorhanden ist:
ø; ein; mein, dein/Ihr, sein/ihr, unser, euer/Ihr, ihr; kein, irgendein
mit frischem Mut
schwache Flexion-e, -ennach dem definiten Artikel und Artikeln, die Flexionsendungen besitzen:
der/die/das...; dies-, jen-, welch-, solch-; ein-; kein-; mein-, dein-/Ihr-, sein-/ihr-, unser-, euer-/Ihr-, ihr-
mit dem frischen Mut der Jugend

In der polnischen Fachliteratur werden zwar die paradigmatischen Flexionsmuster zum Teil verschieden eingeordnet, man vermeidet jedoch konsequent eine Einteilung in starke und schwache (bzw. gemischte) Flexionsart.

Manche Grammatiken (vgl. Eisenberg 2006) unterscheiden ein drittes, gemischtes Flexionsmuster für Adjektive nach Artikeln, die in ihren Flexionsmustern sowohl endungslose als auch Formen mit Flexionsendung besitzen (indefiniter Artikel, Possessiv-Artikel und Quantifikativ-Artikel kein-). Nach dieser Einteilung würden nur Adjektive ohne Artikel stark flektieren und vorausgehende Artikel entweder das schwache oder das gemischte Flexionsmuster beim Adjektiv regieren. Das gemischte Flexionsmuster setzt sich dann aus starken (rot markiert) und schwachen Formen zusammen:

Die Wahl des Flexionsmusters, nach dem ein Adjektiv flektiert, ist abhängig vom Vorhandensein eines Artikels und dessen Rektionseigenschaften. Ist ein Artikel vorhanden, regiert er nachfolgende attributive Adjektive hinsichtlich der Flexionskategorie stark oder schwach. Ist kein Artikel vorhanden kommt nur die starke Flexion in Frage.

Da es im Polnischen keine Artikel gibt, gibt es im direkten Vorfeld eines Adjektivs keine Wörter, die eine adjektivische Flexion beeinflussen können. Auch wenn an der Stelle deutscher Artikel bzw. Artikelwörter funktional-pragmatische Entsprechungen im Polnischen vorkommen können (Possesivpronomina, z. B. nasz ; Demonstrativa, z. B. ten; Negation żaden usw.), sind sie hinsichtlich ihres morphologischen Auswirkungspotentials in Bezug auf die Flexion der Adjektive von keiner Bedeutung (z. B.: leniwi piłkarze, nasi leniwi piłkarze, ci leniwi piłkarze, żadni leniwi piłkarze, wszyscy leniwi piłkarze). Polnische Adjektive werden dagegen so wie die deutschen nach Genus, Kasus und Numerus flektiert. Allerdings ist die Zahl der bestimmten Paradigmaeinheiten mit denen die gegebenen grammatischen Kategorien markiert werden anders als im Deutschen. Es wird im Polnischen nach sieben Kasus flektiert (Nominativ = Nom, Genitiv = Gen, Dativ = Dat, Akkusativ = Akk, Instrumental = Ins, Locativ = Loc, Vocativ = Voc). Es wird nach fünf Genera flektiert. Außer Femininum (F) und Neutrum (N) unterscheidet man innerhalb eines Supragenus Maskulinum noch die belebten und nicht belebten (Ms) Formen und die belebten werden schließlich noch in die personengebundenen (Mp) und nicht personengebundenen (Mt) subgeordnet. Die Zahl der Numeri entspricht zwar der auch im Deutschen geltenden Zahl – zwei: Singular (S), Plural (P); man muss aber auf ein Phänomen hinweisen, dass es im Polnischen eine quasi Pluraldoppelform im Nominativ und Akkusativ gibt, die wie Genitiv Singular gebildet werden: z. B. Plural 2 bis 4 – śmieszne filmy / psy / zjawiska / ciotki, Plural ab 5 – śmiesznych filmów /psów / zjawisk /ciotek. Aus einer relativ großen Zahl der Paradigmaeinheiten resultieren direkt die Synkretismen einiger von ihnen: Es gibt nämlich nur 10 Marker pro 70 Einheiten und der häufigste –e kommt 15 mal vor.

Die folgende Tabelle veranschaulicht das Flexionsmuster polnischer Adjektive:

Flexionsmuster polnischer Adjektive

Alle das <y>-Zeichen inkludierenden Marker verfügen auch über eine aus der historischen Palatalisierungsprozessen des konsonantischen Stammauslauts resultierende Nebenform, in der das <y> durch das <i> ersetzt wird: z. B. mądry / mądrych / mądrym / mądrymi vs. głupi / głupich / głupim / głupimi.

Einige ganz wenige Adjektive können in prädikativer Verwendung fakultativ stilistisch geprägt unflektiert bleiben, z. B. Bądź zdrów vs. Bądź zdrowy, Jestem ciekaw vs. Jestem ciekawy.

Auch Adjektive, die syntaktisch wie Nomina (nominalisiert) gebraucht werden, flektieren nach den adjektivischen Flexionsmustern stark/schwach:

Unbekannte haben die Postagentur in Wandlitz (Barnim) überfallen. [Berliner Zeitung, 04.02.2006]

Die Unbekannten hatten im Gebüsch gelauert. [dpa, 05.02.2006]

Die im Vorfeld polnischer syntaktisch substantivierter Adjektive stehenden Elemente beeinflussen die adjektivischen Flexionsmarker nicht:

Nieznajomy zapukał do drzwi.

Ten nieznajomy kręci się tu od dłuższej chwili.

Lexikalisierte Nominalisierungen von Adjektiven folgen nominalen Flexionsklassen.

Bei Farb- und Sprachbezeichnungen handelt es sich um Neutra der Nebenklasse -s/-s, wobei das Plural-s bei Farben als umgangssprachlich gilt und das Genitiv-s bei Sprachen fakultativ ist (vgl. Duden 2006):

jenes dunkelste Blau aller dunklen Blaus [Die Zeit, 30.05.1997]

"Die Eigenschaften, die man einem Blau, einem Rot oder Grün zuschreibt, sind bereits nicht mehr die dieses Rots, dieses Blaus oder Grüns [...]" [Züricher Tagesanzeiger, 24.02.1998]

Es geht hier um die staatspolitisch äusserst wichtige Frage, ob wir des modischen Englischs wegen Französisch reduzieren und Italienisch (notgedrungen) ganz aus der Volksschule verbannen sollen. [ Züricher Tagesanzeiger, 29.12.1997]

Daneben gibt es auch den syntaktisch nominalisierten Gebrauch solcher Farb- und Sprachbezeichnungen mit schwacher Adjektivflexion (z. B. des Grünen, das Deutsche).

Mit einer lexikalisierten Substantivierung von Adjektiven, die verschiedene Flexionsmarker generiert, hat man im heutigen Polnisch nur noch vereinzelt zu tun, z. B. bei den Bezeichnungen der polnischen Wojewodschaften. Zwei Ausdrucksformen sind nämlich üblich:

Lubin leży w województwie dolnośląskim.

Lubin leży w Dolnośląskiem.

Maskuline Nomina, die durch Nominalisierung aus Adjektiven hervorgegangen sind (und in der Regel belebt sind) flektieren wie Nomina der Nebenklasse -(e)n/-(e)n (die sog. schwachen Maskulina), z. B. ein Invalide.

Davon zu unterscheiden ist, wenn das Adjektiv als Teil einer aufgespaltenen Nominalphrase in Distanzstellung zum Nomen steht, bzw. das Bezugsnomen ausgelassen wird (Analepse). In diesen Fällen wird das Adjektiv regelmäßig wie ein attributives Adjektiv stark/schwach flektiert und, anders als im nominalisierten Gebrauch, orthographisch durch Kleinschreibung gekennzeichnet:

Besonders das Torhüterproblem ist ein großes. [Neue Kronen-Zeitung, 10.06.1998]

Eine derartige Konstruktion ist im Polnischen auch möglich. Das flektierte Adjektiv steht jedoch logischerweise ohne Artikel im Vorfeld und sein Flexionsmarker differenziert zwischen attributivem und prädikativem Gebrauch des Adjektivs nicht.

Problem z bramkarzem mamy poważny.

Starke Flexion

Die Formen entsprechen mit Ausnahme des Genitiv Singular Maskulinum und Neutrum denen des Grundmusters der Flexion von Artikeln und Pronomina. Im Genitiv Maskulinum und Neutrum besitzen Adjektive aber immer die Endung -en (statt -es):

Adjektive flektieren nach dem starken Muster, wenn kein Artikel vorausgeht, wenn der vorausgehende Artikel nach dem Muster des indefiniten Artikels (ohne Nominativendung) flektiert oder unflektiert ist. In der starken Flexion übernimmt dann die Adjektivform die spezifische Markierungsleistung eines Artikels mit Flexionsendung. Beispiele:

altesZeug
seinaltesZeug
lauteraltesZeug

Wie bereits angedeutet ist die Adjektivform im Polnischen von der Besetzung des Vorfelds unabhängig (vgl. Beispiele leniwi piłkarze).

Vergleich zwischen dem Grundmuster der Artikelflexion und starker Adjektivflexion in der Nominalphrase (Abweichungen sind gelb hervorgehoben):

MaskulinumNeutrum FemininumPlural
Nominativdieser Wein
roter Wein
dieses Glas
dünnes Glas
diese Freude
große Freude
diese Gläser
dünne Gläser
Akkusativdiesen Wein
(ohne) roten Wein
dieses Glas
(ohne) dünnes Glas
diese Freude
(ohne) große Freude
diese Gläser
(ohne) dünne Gläser
Dativdiesem Wein
(mit) rotem Wein
diesem Glas
(mit) dünnem Glas
dieser Freude
(mit) großer Freude
diesen Gläsern
(mit) dünnen Gläsern
Genitivdieses Weins
roten Weins
dieses Glases
dünnen Glases
dieser Freude
großer Freude
dieser Gläser
dünner Gläser

Außer Nominativ (z. B. ten zielony, to zielone) gibt es im Polnischen in obliquen Kasusformen sowohl die Kongruenz zwischen dem Flexionsmarker eines z. B. Demonstrativpronomens und eines Adjektivs innerhalb derselben Phrase (z. B. tych zielonych, tego zielonego, tą zieloną usw.) als auch die Konfirmität der einzelnen, getrennt verwendeten Flexionsmarker (z. B. Tego piwa w Polsce w nie ma; pszenicznego piwa w Polsce w nie ma).

Schwache Flexion

Bei der schwachen Adjektivflexion treten nur die zwei Marker -e und-en auf:

Adjektive flektieren nach dem schwachen Muster, wenn ein Artikel vorausgeht, der Flexionsendungen besitzt. Dies ist nach Artikeln der Fall, die nach dem Grundmuster flektieren und nach dem definiten Artikel. Bei den Artikeln, die nach dem Muster des indefiniten Artikels (ohne Nominativendung) flektieren, werden Adjektive schwach flektiert, wenn die Form des Artikels Flexionsendungen besitzt (z. B. nach einem, keiner, seines). In der schwachen Flexion ergänzt dann die Adjektivform die Markierungsleistung eines Artikels mit Flexionsendung in den Kongruenzbeziehungen innerhalb der Nominalphrase. Beispiele:

dieses alte Zeug

seines alten Zeugs

MaskulinumNeutrum FemininumPlural
Nominativder nette Manndas nette Kinddie nette Fraudie netten Leute
Akkusativden netten Manndas nette Kind die nette Fraudie netten Leute
Dativdem netten Manndem netten Kind der netten Frauden netten Leuten
Genitivdes netten Mannes des netten Kindesder netten Frau der netten Leute

Zu Schwankungen zwischen starkem und schwachem Flexionsmuster bei adjektivischen Bezeichnungen nach einem Personalpronomen (z. B. wir Deutsche/Deutschen) siehe Grammatik in Fragen und Antworten, bei Folgen von mehreren attributiven Adjektiven siehe Wortgruppenflexion.

Unflektierte Adjektive

Syntaktisch bedingte Endungslosigkeit

Gemäß den Bedingungen für die syntaktische Struktur von Adjektivphrasen wird nur der Kopf (fett) einer attributiv verwendeten Adjektivphrase flektiert (rot), d.h. Adjektive, die den Kopf einer Adjektivphrase erweitern (blau), bleiben unflektiert, z. B.:

ein angeblich_ bayrisches Bier / to [wjątkowo_smaczne] piwo

Das im Deutschen als Erweiterung einer Adjektivphrase geltende unflektierte Adjektiv wird im Polnischen als Adverb betrachtet und bleibt ebenso unflektiert (nur mit einem adverbialen Wortbildungssuffix –o).

Die Köpfe von adverbial und prädikativ verwendeten Adjektivphrasen bleiben ebenfalls unflektiert (Das Bier ist angeblich _ bayrisch_ ).

Verwendungsweise
attributiv der leuchtend grüne Baum /szczególnie śmieszni komicy
die ganz besonders zufriedenen Kunden /męcząco nudna lektura
adverbial Der Baum schillert leuchtendgrün. / Komicy wyglądają szczególnie śmiesznie.
Die Kunden sehen ganz besonders zufrieden aus. / Lektura działa na mnie męcząco nudnie.
prädikativDer Baum ist leuchtendgrün. / Komicy są szczególnie śmieszni.
Die Kunden sind ganz besonders zufrieden / Lektura jest męcząco nudna.

Wie bereits angedeutet werden die attributiv und prädikativ verwendeten polnischen Adjektive identisch flektiert. In der adverbialen Verwendung steht dagegen ein unflektiertes Adverb. Die vom Partizip I abgeleitete Form męcząco ist entstanden, indem eines der möglichen adverbialen Wortbildungssuffixe –o an das imperfektive Partizip des Verbs (męcząc) angehängt worden ist.

Die Adjektive viel und wenig sowie ihre Komparativformen mehr und weniger können wie Quantifikativ-Artikel verwendet werden und bleiben dann unflektiert (vgl. Quantifikativ-Artikel lauter, etwas). Dasselbe gilt für die polnischen Formen: dużo, mało, więcej, mniej.

Man gestand auch zu, daß viel Wasser gespart werden könnte, wenn weniger Wasser verschwendet würde, als es bisher noch allgemein üblich ist. [Frankfurter Allgemeine, 09.03.2001]

Nicht flektierbare Adjektive

Adjektive, die nur prädikativ verwendbar sind, werden folglich (standardsprachlich) nicht flektiert:

egal, einerlei, eingedenk, feind, gewahr, gram, k.o., leid, los, o.k/okey/okay, plemplem, quitt, schade, schnuppe, untertan

Die Komparativformen mehr und weniger sind, unabhängig von ihrem syntaktischen Gebrauch, nicht flektierbar: *mehre, *wenigeres.

Die Flexion bestimmter Farbadjektive wird von normativen Grammatiken abgelehnt, z. B. lila, oliv, orange, ocker, pink, rosa, türkis. Entsprechende Formen werden aber bei attributivem Gebrauch gelegentlich trotzdem flektiert.

Viele Farbadjektive fremder Herkunft werde im Polnischen effektiver als im Deutschen integriert und damit auch flektiert, z. B. turkusowy, turkusowa, turkusowych (dasselbe gilt z. B. für liliowy, oliwkowy, różowy).

Adjektive mit unbetontem Vollvokal im Auslaut, wie z. B. prima, mini und die Farbadjektive lila, rosa, flektieren aus phonologischen Gründen nicht (und bilden keinen Komparativ): *lila-e, *rosa-er. In flektiertem Gebrauch wird deshalb dem Wortstamm der Farbadjektive ein -n hinzugefügt, um Flexionsendungen anhängen zu können (z. B. ein lilanes Hemd, rosane Gardinen ):

Wer genau hinsieht, erkennt, dass eines der drei kleinen Bärchen, das rosane natürlich, ein Mädchen ist. [die tageszeitung, 16.12.1999]

Die im Polnischen als Adverbien betrachteten Formen fremder Herkunft wie gratis, extra, super, mini usw. werden zwar im Prinzip nicht flektiert. Allerdings ist in der Umgangssprache eine kreative Tendenz zu sehen, einige dieser Adverbien doch zu flektieren und damit ihren adjektivischen Gebrauch zu ermöglichen, z. B. gratisowy, superowy.

Besonderheiten bei Zahladjektiven

Die Flexion der deutschen Zahladjektive ist teilweise uneinheitlich. Ordinalzahl-Adjektive (z. B. der dritte Mann, das fünfte Gebot) werden regelmäßig stark oder schwach flektiert. Auch das Kardinalzahl-Adjektiv ein (nicht zu verwechseln mit dem indefiniten Artikel oder Indefinit-Pronomen ein-) wird normalerweise stark oder schwach flektiert.

Ich habe nur das eine Fahrrad. Mit dem einen Fahrrad können wir nicht zu zweit fahren.

Prädikativ, bei Uhrzeitangaben (ohne Uhr) und im mathematischen Gebrauch wird die Form eins verwendet, z. B.:

viertel nach eins; 1, 5 (eins Komma fünf)

Der Gebrauch als Kardinalzahl-Adjektiv mit der Form ein (flektierbar) beschränkt sich im Wesentlichen auf Verbindungen mit Bruchzahlen, Junktoren + Kardinalzahlen und Uhrzeitangaben (mit Uhr), z. B.:

ein zehntel Millimeter; ein bis/oder vier Tage; ein Uhr

Im Polnischen werden die Zahladjektive konsequent flektiert, z. B. jedna trzecia, piąta godzina. In der Form wie jeden do czterech dni werden die Zahlwörter als Nomina betrachtet.

Die anderen Kardinalzahl-Adjektive und Bruchzahlen werden, bis auf einige Ausnahmen, nicht flektiert (endungslos).

Die Kardinalzahl-Adjektive hundert und tausend haben neben unflektierten auch stark/schwach (Plural) flektierte Formen, z. B.:

Besonders betroffen sind die hunderten Pendler, die täglich lange Anfahrtswege auf sich nehmen. [Tiroler Tageszeitung, 10.11.2000]

An dieser Stelle wird die polnische Entsprechung als Nomen betrachtet, z. B. setki podróżnych (dasselbe gilt z. B. für tysiące).

Bei den Zahlen zwei bis zwölf gibt es noch stark flektierte Formen. Die starken Nominativ/Akkusativ-Pluralformen auf -e sind stilistisch markiert und nur noch im nominalisierten Gebrauch zu finden.

Beispiele:

Nominativ-/Akkusativformen auf -e :zweie, dreie... zwölfe (nur nominalisiert); hunderte, tausende

Beim Nachtlager im Freien sollten zweie Wache schieben! [die tageszeitung, 01.04.2006]

Dativformen auf -en :zweien, dreien, vieren...(*siebenen),... zwölfen; hunderten, tausenden

Es entspringt hunderten Stunden von Tondokumenten und tausenden Seiten von Protokollen [..] [Berliner Zeitung, 15.08.2005]

Fünf Stadien von zwölfen werden im Rahmen des „Festivals der Meister” [...] bespielt [...] [die tageszeitung, 15.06.2005]

Genitivformen auf -er :zweier, dreier, vierer (höhere Zahlen sind sehr selten); hunderter, tausender.

Sie ist Mutter zweier Kinder und hat Jura studiert. [Mannheimer Morgen, 19.01.2006]

Auch an dieser Stelle wird die polnische Entsprechung in Form eines Nomens ausgedrückt, z. B. matka dwojga / dwójki dzieci.

Komparation (Steigerung) der Adjektive

Die Komparation ist neben Deklination und Konjugation die dritte Form der Flexion. Adjektive können mit den Steigerungsstufen Positiv (Grundstufe), Komparativ, Superlativ kompariert werden, für die je eine Stammform zur Verfügung steht. Die jeweiligen Stammformen für Komparativ und Superlativ entstehen, indem die Komparationsmarker -er zur Bildung des Komparativs (z. B. stärker) und -(e)st zur Bildung des Superlativs (z. B. neuest-, stärkst-) an die gemeinsame Stammform des Nicht-Positivs angehängt werden:

Positiv KomparativSuperlativ
neuneuerneuest-
starkstärkerstärkst-

Der polnische Komparativ wird mit dem Flexionsmarker –sz- bzw. –ejsz- gebildet. Die Marker werden an den Stamm des Adjektivs im Positiv angehängt und weiter mit dem entsprechenden Flexionsmarker des Genus, Numerus und Kasus ergänzt.

głupi → głup+sz → głup+sz+y/a/e…

ładny → ładni+ejsz → ładni+ejsz+y/a/e…

Für die Bestimmung, welcher Marker –sz- oder –ejsz- zu verwenden ist, muss nach mehreren Faktoren gefragt werden, die diesbezüglich mitbestimmend sein können, z. B. vokalischer Marker der maskulinen Grundform im Postiv (-i oder –y), historische Palatalisierung des konsonantischen Stammauslauts, Zahl der stammauslautenden Konsonanten. Da sie im heutigen Polnisch nicht mehr konsequent die Wahl des Komparativmarkers determinieren, ist eine eindeutige systemgerechte Bestimmung des Markers hinsichtlich eines gegebenen Adjektivs kaum noch möglich.

In der adverbialen, nicht flektierten Verwendung wird prinzipiell nur der Komparativmarker –ej an den Stamm des Positivs angehängt, z. B. głupiej, ładniej. Die Zahl solcher steigerbaren Adverbien ist semantisch bedingt begrenzt.

Der Superlativ wird im Polnischen dagegen analytisch gebildet, indem vor die Komparativform des Adjektivs das Präfix naj- hinzugefügt wird.

głupszy/a/e… → naj+głupszy/a/e…

ładniejszy/a/e… → naj+ładniejszy/a/e…

Dasselbe Vorgehen gilt bei den steigerbaren Adverbien, z. B. głupiej → najgłupiej, ładniej → najładniej.

Bei Adjektiven mit bestimmten phonologischen Voraussetzungen kann der Superlativmarker silbisch mit Schwa verwendet werden: -est.

Standardsprachlich wird der Superlativ mit dem silbischen Marker gebildet, wenn die Positivstammform auf [d, t], [z, s] oder [sk] endet, z. B.:

müdest-, fettest-, weisest-, heißest-, groteskest-

Bei [ʃ] im Auslaut wird standardsprachlich meist ebenfalls die silbische Form verwendet, wenn nicht das Wortbildungssuffix -isch vorliegt, z. B.:

frischest-, raschest-. Daneben seltener: frischst-, raschst-. Aber: fantastischst- /*fantastischest-

Bei Diphthongen oder Vollvokalen im Auslaut ist der silbische Marker fakultativ, z. B.:

neuest-/neust-, rohest-/rohst-


Die Komparationsmarker am Adjektiv sind folgende Suffixe (mit/ohne Umlaut in der Stammform):
Komparativ: -er
Superlativ: -(e)st
Die Komparationsmarker am polnischen Adjektiv sind die Infixe sz- und ejsz- im Komparativ und Superlativ und das Präfix naj- im Superlativ. Diese Formen werden immer weiter nach Genus, Numerus und Kasus sowohl attributiv wie auch prädikativ flektiert.

Der Umlaut kann phonologisch nicht vorhergesagt werden und tritt nur bei den Komparationsformen bestimmter Adjektive auf, dann aber immer in beiden Steigerungsstufen, weshalb von einer gemeinsamen Stammform für Komparativ und Superlativ (Nicht-Positiv) ausgegangen werden kann. Diese zweite Stammform entsteht auf der Grundlage der Positivstammform und ist entweder mit ihr formgleich (z. B. neu → neu-) oder trägt zusätzlich Umlaut (z. B. stark → stärk-).

Im Polnischen gibt zwar keine Umlautformen, aber historisch und/oder phonologisch bedingt kommen häufig konsonantische Alternationen (einfacher Wechsel, mehrfacher Wechsel, Ausfall) im Stammauslaut eines Adjektivs zwischen der Form des Positivs und des Komparativs vor, z. B. miłymilszy, zwięzłyzwięźlejszy, słodkisłodszy. Alterniert wird auch im Bereich des adjektivischen Vokalismus. Der Stammvokal kann im Positiv geändert werden (z. B. białybielszy) oder ausfallen (z. B. lekki lżejszy).

Die Stammform(en) für Komparativ/Superlativ bestimmter einsilbiger Adjektive werden mit Umlaut gebildet, alle anderen ohne Umlaut.
Die Stammform(en) für Komparativ/Superlativ mehrsilbiger Adjektive werden fast immer ohne Umlaut gebildet.

Bestimmte einsilbige Adjektive bilden die Komparativ-/Superlativ-Stammformen mit Umlaut:

alt, arg, arm, grob, groß, hart, hoch, jung, kalt, klug, krank, kurz, lang, nah, scharf, schwach, schwarz, stark, warm

Einige Adjektive schwanken diesbezüglich:

rot (häufiger mit Umlaut), schmal (häufiger ohne Umlaut), bang, blass, fromm, glatt, karg, nass (nur selten mit Umlaut), krumm (sehr selten mit Umlaut)

Alle anderen einsilbigen Adjektive, sowie mehrsilbige Adjektive (mit Ausnahme von gesund) haben keinen Umlaut, z. B.:

blank, blau, froh, bunt, flau, rau, schlau

dunkel, genau, lose, mager, sauber

Die mit diesen Stämmen gebildeten Komparativ- und Superlativformen werden wie attributive Adjektive dekliniert:

der älteste Mann

sein jüngerer Sohn

Wird ein Komparativ adverbial oder prädikativ gebraucht, wird die Grundform auf -er verwendet, an die keine weiteren Flexionsmarker treten. Superlativformen haben hingegen fast immer Flexionsendungen (Ausnahmen sind einige lexikalisierte Formen, die auf Superlative zurückgehen, z. B. längst). Der adverbial oder prädikativ verwendete Superlativ erhält regelmäßig die Kombination aus am + Superlativstammform + -en, z. B. am längsten:

Mit durchschnittlich 83 Jahren werden Japanerinnen am ältesten. Ihre Männer führen mit statistisch 77 Jahren im Vergleich zu ihren Geschlechtsgenossen das längste Leben. [Salzburger Nachrichten, 12.05.1999]

Die Abfolge der Flexionssuffixe deklinierter Komparationsformen stellt ein Beispiel agglutinierender Suffigierung im Deutschen dar. Deklinationsmarker, die fusionierende Genus-/Kasus-/Numerus-Marker sind, werden direkt an die Komparationsmarker angehängt:

den stärk-st-en Kaffee; schön-er-e Blumen

Einige wenige Adjektive bilden unregelmäßige Komparationsformen. Das betrifft:

uneinheitliche Stammformen in den Steigerungsstufen durch Suppletivformen:

gut → besser → best-

viel → mehr → meist-

wenig → minder → mindest (daneben regelmäßig wenig - weniger - wenigst)

oder phonologisch bedingten Lautveränderungen in den Komparationsformen:

groß → größer → größt- (Reduktion von [s])

hoch → höher → höchst-, nah → näher → nächst- (Schwund von [x]/[ç] vor vokalischen Endungen)

Die uneinheitlichen Stammformen in den Steigerungsstufen (im Komparativ und Superlativ anderer Stamm als im Positiv) kommen im Polnischen teils in denselben Adjektiven wie im Deutschen (z. B. dobrylepszynajlepszy), teils in anderen (z. B. złygorszynajgorszy) vor.

Flektierbarkeit

Die Komparativformen mehr und weniger bleiben unflektiert (z. B. *wenigere).

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