Schwache Verben
(frz. verbes faibles)
Die überwiegende Anzahl deutscher Verben flektiert schwach. Die Konjugation schwacher Verben ist verglichen mit den anderen Flexionsklassen in Bezug auf die Tempus-/Modusflexion besonders regelmäßig, da diese Verben nur eine Stammform (frz. forme de radical) besitzen. Sie bilden im Deutschen eine produktive Flexionsklasse, die durch neue Verben (z. B. Wortbildungsprodukte, die durch explizite Derivation, z. B. verlinken oder Konversion , z. B. mailen entstanden sind) oder Flexionsklassenwechsel starker Verben (frz. verbes forts) erweiterbar ist.
Während das Deutsche alle Infinitivformen mit dem Suffix -(e)n bildet, werden im Französischen zur Bildung des Infinitivs unterschiedliche Suffixe herangezogen, vor allem -er und -ir, aber auch -oir, -re usw. Ausgehend von diesen Suffixen werden die Vollverben des Französischen in drei Hauptklassen geteilt, von denen die erste (Verben auf -er) als die "regelmäßigste" gilt, weil sie die wenigsten Besonderheiten in der Konjugation aufweist. Dies erklärt, warum diese erste Hauptklasse heute die einzig produktive ist, siehe z. B. mailer (mailen), briefer (informieren), chater/chatter (chatten), lifter (liften), surfer (surfen), zapper (zappen), zoner (herumtrödeln), zoomer (zoomen) usw.
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Bildung der Flexionsformen
Die Formen des Präteritums werden durch Suffigierung von -(e)te- (Präteritalsuffix) gebildet, auf das ein Personal-/Numerussuffix folgt.
Das Partizip II schwacher Verben wird durch Affigierung von ge-...-(e)t an den Verbstamm gebildet, z. B. gesucht. Verben mit unbetontem, festem (Wortbildungs-)Präfix affigieren nur das Suffix -(e)t, z. B.: Er hat es versucht. Bei Verben mit betontem, abtrennbarem Präverb wird ge- wird zwischen Präverb und Verbstamm eingefügt, z. B. er wurde ausgesucht.
Das Vorhandensein eines dem Präterital- oder Partizipialsuffix vorausgehenden Schwas (-ete, -et) ist phonologisch bedingt, d. h. von der lautlichen Beschaffenheit des Verbstamms abhängig. Schwa wird an dieser Stelle gesetzt, wenn der Verbstamm auf einen Dental (z. B. reden) oder einen Plosiv/Frikativ + Nasal (z. B. atmen) endet (siehe auch Tempusmarker).
Die folgende Übersicht der finiten tempus- und modusbestimmten Formen schwacher Verben zeigt, dass nur für Präsens, Präteritum Indikativ und Konjunktiv I spezifische Formen vorliegen. Im Konjunktiv wird nur die 3. Person Singular durchgängig von der entsprechenden Indikativform unterschieden. Bei den meisten schwachen Verben gilt das auch für die 2. Person im Singular und Plural (Adressaten). Bei Verben mit den lautlichen Voraussetzungen wie reden und atmen fallen diese Formen jedoch mit den entsprechenden Indikativformen zusammen.
Der Infinitiv leitet sich aus dem Verbstamm ab, indem -en suffigiert wird, z. B. suchen. Bei Verben, deren Stamm auf -el/-er enden, wird der Infinitiv genau wie die finiten Verbformen im Plural mit Hilfe der schwalosen Variante -n gebildet, z. B. sammeln.
Gemischte (unregelmäßig schwache) Verben
Die Bezeichnung gemischte Verben verweist auf die besondere Stammformenbildung, die formale Mittel der beiden Hauptklassen vereint. Folgende Verben werden als unregelmäßige schwache bzw. als gemischte Verben bezeichnet:
brennen, bringen, denken, dünken (veraltet), kennen, nennen, rennen, senden (auch schwach) wenden (auch schwach)
Stammformen gemischter Verben
Die Präteritalstammformen gemischter Verben weisen wie starke Verben Vokalwechsel (rot markiert) und teilweise Konsonantenwechsel (blau markiert) auf. Zur Bildung der Formen des Präteritums wird aber zusätzlich (wie bei schwachen Verben) das Präteritalsuffix -te- an die Präteritalstammform affigiert. Gemischte Verben haben wie starke Verben auch eine sekundäre Präteritalstammform zur Bildung von Konjunktiv-Präteritum-Formen, die jedoch nur bei denken und bringen formal ausdifferenziert ist (däch-te-, bräch-te-). Bei allen anderen gemischten Verben fällt sie mit der Präsensstammform zusammen (z. B. du kenn-te-st (Konj.Prät.)):
Die primäre Präteritalstammform wird mit a-Ablaut gebildet, die sekundäre Präteritalstammform weist einen Umlaut (a→e/ä) auf.
Präsensstammform | prim. Präteritalstammform | sek. Präteritalstammform | |
denken | denk- | -dach- | däch- |
kennen | kenn- | -kann- | kenn- |
Variation zwischen Formen gemischter Verben
Die gemischten Verben senden und wenden besitzen neben den gemischten auch schwache Stammformen:
senden – sandte/sendete – gesandt/gesendet, wenden – wandte/wendete – gewandt/gewendet.
Das veraltete Verb dünken besitzt neben den schwachen Formen dünkt – dünkte – gedünkt auch die abgelauteten Formen deucht – deuchte – gedeucht.
Eine ausführlichere Betrachtung der Variation unter Berücksichtigung von Bedeutungsunterschieden zwischen den gemischten und den schwach konjugierten Varianten ist in folgenden Artikeln aus "Grammatik in Fragen und Antworten" nachzulesen:
Sendete/wendete
oder sandte/wandte? — Variation in der Flexion und
Bedeutungsunterschiede
Absatz
2 kann erst angewendet werden, wenn Absatz 1 angewandt worden ist —
Variation in der Flexion
Bildung der Flexionsformen
Die finiten tempus- und modusbestimmten Formen gemischter Verben werden nach dem Vorbild von brennen (ebenso: kennen, nennen, rennen), denken (ebenso: bringen, mit Konsonantenwechsel zu ch) und senden (ebenso: wenden) konjugiert.
Der Imperativ wird wie bei den schwachen Verben gebildet, z. B. renn(e)/rennt; sende/sendet. Auch der Infinitiv ist regelmäßig aus der Präsensstammform ableitbar, z. B. bringen.
Zur Bildung des Partizips II affigieren gemischte Verben (ge-)...-t an die durch einen Ablaut gekennzeichnete (primäre) Präteritalstammform, z. B. gekannt. Für gemischt flektierende Verben mit Präfix/Präverb gelten dieselben Bedingungen wie bei den schwachen Verben, z. B.: verbrannt, abgebrannt.