Flexion der Adjektive
Adjektive fungieren in erster Linie als Modifikatoren von Nomina und dienen der zusätzlichen Charakterisierung von Gegenständen oder der Zuschreibung von Eigenschaften. Adjektive werden in den drei Steigerungsstufen Positiv (z. B. schön), Komparativ (schöner) und Superlativ (schönst-) kompariert und in attributiver Verwendung nach Kasus, Genus und Numerus dekliniert. Komparation und Deklination stellen für Adjektive unabhängige, durch verschiedene Marker gekennzeichnete und an einer Wortform gleichzeitig agglutinierend wirkende Formen der Flexion dar (schönere Blumen). Adjektive können als Attribute, als Prädikativkomplemente und als Adverbialia fungieren. Zu den Adjektiven zählt auch das aus einem Verb gebildete Partizip I. Das Partizip II ist eine Flexionsform des Verbs, die auch als Adjektiv gebraucht werden kann (vgl. Verbflexion).
Beispiele:
- Attribut: ein katastrophales Ergebnis
- Prädikativkomplement: das Ergebnis war katastrophal
- Adverbiale: sie lügt katastrophal
- Partizip I / II: ein schockierendes Ergebnis / die schockierten Besucher
- Komparation: ein katastrophaleres Ergebnis / das katastrophalste Ergebnis
In einigen Grammatiken werden auf ein Verb bezogene Adjektive als Adverbien bezeichnet, z. B.:
Sie fährt schnell.
In ProGr@mm kontrastiv wird die Unterscheidung aber nicht nach dem syntaktischen Bezug, sondern nach den Flexionseigenschaften getroffen. Adverbien sind unflektierbare Ausdrücke wie z. B.:
gern, dort, gestern, anders, kopfüber, hierher, darauf, landeinwärts, leider etc.
Adjektive in attributiver Verwendung sind hingegen grundsätzlich flektierbar. Sie können aber wie im obigen Beispiel als Adverbiale fungieren.
Deklination der Adjektive
Attributiv verwendete Adjektive flektieren nach Kasus, Genus und Numerus und treten in zwei Flexionsmustern auf, einem "starken" und einem "schwachen":
Flexionsmuster | Flexionsmarker | Verwendung | Beispiel | |
starke Flexion | -e, -en, -er, -es, -em | nach den meisten, der Flexion des indefiniten Artikels folgenden
endungslosen/unflektierten Artikelformen und wenn kein Artikel vorhanden ist: ø; ein; mein, dein/Ihr, sein/ihr, unser, euer/Ihr, ihr; kein, irgendein | mit frischem
Mut mit ihrer Freundin | |
schwache Flexion | -e, -en | nach den meisten, der Flexion des definiten Artikels folgenden Artikelformen, die
Flexionsendungen besitzen: der/die/das...; dies-, jen-, welch-, solch-; all-; ein-; kein-; mein-, dein-/Ihr-, sein-/ihr-, unser-, euer-/Ihr-, ihr- | mit dem frischen Mut der Jugend |
Manche Grammatiken (vgl. Eisenberg 2006) unterscheiden ein drittes, gemischtes Flexionsmuster für Adjektive nach Artikeln, die in ihren Flexionsmustern sowohl endungslose als auch Formen mit Flexionsendung besitzen (indefiniter Artikel, Possessiv-Artikel und Quantifikativ-Artikel kein-). Nach dieser Einteilung würden nur Adjektive ohne Artikel stark flektieren und vorausgehende Artikel entweder das schwache oder das gemischte Flexionsmuster beim Adjektiv regieren. Das gemischte Flexionsmuster setzt sich dann aus starken (rot markiert) und schwachen Formen zusammen:
Die Wahl des Flexionsmusters, nach dem ein Adjektiv flektiert, ist abhängig vom Vorhandensein eines Artikels und dessen Rektionseigenschaften. Ist ein Artikel vorhanden, regiert er nachfolgende attributive Adjektive hinsichtlich der Flexionskategorie stark oder schwach. Ist kein Artikel vorhanden kommt nur die starke Flexion in Frage.
Auch Adjektive, die syntaktisch wie Nomina (nominalisiert) gebraucht werden, flektieren nach den adjektivischen Flexionsmustern stark/schwach:
Unbekannte haben die Postagentur in Wandlitz (Barnim) überfallen. [Berliner Zeitung, 04.02.2006]
Die Unbekannten hatten im Gebüsch gelauert. [dpa, 05.02.2006]
Daneben gibt es auch den auf der Basis eines semantischen Bedürfnisses syntaktisch substantivierten Gebrauch; hier bewirkt der definite Artikel schwache Adjektivflexion, z. B. das Grüne, das Deutsche:
ins Grüne fahren
aus dem Deutschen / ins
Deutsche übersetzen.
Bestimmte Nominalisierungen von Adjektiven (Konversion) folgen nominalen Flexionsklassen.
Bei Farb- und Sprachbezeichnungen handelt es sich um Neutra der Nebenklasse -s/-s, wobei das Plural-s bei Farben als umgangssprachlich gilt und das Genitiv-s bei Sprachen fakultativ ist (vgl. Duden 2006):
jenes dunkelste Blau aller dunklen Blaus [Die Zeit, 30.05.1997]
"Die Eigenschaften, die man einem Blau, einem Rot oder Grün zuschreibt, sind bereits nicht mehr die dieses Rots, dieses Blaus oder Grüns [...]" [Züricher Tagesanzeiger, 24.02.1998]
Es geht hier um die staatspolitisch äusserst wichtige Frage, ob wir des modischen Englischs wegen Französisch reduzieren und Italienisch (notgedrungen) ganz aus der Volksschule verbannen sollen. [Züricher Tagesanzeiger, 29.12.1997]
Daneben gibt es auch den syntaktisch nominalisierten Gebrauch solcher Farb- und Sprachbezeichnungen mit schwacher Adjektivflexion (z. B. des Grünen, das Deutsche).
Maskuline Nomina, die durch Nominalisierung aus Adjektiven hervorgegangen sind (und in der Regel belebt sind) flektieren wie Nomina der Nebenklasse -(e)n/-(e)n (die sog. schwachen Maskulina), z. B. ein Invalide.
Das Adjektiv kann als Teil einer aufgespaltenen Nominalphrase in Distanzstellung zum Nomen stehen:
Servietten habe ich nur weiße.
Oder es kann eine Ellipse des Nomens vorliegen, das Bezugsnomen kann ausgelassen werden (Analepse):
Besonders das Torhüterproblem ist ein großes. [Neue Kronen-Zeitung, 10.06.1998]
In diesen Fällen wird das Adjektiv regelmäßig wie ein attributives Adjektiv stark/schwach flektiert und, anders als im substantivierten Gebrauch, orthographisch durch Kleinschreibung gekennzeichnet.
Starke Flexion
Die Formen entsprechen mit Ausnahme des Genitiv Singular Maskulinum und Neutrum denen des Grundmusters der Flexion von Artikeln und Pronomina. Im Genitiv Maskulinum und Neutrum besitzen Adjektive aber immer die Endung -en (statt -es):
der holzige Geschmack guten, alten Weines
Adjektive flektieren nach dem starken Muster, wenn kein Artikel vorausgeht, wenn der vorausgehende Artikel nach dem Muster des indefiniten Artikels (ohne Nominativendung) flektiert oder unflektiert ist (siehe dennoch die Sonderfälle etlich-, einig-, mehrer-). In der starken Flexion übernimmt dann die Adjektivform die spezifische Markierungsleistung eines Artikels mit Flexionsendung. Beispiele:
altes | Zeug | |
sein | altes | Zeug |
lauter | altes | Zeug |
(einige) | alte | Klamotten |
Vergleich zwischen dem Grundmuster der Artikelflexion und starker Adjektivflexion in der Nominalphrase (Abweichungen sind violett/grün hervorgehoben):
Maskulinum | Neutrum | Femininum | Plural | ||
Nominativ | dieser
Wein roter Wein | dieses
Glas dünnes Glas | diese
Freude große Freude | diese
Gläser dünne Gläser | |
Akkusativ | diesen
Wein (ohne) roten Wein | dieses
Glas (ohne) dünnes Glas | diese
Freude (ohne) große Freude | diese
Gläser (ohne) dünne Gläser | |
Dativ | diesem
Wein (mit) rotem Wein | diesem
Glas (mit) dünnem Glas | dieser
Freude (mit) großer Freude | diesen
Gläsern (mit) dünnen Gläsern | |
Genitiv | dieses
Weins roten Weins | dieses
Glases dünnen Glases | dieser
Freude großer Freude | dieser
Gläser dünner Gläser |
Schwache Flexion
Bei der schwachen Adjektivflexion treten nur die zwei Marker -e und-en auf:
Adjektive flektieren nach dem schwachen Muster, wenn ein Artikel vorausgeht, der Flexionsendungen besitzt. Dies ist nach dem definiten Artikel der Fall, sowie nach Artikeln, die nach dem Grundmuster flektieren. Bei den Artikeln, die nach dem Muster des indefiniten Artikels (ohne Nominativendung) flektieren, werden Adjektive schwach flektiert, wenn die Form des Artikels Flexionsendungen besitzt (z. B. nach einem, keiner, seines). In der schwachen Flexion ergänzt dann die Adjektivform die Markierungsleistung eines Artikels mit Flexionsendung in den Kongruenzbeziehungen innerhalb der Nominalphrase. Beispiele:
dieses alte Zeug
seines alten Zeugs
Maskulinum | Neutrum | Femininum | Plural | ||
Nominativ | der nette Mann | das nette Kind | die nette Frau | die netten Leute | |
Akkusativ | den netten Mann | das nette Kind | die nette Frau | die netten Leute | |
Dativ | dem netten Mann | dem netten Kind | der netten Frau | den netten Leuten | |
Genitiv | des netten Mannes | des netten Kindes | der netten Frau | der netten Leute |
Zu Schwankungen zwischen starkem und schwachem Flexionsmuster bei adjektivischen Bezeichnungen nach einem Personalpronomen (z. B. wir Deutsche/Deutschen) siehe Grammatik in Fragen und Antworten, bei Folgen von mehreren attributiven Adjektiven (z. B. mit den Stimmen einiger kleiner Parteien vs. die Klagen einiger kleinen Parteien) siehe Wortgruppenflexion.
Unflektierte Adjektive
Syntaktisch bedingte Endungslosigkeit
Gemäß den Bedingungen für die syntaktische Struktur von Adjektivphrasen wird nur der Kopf (fett) einer attributiv verwendeten Adjektivphrase flektiert (rot), d. h. Adjektive, die den Kopf einer Adjektivphrase erweitern (blau), bleiben unflektiert, z. B.:
ein typisch_ bayrisches Gericht
Die Köpfe von adverbial und prädikativ verwendeten Adjektivphrasen bleiben ebenfalls unflektiert (Das Gericht ist typisch_ bayrisch_ ).
Dort, wo im Deutschen als Erweiterung des adjektivischen Kopfes ein anderes (unflektiertes) Adjektiv steht, muss im Französischen ein Adverb verwendet werden. Dabei handelt es sich in der Regel um eine mit -ment vom Adjektiv abgeleitete Form:
un plat typiquement
bavarois
une saucisse
typiquement bavaroise
Im Gegensatz zum Deutschen wird im Französischen der Kopf einer prädikativ verwendeten Adjektivphrase immer flektiert:
Cette saucisse est typiquement
bavaroise.
Ces saucisses sont
typiquement bavaroises.
Aber: une affaire fort intéressante; une émission fort ennuyeuse
Verwendungsweise | |
attributiv | der leuchtend grüne Baum die ganz besonders zufriedenen Kunden |
adverbial | Der Baum schillert leuchtend
grün. Die Kunden sehen ganz besonders zufrieden aus. |
prädikativ | Der Baum ist leuchtend
grün. Die Kunden sind ganz besonders zufrieden |
Die Adjektive viel und wenig sowie ihre Komparativformen mehr und weniger können wie Quantifikativ-Artikel verwendet werden und bleiben dann unflektiert (vgl. Quantifikativ-Artikel lauter, etwas).
Man gestand auch zu, daß viel Wasser gespart werden
könnte, wenn weniger Wasser verschwendet würde, als es bisher noch allgemein üblich
ist. [Frankfurter Allgemeine, 09.03.2001]
viel warmes Wasser; wenig
schlechtes Material; mehr gute Einfälle; weniger giftige Abfälle
Nicht flektierbare Adjektive
Adjektive, die nur prädikativ verwendbar sind, werden folglich (standardsprachlich) nicht flektiert:
egal, einerlei, eingedenk, feind, gewahr, gram, k.o., leid, los, o.k/okey/okay, plemplem, quitt, schade, schnuppe, untertan
Die Komparativformen mehr und weniger sind, unabhängig von ihrem syntaktischen Gebrauch, nicht flektierbar: *mehre, *wenigeres.
Die Flexion bestimmter Farbadjektive wird von normativen Grammatiken abgelehnt, z. B. lila, oliv, orange, ocker, pink, rosa, türkis. Entsprechende Formen werden aber bei attributivem Gebrauch gelegentlich trotzdem flektiert.
Adjektive mit unbetontem Vollvokal im Auslaut, wie z. B. prima, mini und die Farbadjektive lila, rosa, flektieren aus phonologischen Gründen nicht (und bilden keinen Komparativ): *lila-e, *rosa-er. In flektiertem Gebrauch wird deshalb dem Wortstamm der Farbadjektive ein -n hinzugefügt, um Flexionsendungen anhängen zu können (z. B. ein lilanes Hemd, rosane Gardinen ):
Wer genau hinsieht, erkennt, dass eines der drei kleinen Bärchen, das rosane natürlich, ein Mädchen ist. [die tageszeitung, 16.12.1999]
Eine weitere Möglichkeit ist die Bildung von Zusammensetzungen mit -farbig-/-farben-:
ein lilafarbiges/lilafarbenes Hemd; eine ockerfarbige/ockerfarbene Hose.
Besonderheiten bei Zahladjektiven
Die Flexion der deutschen Zahladjektive ist teilweise uneinheitlich. Ordinalzahl-Adjektive (z. B. der dritte Mann, das fünfte Gebot) werden regelmäßig stark oder schwach flektiert. Auch das Kardinalzahl-Adjektiv ein (nicht zu verwechseln mit dem indefiniten Artikel oder Indefinit-Pronomen ein-) wird normalerweise stark oder schwach flektiert.
Ich habe nur das eine Fahrrad. Mit dem einen Fahrrad können wir nicht zu zweit fahren.
Prädikativ, bei Uhrzeitangaben (ohne Uhr) und im mathematischen Gebrauch wird die Form eins verwendet, z. B.:
viertel nach eins; 1, 5 (eins Komma fünf)
Der Gebrauch als Kardinalzahl-Adjektiv mit der Form ein (flektierbar) beschränkt sich im Wesentlichen auf Verbindungen mit Bruchzahlen, Junktoren + Kardinalzahlen und Uhrzeitangaben (mit Uhr), z. B.:
ein zehntel Millimeter; ein bis/oder vier Tage; ein Uhr
Die anderen Kardinalzahl-Adjektive und Bruchzahlen werden, bis auf einige Ausnahmen, nicht flektiert (endungslos).
Genitivformen auf -er: zweier, dreier, vierer (höhere Zahlen sind sehr selten); hunderter, tausender.
Sie ist Mutter zweier Kinder und hat Jura studiert. [Mannheimer Morgen, 19.01.2006]
Die Kardinalzahl-Adjektive hundert und tausend haben neben unflektierten auch stark/schwach (Plural) flektierte Formen, z. B.:
Besonders betroffen sind die hunderten Pendler, die täglich lange Anfahrtswege auf sich nehmen. [Tiroler Tageszeitung, 10.11.2000]
Bei den Zahlen zwei bis zwölf gibt es noch stark flektierte Formen. Die starken Nominativ/Akkusativ-Pluralformen auf -e sind stilistisch markiert und nur noch im nominalisierten Gebrauch zu finden.
Beispiele:
Nominativ-/Akkusativformen auf -e: zweie, dreie... zwölfe (nur nominalisiert); hunderte, tausende
Beim Nachtlager im Freien sollten zweie Wache schieben! [die tageszeitung, 01.04.2006]
Dativformen auf -en: zweien, dreien, vieren...(*siebenen),... zwölfen; hunderten, tausenden
Es entspringt hunderten Stunden von Tondokumenten und tausenden Seiten von Protokollen [..] [Berliner Zeitung, 15.08.2005]
Fünf Stadien von zwölfen werden im Rahmen des „Festivals der Meister” [...] bespielt [...] [die tageszeitung, 15.06.2005]
Komparation (Steigerung) der Adjektive
Die Komparation ist neben Deklination und Konjugation die dritte Form der Flexion. Adjektive haben einen Positiv (Grundstufe) und können mit den Steigerungsstufen Komparativ und Superlativ kompariert werden, für die je eine Stammform zur Verfügung steht. Die individuellen Stammformen für Komparativ und Superlativ entstehen, indem die Komparationsmarker -er zur Bildung des Komparativs (z. B. stärker) und -(e)st zur Bildung des Superlativs (z. B. neuest-, stärkst-) an die gemeinsame Stammform des Nicht-Positivs angehängt werden:
Positiv | Komparativ | Superlativ |
neu | neuer | neuest- |
stark | stärker | stärkst- |
Bei Adjektiven mit bestimmten phonologischen Voraussetzungen kann der Superlativmarker silbisch mit Schwa verwendet werden: -est.
Standardsprachlich wird der Superlativ mit dem silbischen Marker gebildet, wenn die Positivstammform auf [d, t], [z, s] oder [sk] endet, z. B.:
müdest-, fettest-, weisest-, heißest-, groteskest-
Bei [ʃ] im Auslaut wird standardsprachlich meist ebenfalls die silbische Form verwendet, wenn nicht das Wortbildungssuffix -isch vorliegt, z. B.:
frischest-, raschest-. Daneben seltener: frischst-, raschst-. Aber: fantastischst- /*fantastischest-
Bei Diphthongen oder Vollvokalen im Auslaut ist der silbische Marker fakultativ, z. B.:
neuest-/neust-, rohest-/rohst-
Die Komparationsmarker am Adjektiv sind folgende Suffixe (mit/ohne Umlaut in der Stammform):
Komparativ: -er
Superlativ: -(e)st
Der Umlaut kann phonologisch nicht vorhergesagt werden und tritt nur bei den Komparationsformen bestimmter Adjektive auf, dann aber immer in beiden Steigerungsstufen, weshalb von einer gemeinsamen Stammform für Komparativ und Superlativ (Nicht-Positiv) ausgegangen werden kann. Diese zweite Stammform entsteht auf der Grundlage der Positivstammform und ist entweder mit ihr formgleich (z. B. neu → neu-) oder trägt zusätzlich Umlaut (z. B. stark → stärk-).
Die Stammform(en) für Komparativ/Superlativ mehrsilbiger Adjektive werden fast immer ohne Umlaut gebildet.
Bestimmte einsilbige Adjektive bilden die Komparativ-/Superlativ-Stammformen mit Umlaut:
alt, arg, arm, grob, groß, hart, hoch, jung, kalt, klug, krank, kurz, lang, nah, scharf, schwach, schwarz, stark, warm
Einige Adjektive schwanken diesbezüglich:
rot (häufiger mit Umlaut), schmal (häufiger ohne Umlaut), bang, blass, fromm, glatt, karg, nass (nur selten mit Umlaut), krumm (sehr selten mit Umlaut)
Alle anderen einsilbigen Adjektive, sowie mehrsilbige Adjektive (mit Ausnahme von gesund) haben keinen Umlaut, z. B.:
blank, blau, froh, bunt, flau, rau, schlau
dunkel, genau, lose, mager, sauber
Die mit diesen Stämmen gebildeten Komparativ- und Superlativformen werden wie attributive Adjektive flektiert:
der älteste Mann
sein jüngerer Sohn
Wird ein Komparativ adverbial oder prädikativ gebraucht, wird die Grundform auf -er verwendet, an die keine weiteren Flexionsmarker treten.
Dein Sohn ist schlauer als meiner.
Paula ist
jünger als ihre Schwester, kocht aber raffinierter als sie.
Superlativformen haben hingegen fast immer Flexionsendungen (Ausnahmen sind einige lexikalisierte Formen, die auf Superlative zurückgehen, z. B. längst). Der adverbial oder prädikativ verwendete Superlativ erhält regelmäßig die Kombination aus am + Superlativstammform + -en, z. B. am längsten:
Mit durchschnittlich 83 Jahren werden Japanerinnen am ältesten. Ihre Männer führen mit statistisch 77 Jahren im Vergleich zu ihren Geschlechtsgenossen das längste Leben. [Salzburger Nachrichten, 12.05.1999]
Die Abfolge der Flexionssuffixe von Komparationsformen stellt ein Beispiel agglutinierender Suffigierung im Deutschen dar. Deklinationsmarker, die fusionierende Genus-/Kasus-/Numerus-Marker sind, werden direkt an die Komparationsmarker angehängt:
den stärk-st-en Kaffee; schön-er-e Blumen
Einige wenige Adjektive bilden unregelmäßige Komparationsformen. Das betrifft:
uneinheitliche Stammformen in den Steigerungsstufen durch Suppletivformen:
gut → besser → best-
viel → mehr → meist-
wenig → minder → mindest (daneben regelmäßig wenig - weniger - wenigst)
oder phonologisch bedingten Lautveränderungen in den Komparationsformen:
groß → größer → größt- (Reduktion von [s])
hoch → höher → höchst-, nah → näher → nächst- (Schwund von [x]/[ç] vor vokalischen Endungen)
Im Französischen gibt es im Bereich der Komparation ebenfalls unregelmäßige Formen:
bon (gut) → meilleur→ le meilleur
mauvais (schlimm)→ pire→ le
pire
bien (gut [Adv.]) → mieux → le
mieux
mal (schlimm [Adv.]) → pis → le
pire
Flektierbarkeit
Die Komparativformen mehr und weniger bleiben unflektiert (z. B. *wenigere).