Flexion der Pronomina
Aufgrund der Heterogenität der Wortklassen, die mit der Sammelbezeichnung Pronomina (frz. pronoms) benannt werden, sind auch die Flexionseigenschaften in den einzelnen Subklassen unterschiedlich. Pronomina flektieren prinzipiell nach Numerus, Kasus und Genus, wobei in bestimmten Flexionstypen Einschränkungen/Differenzierungen auftreten. Genusdifferenziert sind grundsätzlich die Pronomina, deren Wortform auch bei den Artikeln vorkommt (z. B. Demonstrativ- und Possessivpronomina). Des Weiteren wird beim anaphorischen Personalpronomen mit Hilfe verschiedener Wortstämme nach Genus differenziert.
Viele Pronomina haben ein Pendant bei den Artikeln (dieser Mensch - dieser; mein Land - meines). Mitunter ist die Einordnung nicht einfach und wird in verschiedenen Grammatiken unterschiedlich vorgenommen. Kommt einer fraglichen Wortform neben der Möglichkeit, Pronomen zu sein, eine determinierende Funktion zu (in adnominaler Verwendung), wird es in ProGr@mm auch als Artikel klassifiziert. Artikel und Pronomina haben teilweise unterschiedliche Flexionsparadigmen:
Das ist mein Ball! vs. Das
ist meiner!
Jedem sein Glück vs. Jedem sein(e)s /
Jedem das Seine
Pronomina können in folgende Subklassen eingeteilt werden:
- Kommunikanten-Pronomen (Sprecher- und Hörer-Pronomen): ich/wir, du/ihr, Sie
- anaphorisches Personalpronomen: er/sie/es //sie
- generalisierendes Personalpronomen: man
- Reflexiv-Pronomen (gebundenes Personalpronomen): sich
- Possessiv-Pronomen: mein-, dein-/Ihr-, sein-, ihr-, unser-, euer-/Ihr-, ihr-
- Demonstrativ-Pronomen: der, dies-, jen-, derjenige, (ein) solch-, derselbe, ebendies-, er (betont)
- Indefinit-Pronomen: ein-, etwas, irgendein-, irgend(et)was, irgendjemand-, irgendwer, welch-, irgendwelch-, jemand-, jedwed-, wer auch immer
- Quantifikativ-Pronomen: all-, einig-, etlich-, jed-, jedermann, manch-, mehrer-, sämtlich-, kein-, nichts, niemand-
- W-Pronomen: wer, was, welch-
Hierbei gibt es einige Pronomina, die sowohl die Merkmale der Indefinit-Pronomina als auch diejenigen der Quantitativ-Pronomina tragen; z. B.: ein-, etwas, einig-, etlich-, manch-, mehrer-.
In der traditionellen Einteilung nach Personalpronomina werden die Sprecher-Hörer-bezogenen Kommunikanten-Pronomina mit den anaphorischen Personalpronomina als 1., 2. und 3. Person zusammengefasst.
Das Reflexivpronomen wird oft in einem Paradigma mit den drei Personen und zwei Numeri, evtl. noch differenziert nach den Kasus Akkusativ und Dativ, angeführt (mich/mir, dich/dir , sich - uns, euch, sich). In ProGr@mm wird aber davon ausgegangen, dass die Sprecher- und Hörer-Ponomina so eindeutig verweisen, dass für sie spezielle Reflexivformen nicht nötig und auch nicht vorhanden sind, sondern dass die entsprechenden Sprecher- und Hörer-Pronomina je eine zusätzliche reflexive Lesart haben.
Flexionstypen
Für Pronomina und Artikel gibt es ein gemeinsames Grundmuster, nach dem die folgenden Pronomina flektieren:
- Demonstrativa dies-, jen- und solch- (Artikel und Pronomen)
- Possessiv-Pronomina mein-/dein-/sein- etc. (mit Besonderheiten)
- das W-Pronomen welch-
- das Indefinit-Pronomen ein-
- das Quantifikativ-Pronomen kein- (nur Singular auch: jed-)
SINGULAR | MASKULINUM | NEUTRUM | FEMININUM |
NOMINATIV | dieser | dieses | diese |
AKKUSATIV | diesen | dieses | diese |
DATIV | diesem | diesem | dieser |
GENITIV | dieses
[besser Ersatzformen:] dessen, von diesem | dieses [besser Ersatzformen:] dessen, von diesem |
dieser [oder Ersatzform] |
PLURAL | MASK./ NEUTR./ FEM. |
NOMINATIV | diese |
AKKUSATIV | diese |
DATIV | diesen |
GENITIV | dieser [oder Ersatzform] |
In der heutigen Standardsprache werden einzelne Formen bei bestimmten Pronomina durch Ersatzformen vertreten, so etwa bei dies- vor allem im Genitiv Singular Maskulinum und Neutrum, und zwar teilweise in Abhängigkeit vom jeweiligen Verb:
Ich erinnere mich (dieses Festes) [*dieses]
daran.
Wir bedürfen [*dieses]
dessen.
Bitte ein Kilo [*dieser] von
diesen.
Es sind folgende Abweichungen vom Grundmuster zu beachten:
Flexion der Kommunikanten-Pronomina
Sprecher- und Hörer-Pronomina flektieren nach Numerus und Kasus
(aber nicht nach Genus), die Hörer-Pronomina besitzen zusätzlich noch eine
Distanzform, auch "Höflichkeitsform" (frz. forme de
politesse) genannt: Sie [veraltet: Ihr, er/sie]:
Im Gegensatz zum Grundmuster liegen hier im Plural
Synkretismen zwischen Akkusativ und Dativ (Obliquus-Formen) vor. Der Stamm der Singularformen
besteht wie beim definiten Artikel aus nur einem Konsonanten für Sprecher (m-) und
Hörer (d-), im Plural lauten die Stämme uns- bzw.
eu-. Der Nominativ hat davon abweichende Formen, weist aber teilweise lautliche
Gemeinsamkeiten mit anderen Formen der Paradigmen auf (z. B. -[ç]: ich, euch; -[i:ɐ]:
wir/ihr, mir/dir). Die meisten dieser Formen (z. B. euch, wir)
sind Kontraktionen, die keine klare Unterscheidung zwischen lexikalischem Morphem und
Flexionsmarker gestatten und nur diachronisch aufzulösen sind. Die Distanzformen entsprechen formal
den anaphorischen Personalpronomina im Plural, werden aber laut Konvention großgeschrieben:
Singular u.
Plural, Mask. und Fem.: | |
NOMINATIV | Sie |
AKKUSATIV | Sie |
DATIV | Ihnen |
GENITIV | Ihrer |
Flexion der anaphorischen Personalpronomina
Die Flexion von er/es/sie//sie weicht vom Grundmuster ab, weist aber im
Gegensatz zu den Kommunikanten-Pronomina die gleichen Synkretismen wie das Grundmuster auf:
Nominativ/Akkusativ (Nicht-Obliquus)
der Femininum- und Plural-Formen haben die gleichen vokalischen Abweichungen vom Grundmuster wie
bei der/das/die//die. Akkusativ und Dativ sind ähnlich wie im Grundmuster durch
-n bzw. -m/-r gekennzeichnet, während die Genitiv-Formen analog
zu den Kommunikanten-Pronomina meiner/deiner gebildet werden:
SINGULAR | MASKULINUM | NEUTRUM | FEMININUM |
NOMINATIV | er (→ der) | es (→ das) | sie (→ die) |
AKKUSATIV | ihn (→ den) | es (→ das) | sie (→ die) |
DATIV | ihm (→ dem) | ihm (→ dem) | ihr (→ der) |
GENITIV | seiner (≠ des) | seiner (≠ des) | ihrer (∼ der) |
PLURAL | MASK./ NEUTR./ FEM. |
NOMINATIV | sie (→ die) |
AKKUSATIV | sie (→ die) |
DATIV | ihnen (∼ den) |
GENITIV | ihrer (∼ der) |
Im Französischen wird zwischen zwei Flexionsparadigmen von Kommunikanten- und
Personalpronomina unterschieden, zwischen den unbetonten Formen einerseits und den
betonten (auch 'disjunktiv' / 'auffällig' genannten)
Formen andererseits, deren Gebrauch allerdings gewissen Bedingungen unterliegt. Die
betonten Pronomina sind nicht kasusspezifiziert, sie weisen keine Kasusmarker auf (vgl.
unten).
Anm.: Die Begriffe Nominativ, Akkusativ und Dativ werden in den folgenden
Tabellen nur aus Gründen der Vergleichbarkeit mit dem Deutschen verwendet. Sie sind bei der
Beschreibung des Französischen sonst nicht üblich.
Die betonten Formen der jeweiligen Pronomina werden insbesondere in den folgenden Fällen verwendet:
1) Bei einigen Verben, die ein Komplement mit à / de anschließen - z. B. avoir affaire à, penser à, renoncer à, rêver de, parler de, se méfier de - kann die Dativform des unbetonten Pronomens nicht verwendet werden; die Form des Präpositionalkomplements muss hier beibehalten werden und wird entsprechend entweder durch à / de + betontes Pronomen ([+ belebt] und [+ human]) oder durch das Pronomen y bzw. en ausgedrückt; beiden Konstruktionen liegen hierbei bestimmte Verwendungsbedingungen zugrunde.
i) Das Kpräpà / de + betontes Pronomen wird als Ersatzkonstruktion prinzipiell für Personen ([+ belebt] und [+ human]) verwendet:
Il pense à ses parents (Er denkt an seine Eltern ([+ belebt] und [+
human])) => il pense à eux (Er denkt an
sie).
Tous les jours, il parle de Paula (Jeden Tag spricht er von Paula)
=> il parle d'elle (Er spricht von ihr).
ii) Das Pronomen y bzw. en steht gewöhnlich für unbelebte Referenten:
Il pense aux vacances d'été (Er denkt an die Sommerferien ([-belebt]))
=> il y pense (Er denkt daran).
Elle parle de ses voyages au Canada (Sie erzählt von ihren Kanada-Reisen) =>
elle en parle (sie erzählt davon).
Im heutigen Französisch neigt das Pronomen en zudem immer häufiger bei belebten Referenten verwendet zu werden:
Sa cousine, il parle d'elle comme d'une diva. (Wenn’s um seine Kusine geht, von ihr / der spricht er wie von einer Diva) vs. Sa cousine, il en parle comme d'une diva.
Elle parle de Whisky, son chien écrasé le mois dernier par une voiture (Sie erzählt von Whisky, ihrem Hund, der letzten Monat von einem Auto überfahren wurde) => elle en parle (sie erzählt von ihm).
Allgemeiner betrachtet muss das betonte Kommunikanten- und Personalpronomen nach einer Präposition verwendet werden:
Viens-tu avec moi? (Kommst du mit mir?)
2) Nach der Präsentativformel c'est… muss das betonte Pronomen stehen; im Deutschen entspricht ihm meist ein Kontrastakzent:
C'est moi! (Ich bin's !)
C'est moi qui t'ai appelé. (Ich habe
dich angerufen)..
3) Bei Kontrastierung, das heißt bei Herausstellungskonstruktionen, sei es links oder rechts, muss das betonte Pronomen in der linken bzw. rechten Satzperipherie verwendet werden; dadurch entsteht der anvisierte/angestrebte Kontrasteffekt. Im Satz wird es durch das unbetonte Pronomen vertreten:
Je le connais bien,
lui // Lui
, je le connais bien. (Den kenne ich gut).
Toi, tu hésites toujours,
mais moi, jen'ai
peur de rien. (Du zögerst immer, aber
ich gehe immer richtig ran.)
Toi, elle t'a peut-être
menti, mais moi, elle me dit toujours la vérité. (Dich hat sie
vielleicht angelogen, aber mir sagt sie immer die
Wahrheit).
Flexion des Demonstrativ-Pronomens der/das/die//die
Die Formen des Demonstrativ-Pronomens sind bis auf den Genitiv und den Dativ Plural mit denen des definiten Artikels identisch und weisen die gleichen vokalischen Abweichungen vom Grundmuster auf: das [das] und die [di:]. Die Genitiv-Formen dessen/derer und der Dativ Plural denen entsprechen den um ein Affix -en/-er erweiterten Formen des definiten Artikels:
Tabelle der/das/die-Demonstrativum (im Vergleich zum definiten Artikel)
SINGULAR | MASKULINUM [↓ betont] | NEUTRUM [↓ betont] | FEMININUM [↓ betont] |
NOMINATIV | der (→ der) | das (→ das) | die (→ die) |
AKKUSATIV | den (→ den) | das (→ das) | die (→ die) |
DATIV | dem (→ dem) | dem (→ dem) | der (→ der) |
GENITIV | dessen (∼ des) | dessen (∼ des) | derer (∼ der) |
PLURAL | MASK./ NEUTR./ FEM. |
NOMINATIV | die (→ die) |
AKKUSATIV | die (→ die) |
DATIV | denen (∼ den) |
GENITIV | derer (∼ der) |
In der (anadeiktischen) Funktion der thematischen Fortführung korrespondieren Demonstrativ-Pronomina mit einem vorherigen Bezugsausdruck in Genus und Numerus. Der Kasus wird dabei von außen zugewiesen. Beispiel:
Wer ist dieser Herr mit rosa Krawatte? Hast du den hier schon mal gesehen?
Im Gegensatz zum Pendant bei den Artikeln, bei denen die anderen Elemente in der Nominalphrase für Klarheit sorgen, sind die Synkretismen bei den pronominalen Formen der, diese, derer nicht immer sofort hinsichtlich der Zuordnung zu den grammatischen Kategorien zu entschlüsseln, da sie als selbstständige Komplemente fungieren können. Unterstützend wirkt hier der anadeiktische und der Gebrauch in Relativsätzen, da sich die Bezugsausdrücke in unmittelbarer Nähe befinden.
Unter den Demonstrativ-Pronomina macht besonders das Pronomen der, die, das Schwierigkeiten, weil es mit dem Relativpronomen flexionsmorphologisch identisch ist. Allerdings spielt zum einen die Stellung des finiten Verbs eine diskriminatorische Rolle: Relativsätze zeichnen sich nämlich durch Verbendstellung aus; zum anderen erweist sich die prosodische Kontur als ausschlaggebend: Im Gegensatz zum Demonstrativ-Pronomen ist das Relativpronomen nicht akzentuiert:
Sie wusste es von ihrem Mann; der (Demonstrativ-Pr.) hatte es im
Betrieb gehört.
Sie wusste es von ihrem Mann, der
(Relativpr.) ihr alles bis ins Einzelne erzählt hatte.
"Oma, weißt du was? Ich habe rote Schuhe im Schuhgeschäft gesehen.
Ach, die (Demonstrativ-Pr.) gefallen mir so gut. Könntest du mir die nicht kaufen?", fragt sie kleinlaut
die Großmutter.
Der Junge erzählte 20 Minuten über seine Oma,
die (Relativpr.) in Gera lebte und 76
war.
Flexion der W-Pronomina wer/was
Wer und was sind nach der Kategorie Belebtheit differenziert: Wer verweist auf Belebtes, was auf unbelebte Entitäten und Sachverhalte. Das Pronomen mit dem Merkmal "belebt" flektiert formal wie das Demonstrativ-Pronomen der im Maskulinum, mit dem Merkmal "unbelebt" wie dessen Form im Neutrum:
Flexion des Indefinit-Pronomens jemand
Die indefiniten Pronomina jemand und irgendjemand
werden nur im Singular gebraucht und flektieren entweder nach dem Muster des indefiniten Artikels
Maskulinum (ohne Nominativ-/Akkusativ-Endung), oder wie ein Nomen nach der
s-Flexion (nur die Genitivform ist markiert):
jemand / irgendjemand | niemand | |
NOMINATIV | Hat [irgend]jemand etwas dagegen? | Niemand verlässt den Saal! |
AKKUSATIV | Wir müssen [irgend]jemand(en) beauftragen. | Wir vergessen niemand(en). |
DATIV | Pia möchte [irgend]jemandem vertrauen können. | Schmeichle niemandem! |
GENITIV | Hier steht [irgend]jemandes Schirm. | Das ist niemandes Schuld. |
jedermann | |
NOMINATIV | Hier ist jedermann willkommen. |
AKKUSATIV | Freizeitkleidung für jedermann. |
DATIV | Diese Operette gefällt jedermann. |
GENITIV | Austern sind nicht jedermanns Fall. |
Flexion der Quantifikativ-Pronomina
Die Quantifikativ-Pronomina alles, einiges, etliches, sämtliches,
jedwedes sind nicht genusdifferenziert.
Das Quantifikativ-Pronomen jedermann
wird nach der s-Kasusflexion gebildet.
Besonderheiten
Flexion der Possessiv-Pronomina
Bei den Possessiva ist zu beachten, dass je nach Bezugsausdruck mit Hilfe verschiedener Stämme (Suppletivformen) differenziert wird. Das Possessiv-Pronomen drückt auch eine Zugehörigkeitsrelation zum Sprecher (meiner) bzw. zu Sprechergruppen (uns(e)rer), zum Adressaten (deiner, Ihrer) bzw. zu Adressatengruppen (eu(e)rer/Ihrer) oder zu einem im vorausgehenden Kontext verbalisierten anderen Gegenstand (seiner, ihrer) aus. In letzterer Relation regiert der Bezugsausdruck außerdem Genus und Numerus des Stamms des Possessiv-Pronomens: Die Formen besitzen ein Possessor-Genus, das durch die unterschiedlichen Wortstämme sein- (Maskulinum/Neutrum) und ihr- (Femininum) markiert wird und ein Possessum-Genus, das durch Flexionssuffixe gekennzeichnet wird. Die im Flexionsmarker kodierte Kategorisierung nach Genus und Numerus korrespondiert also mit dem Genus und Numerus des Vorgängerausdrucks. Beispiel:
Gerhard und Doris haben beide einen Wagen. Sie nimmt aber immer seinen.
Bei den zweisilbigen Stämmen unser-/euer- kann das [ə] des Stammes getilgt werden, wenn die Marker -e, -es oder -er angehängt werden:, z. B. eure, unsres, unsrer. Bei den nasalen Marker -em, -en kann auch das [ə] der Endung getilgt werden, sodass der Nasal direkt an den Stamm tritt, z. B. unserm, euern (auch: unsrem, euren). Beispiele Beispiele [allerdings mit Possessiva als Artikel]:
„Das ist eure Chance, die Zukunft eurer Kinder zu sichern”, verkündet er. [die tageszeitung, 31.01.2005]
Wir alle [...] basteln im Kopf Selbstdarstellungsbilder von unserm Ich, unsern Wünschen, Träumen, Aggressionen. [Die Presse, 21.01.1993]
Für Possessiva als Pronomina gilt dasselbe:
Und was wird aus den Kindern? Die Zukunft eurer ist
unsicher.
Unsre haben mal wieder gut
gespielt.
Possessiva weisen getrennte Flexionstypen für Artikel und Pronomina auf. Als Artikel folgen sie der Flexion ohne Nominativ-/Akkusativ-Endung (vgl. Possessiv-Artikel). Die pronominale Flexion richtet sich dagegen nach dem Grundmuster:
Possessivum als Artikel:
Ihr-, Possessum im Singular, genusdifferenziert: | Possessivum als Artikel, Possessum im Plural: | |
NOMINATIV | Ihr- (- ø,- ø,-e) Ihr Vater, Ihr Kind, Ihre Frau | Ihre Väter/ Kinder/Frauen |
AKKUSATIV | Ihr- (-en, -ø, -e) Ihren Vater, Ihr Kind, Ihre Frau | Ihre Väter/Kinder/Frauen |
DATIV | Ihr- (-em, -em, -er) Ihrem Vater, Ihrem Kind, Ihrer Frau | Ihren Vätern/Kindern/Frauen |
GENITIV | Ihr- (-es, es, -er) Ihres Vaters, Ihres Kindes, Ihrer Frau | Ihrer Väter/Kinder/ Frauen |
Possessivum als Pronomen: Ihr-,
[siehe auch weiter unten] vom Artikel abweichende Formen: Possessum im Singular, genusdifferenziert: | Possessivum als Pronomen, Possessum im Plural: | |
NOMINATIV | Ihr- (-er, -es, -e) Das ist Ihrer, Ihres, Ihre. | Das sind Ihre. |
AKKUSATIV | Ihr- (-en, -es, -e) Ich kenne Ihren, Ihres, Ihre. | Ich kenne Ihre. |
DATIV | [Dativ identisch mit Artikelflexion] | [Dativ identisch mit Artikelflexion] |
GENITIV | [Fem.:] das Haus Ihrer [= ihrer
Frau] [oder Ersatzform:] das Haus von meiner. [Mask. und Neutrum: nur Ersatzform:] von Ihrem Das Haus meines Vaters und das Haus [*Ihres] von Ihrem. | Das Haus Ihrer [oder Ersatzform:]
von Ihren [= von Ihren Eltern] |
Das Possessiv-Pronomen kann als einziges Pronomen auch zusammen mit dem definiten Artikel auftreten und zeigt dann dieselben Endungen wie ein schwach flektiertes attributives Adjektiv:
dein Mann - deiner - der deine
meine Leute - meine - die meinen
meiner Frau - meiner - der meinen
sein Land - seines - das seine
Zudem gibt es die heute leicht ironisch wirkenden auf -ig abgeleiteten Langformen, die wie Adjektive flektiert werden: der Meinige, die Meinige, das Meinige, die Meinigen // der Deinige // der Seinige usw.
In solchen Fällen deckt sich das Deutsche mit dem Französischen: Die französischen Possessivpronomen bestehen nämlich aus der Kombination des definiten Artikels mit dem Possessivausdruck: mien, tien, sien, nôtre, vôtre, leur.
Die französischen Possessivpronomina im Singular weisen gegenüber den adnominalen Possessiva spezifische Formen auf, die jeweils nach Genus und Numerus flektiert werden (mien, tien, sien); bis auf den accent circonflexe "^" entsprechen die Possessivausdrücke im Plural, nôtre, vôtre und leur, den jeweiligen adnominalen Possessiva (vgl. die Possessivartikel).
Im Unterschied zu den deutschen Possessivpronomina der dritten Person Sg., die das Genus des Vorgängerausdrucks übernehmen, also ein Possessum-Genus aufweisen (vgl. die Flexionsendungen) und über zwei unterschiedliche Wortstämme gemäß Numerus und Genus des Bezugsausdrucks sein- / ihr- verfügen, also auch ein Possessor-Genus aufweisen, besitzen die französischen Possessivpronomina der dritten Person Sg. le sien / la sienne nur ein Possessum-Genus, das durch Flexionssuffixe gekennzeichnet wird: Es gibt nämlich keine Differenzierung im Stamm als Ausdruck der Possessor-Kategorien - was letztendlich zu einer gewissen "Possessor-Ambiguität" führen könnte:
(1) Maxime et Julie ont chacun un
ordinateur portable. [Maxime und Julie haben beide einen
Laptop].
Il prend toujours le
sien // Elle prend toujours le sien.
(Von welchem Laptop ist hier die Rede?). vs.
Er nimmt immer
seinen (Maximes Laptop) / Er nimmt immer
ihren (Julies Laptop).
Da die französischen Formen doppeldeutig sind, werden sie in der konkreten
Kommunikationssituation vermieden, ggf. durch klarheitsstiftende Ausdrucksmittel
begleitet.
- Im Mündlichen kann z. B. eine begleitende Geste Klarheit
verschaffen:
(2)Dany und Sophie gelten als mögliche Besitzer eines
Hundes.
"A qui est ce chien? " - " C'est le sien! " (Wem gehört dieser
Hund? Es ist seiner!) [Eine identifizierende Geste z. B. in Danys Richtung hebt die
Ambiguität des Possessivpronomens le sien auf.]
- Im Schriftlichen findet sich häufig eine Präpositionalphrase mit à + betontes anaphorisches Pronomen, die zur Referenzverdeutlichung beiträgt und somit, wie im folgenden Beispiel, die Possessor-Ambiguität aufhebt:
(3) L'autre jour, dans cette atmosphère de souvenirs, au sein de
cette nature sereine et douce, qui laisse si peu soupçonner une histoire tragique, j'ai essayé de
recomposer le paysage de jadis, celui qu'ont porté dans leurs yeux la vieille aïeule Anne Goguet et
l'ancêtre Jean Grou; j'ai essayé de me représenter
leurs figures effacées, la sienne à lui
surtout[,] que tant de fois j'ai voulu ressaisir dans les traits persistants de la lignée de ses
descendants. [L. Groulx, Notre maître, le passé, 1924].
(Neulich, in
jener Atmosphäre des Rückbesinnens, inmitten dieser sanften, friedlichen Natur, die so gar nicht
den Gedanken an eine tragische Geschichte aufkommen lässt, da habe ich versucht, mir die Landschaft
von damals zu vergegenwärtigen, so wie die Ahnfrau Anne Goguet und der
Urahn Jean Grou sie vor Augen hatten ; ich habe versucht, mir
ihre verblichenen Gesichter vorzustellen,
seines vor
allem, das ich so viele Male in der Ähnlichkeit der Züge seiner Nachkommen habe ausmachen
wollen.)
Mit der PP à lui im Französischen wird eindeutig das Gesicht eines männlichen Possessors wiederaufgenommen, im vorliegenden Fall wird Jean Grous Gesicht somit fokussiert.
Englisch + Französisch = Deutsch
Schließlich macht ein Vergleich der drei Sprachen Deutsch-Englisch-Französisch den zwitterhaften Charakter deutscher Possessivpronomina (3. Ps, Sing.) in Bezug auf die Possessor-Possessum-Markierung besonders deutlich. Bekanntlich sind im Englischen nur die Possessor-Kategorien lexikalisch markiert; vgl. her/his son - her/his daughter. Im Französischen ist hingegen nur das Possessum genus- und numerusmäßig markiert: le sien (son fils (à lui / à elle)) / la sienne (sa fille (à lui / à elle)). Die deutschen Possessiva aber zeichnen sich durch ihre Doppelkategorisierung aus:
Possessor-Kategorien sind Stamm-Kategorien :
sein-/ihr-
Possessum-Kategorien sind Flexions-Kategorien: Paulas
Auto => ihres
Nicht-Setzung von Schwa
Bei Pronomina, die im Akkusativ/Dativ (Obliquus) der Neutra-Formen auf
-eines lauten (meines/deines/seines, eines, keines), kann statt
der silbischen Endung -es die unsilbische Endung ohne [ə] gesetzt werden, sodass
das verbleibende -s direkt an den Nasal tritt:
meins/deins/seins,
eins, keins
Unveränderliche Pronomina
Das Reflexivum sich bezieht sich anaphorisch auf ein bereits eingeführtes Subjekt (im Nominativ), seltener auch auf ein Akkusativ- oder Dativkomplement. Es hat identische Form für alle drei Genera, die Kasus Dativ und Akkusativ und die Numeri Singular und Plural (zum traditionellen Paradigma siehe Abschnitt traditionelle Einteilung).
Der Bezug wird einerseits durch Gebrauchsgewohnheiten, andererseits durch Fehlinterpretationen verschleiert. Es geht nicht darum, in welchem Kasus, Akkusativ oder Dativ, das Reflexivum selbst steht, sondern darum, auf welches Komplement im Satz es sich bezieht. So stehen in resultativen Wendungen wie
sich müde laufen, sich kaputt arbeiten,
die Reflexiva selbst zwar im Akkusativ, beziehen sich jedoch meist auf das am nächsten stehende Subjekt:
Die Kinder hatten sich auf der Wanderung müde
gelaufen.
Sie war es leid, sich für diesen Ausbeuter kaputt zu
arbeiten.
Die Bezugsgröße ist zwar meist ein Subjekt, jedoch ist der Subjekt-Bezug nicht immer leicht zu erkennen, ja oft geradezu "verdeckt". So ist in
Ich habe ihm geraten, er solle sich lieber eine neue Wohnung suchen.
der Bezug des im Dativ stehenden Reflexivums auf das Subjekt des abhängigen Satzes, er, klar zu erkennen, obwohl das Reflexivum über die Referenzidentität auch mit dem ebenfalls im Dativ stehenden ihm des Obersatzes verbunden ist. In Sätzen wie
Ich habe ihm empfohlen, sich eine neue Wohnung zu
suchen.
Ich habe ihr geraten, sich nicht für diesen Ausbeuter kaputt zu
arbeiten.
liegt vordergründig ein Bezug auf die durch ihm bzw. ihr eingeführte Person vor, in Wirklichkeit jedoch wiederum Subjekt-Bezug, nämlich auf das referenzidentische, aber ungenannt bleibende, "verdeckte" Subjekt der Infinitiv-Phrase.
Schwieriger liegen die Dinge bei Sätzen wie
Es lohnt sich nicht, sich für diesen Ausbeuter kaputt zu arbeiten.
Zwar ist die Infinitiv-Phrase hier Subjekt des Gesamtsatzes, aber mangels erkennbaren Bezugsausdrucks muss wohl ein indefinites Subjekt als Bezugsterm interpoliert werden, das in der Paraphrase dass man sich für diesen Ausbeuter kaputt arbeitet an die Oberfläche tritt. Also wiederum verdeckter Subjekt-Bezug. Alle diese Gebrauchsweisen sind sehr häufig.
Bezug auf ein Akkusativ- oder Dativkomplement ist dagegen in der Tat selten. In Infinitiv-Phrasen ist er nur vordergründig nachweisbar, und auch dort nur nach Verben mit geeigneter Valenz. Sonst wohl nur in sehr verschränkten, künstlich wirkenden Konstruktionen:
Egon hat Kitty gebeten, sich die blöden Zöpfe
abzuschneiden
Er hatte sie nämlich sich sehr umständlich
kämmen sehen.
Das generalisierende Personalpronomen man ist unflektierbar. Es tritt nur in der Funktion des Subjekts auf. Bei der generalisierenden pronominalen Bezugnahme auf Personen in der Funktion anderer Komplemente treten Ersatzformen, z. B. einem, einen hinzu.
Wenn man allein eine Bergtour macht, kann einem im Ernstfall niemand helfen.
Unveränderlich sind ebenfalls folgende Pronomina: (irgend)etwas, nichts, genug, Bildungen auf -erlei (derlei, mancherlei etc.)
Zusammengesetzte Pronomina
Viele Indefinita (Artikel und Pronomina) können durch irgend- verstärkt werden, z. B. irgendeiner, irgendetwas, irgendwer. Ausschlaggebend ist die Flexion des Basis-Pronomens:
Sie brauchen einen neuen Tennisschläger? Suchen Sie
sich (irgend)einen aus.
Sind wir hier etwa irgendwem
zu Dank verpflichtet?
Derjenige und derselbe flektieren im ersten Teil wie der definite Artikel, im zweiten wie ein schwach flektiertes Adjektiv:
Er rückt die Brille zurecht und schaut mit der Ruhe desjenigen, der seine Berufung gefunden hat. [Berliner Zeitung, 17.07.2006]
Numerusbeschränkungen
Numerusbeschränkungen betreffen weniger Quantifikativpronomina wie all-, einig-, etlich-, sämtlich-; diese können in Singular und Plural gebraucht werden.
Bestimmte andere Pronomina sind semantisch auf einen Numerus beschränkt.
Nur Singular: jemand, niemand, jeder.
Nur im Plural: mehrere.