Modalverb

(norwegisch: modalverb, modalt hjelpeverb)

Modalverb im Überblick

Die Modalverben müssen, sollen, dürfen, mögen/möchte, wollen und können regieren im Verbalkomplex den Infinitiv eines Vollverbs. Modalverben können im Verbalkomplex nicht alleine auftreten. Sie modifizieren Propositionen hinsichtlich der Möglichkeit/Notwendigkeit; sie werden verwendet, um Wünsche, Gebote/Verbote etc. auszudrücken.


Die norwegischen Modalverben måtte, skulle, ville, kunne und burde regieren ebenfalls den Infinitiv eines Vollverbs und können im Verbalkomplex (in der Funktion als Modal-/Hilfsverb) nicht alleine auftreten. Auch im Norwegischen modifizieren sie Propositionen hinsichtlich der Möglichkeit/Notwendigkeit und werden verwendet, um Wünsche, Gebote/Verbote etc. auszudrücken. Skulle und ville dienen jedoch auch dazu, die Tempusformen, bzw. kombinierte Tempus-Modus-Formen des Futurs auszudrücken, d. h. die Futurformen im Norwegischen (presens futurum, preteritum futurum, presens perfektum futurum und preteritum perfektum futurum) haben immer auch modale Bedeutung, vgl. Norsk referansegrammatikk (1997: 543).

andere Bezeichnungen und Zuordnungen

modales Hilfsverb

Beispiele:

Die Männer mussten bis zu 14 Stunden mit Unterbrechung in grellem Licht und bei lauter Musik ausharren.
Am Opel-Stammsitz in Rüsselsheim sollen an diesem Montag die ersten Gespräche zwischen dem Mangement der deutschen GM-Tochtergesellschaft und den Betriebsräten der Opel-Werke geführt werden.
Die CDU- und Unionsfraktionschefin Angela Merkel möchte mit Hilfe ihres Vorgängers Wolfgang Schäuble sich und die Union aus der Krise befreien.
GM will in Europa 12000 Arbeitsplätze streichen, ...
[Alle Belege: Süddeutsche Zeitung 18.10. 2004, S. 1]


Vi kan/skal/vil/må/bør gjøre det.
Mennene måtte vente på hjelp i flere timer.

Det ville (ha) vært en ulykke om det skulle (ha) skjedd.
Hun skal komme på besøk om en uke.

andere Verbklassen mit ähnlichen Funktionen:

Neben den genannten Modalverben können die Hilfsverben haben und sein modal gebraucht werden. Sie regieren im Verbalkomplex im Gegensatz zu den Modalverben allerdings den zu-Infinitiv:

Der Hausherr hat zu kuschen, und die Wächter ziehen den guten Anzug an. [Kerr, Alfred: Wo liegt Berlin? Briefe aus der Reichshauptstadt 1895-1900]
Hier ist zu unterscheiden zwischen zustimmendem Grunzen, das ursprünglich "Hear, Hear" (Hört, hört!) hieß, und Unmutsbekundungen, die auf "Shame!" (Schande) zurückgehen. [die tageszeitung, 26.03.2003, S. 6]

Einige Vollverben können ähnliche Funktionen wie Modalverben übernehmen. Auch sie regieren den zu-Infinitiv. Zu diesen Verben zählen: pflegen, scheinen und drohen:

Man pflegt zu sagen, schriftliche und mündliche Gründe müssen sich nicht genau decken. [Die Presse, 08.09.1997]
Nicht alle Wissenschaftler scheinen zu dieser Unterscheidung fähig zu sein. [Die Presse, 14.07.2000]
Sein etwa vier Meter langes Sportboot war am Anlegesteg aus bisher ungeklärter Ursache Leck geschlagen und drohte zu sinken. [Mannheimer Morgen, 19.09.2002]


Auch im Norwegischen können die Hilfsverben ha und være sowie bli modal gebraucht werden. Ähnlich wie im Deutschen regieren im Verbalkomplex im Gegensatz zu den Modalverben allerdings den å-Infinitiv:

Alle har å inrette seg etter de reglene som gjelder.
Huset er lett å finne.
Hun blir å treffe hver onsdag.

Den eigentlichen Modalverben sehr ähnlich sind die Verben und das weniger frequente tore. In modaler Verwendung stehen sie (wie die eigentlichen Modalverben) mit Infinitiv ohne å. Außerdem können Verben wie behøve, trenge, slippe, greie, klare, makte oder orke modale Bedeutung haben, vgl. Norsk referansegrammatikk (1997: 528ff.):

Du får selv tar følgene.
Det tør hende du har rett.
Du behøver/trenger ikke (å) komme før kl. 20.
Han slapp å betale denne gangen.
Jeg klarer/orker/greier/makter ikke å jobber met dette.

morphologische Eigenschaften der Modalverben

Modalverben werden nach Person, Numerus, Modus und Tempus flektiert (konjugiert), bilden aber keinen Imperativ. Ihre Bildung ist - aus sprachgeschichtlichen Gründen - irregulär: Da sie im Präsens im wesentlichen so flektieren wie starke Verben im Präteritum, gehören sie zu der kleinen Gruppe der Präteritopräsentia.

Präsens der Modalverben im Indikativ und Konjunktiv

Präsens IndikativKonjunktiv I (Konjunktiv Präsens)
STAMMSINGULARPLURAL
1. PERSON-en
2. PERSONsoll-stt
3. PERSON-en
STAMMSINGULARPLURAL
1. PERSON-n
2. PERSONsoll-e-stt
3. PERSON-n

Folgende Modalverben bilden das Präsens im Indikativ mit Vokalwechsel von Singularformen zu Pluralformen und Infinitiv: wollen - will; müssen - muss; dürfen - darf; können - kann; mögen - mag.
Im Konjunktiv I (Präsens) unterbleibt der Vokalwechsel: er wolle, müsse, dürfe, könne, möge. Das Modalverb sollen weißt keine Vokalwechsel auf.

Präteritum der Modalverben im Indikativ und Konjunktiv

Das Präteritum der Modalverben sollen und wollen wird wie das der schwachen Verben gebildet:

Präteritum Indikativ / Konjunktiv II (Konjunktiv Präteritum)
STAMMSINGULARPLURAL
1. PERSON-n
2. PERSONsoll-
woll-
te-stt
3. PERSON-n

Der Präteritalstamm der übrigen Modalverben hat im Indikativ Ablaut: er durfte, konnte, musste, mochte, wollte.
Im Konjunktiv II wird der Präteritalstamm (außer bei sollen/wollen) umgelautet: sie dürfte, könnte, müsste, möchte.

Bildung des Partizips II (Partizip Perfekt)

Das Partizip II der Modalverben wird wie das der schwachen Verben gebildet und nur dann verwendet, wenn sie wie Vollverben den semantischen Kern des Verbalkomplexes bilden. Ansonsten werden sie zur Bildung zusammengesetzter Tempora im Infinitiv verwendet.

Tugendhat zitiert Tolstois Ivan Illich: "Ich habe nicht gelebt, wie ich gesollt hätte." [die tageszeitung, 12.10.1996, S. 15]
Habt ihr das gewollt?
Ich habe ihn nie gemocht.
Denn das hätte sie auch gekonnt, wenn sie gedurft hätte. [die tageszeitung, 08.07.1995, S. 20]
Nach dem 1:2 durch Wück (...) hätte in der 83. Minute eigentlich der nächste Torhüter vom Platz gemußt. [die tageszeitung, 17.05.1993, S. 16]


Die norwegischen Modalverben flektieren nach Tempus, wobei die Präterialformen auch modale (konjunktivische) Bedeutung haben können. Sie bilden wie die Modalverben im Deutschen keinen Imperativ. Auch im Norwegischen gehören die Modalverben zur kleinen Gruppe der Präteritopräsentia, zu der außerdem das Verb vite (wissen) gehört.

InfinitivPräsensPräteritumPartizip Perfekt
måtte (müssen)måttemåttet
kunne (können)kankunnekunnet
skulle (sollen)skalskulleskullet
ville (wollen)vilvillevillet

syntaktische Eigenschaften

Finite Modalverben bilden zusammen mit einem infiniten Vollverb den Verbalkomplex. Dabei transportieren sie den Valenzrahmen des Vollverbs weiter, haben also keinen eigenen.
Das Partizip II wird in den zusammengesetzten Tempusformen durch den Infinitiv Präsens ersetzt ("Ersatzinfinitiv"):

Sie hat kommen müssen.
Ihr hättet sie sehen sollen.


Auch im Norwegischen transportieren die Modalverben den Valenzrahmen des Vollverbs weiter, d. h. sie haben keinen eigenen. In den zusammengesetzten Tempusformen Präsensperfekt (norw. presens perfektum) und Präteritumperfekt (norw. preteritum perfektum) steht das Vollverb normalerweise im Infinitiv, gelegentlich jedoch auch im Partizip Perfekt (norw. perfektum partisipp), vgl. Norsk referansegrammatikk (1997: 526):

De har kunnet reise (reist) fritt omkring.
De hadde skullet reise (reist).

semantische und funktionale Eigenschaften

Modalverben werden verwendet, um subjektive Einstellungen zu Sachverhalten auszudrücken und um die Beschreibung von Sachverhalten auf Grundlage von z. B. situativen Umständen, Normen oder Wissensvoraussetzungen inhaltlich zu modifizieren.

Zur Stellung der Modalverben im Verbalkomplex


Auch im Norwegischen werden Modalverben verwendet, um subjektive Einstellungen zu Sachverhalten auszudrücken und um die Beschreibung von Sachverhalten inhaltlich zu modifizieren. Die Modalverben skulle und ville können darüber hinaus in den Formen des Futurs (presens futurum, preteritum futurum, presens perfektum futurum, preteritum perfektum futurum) auch temporale, bzw. kombiniert temporal-modale Bedeutung ausdrücken.


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Autor(en)
Wiebke Ramm
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