Partikel
- Partikel im Überblick
- morphologische Eigenschaften
- syntaktische Eigenschaften
- semantische und funktionale Eigenschaften
- Subklassen
Partikel im Überblick
Im Unterschied zu den Adverbien zeigen manche Partikelklassen Beschränkungen in den Stellungsmöglichkeiten. Sie können nicht allein im Vorfeld eines Aussagesatzes stehen. Sie können bis auf wenige Ausnahmen nicht selbstständig als Antwort auf eine Frage fungieren, und sie können nicht als Kopf einer Phrase fungieren.
Partikeln sind - besonders in der Alltagssprache - hochfrequent.
Ein sprachtypisches Charakteristikum ist ihre Polyfunktionalität.
andere Bezeichnungen und Zuordnungen:
Partikeln stellen wahrscheinlich den uneinheitlichsten Bereich der Wortartenklassifikation. Grob gesagt lassen sich drei Ansätze ausmachen: beim weitesten Partikelbegriff werden alle unflektierbaren Einheiten, also auch Präpositionen, Junktoren, Adverbien, als Partikeln klassifiziert. Ein engeres Konzept grenzt Präpositionen, Junktoren und Adverbien aufgrund von Satzgliedwert oder syntaktischen Eigenschaften aus der Klasse der Partikeln aus, und drittens wird als Partikeln im engsten Sinn eine Restgruppe bezeichnet, die im wesentlichen mit den Klassen Abtönungspartikeln und Fokuspartikeln identisch ist.
Partikeln werden in der Norsk referansegrammatikk (1997) (und auch sonst meist) nicht als eigene Wortart geführt. Norwegische Entsprechungen von deutschen Partikeln werden als Adverbien geführt. Lediglich für die Entsprechungen von Abtönungspartikeln wird gelegentlich die Bezeichnung Modalpartikel (norw. modalpartikkel) verwendet, vgl. Norsk referansegrammatikk (1997: 824).
Bestand und Beispiele:
doch, bloß, halt, mal, nicht, sehr, überaus, sogar, selbst, auch, erst, schon, also, übrigens, jedoch, aber ...
Also das ist doch auch
nur langweilig.
Gefällt Ihnen das etwa
nicht?
Sogar Elefanten werden hier
sehr oft gesichtet.
nok, bare, jo, ikke, særdeles, sågar, selv, også, først, altså, forresten, imidlertid, vel, riktignok ...
Men dette er jo bare ganske
kjedelig.
Han liker vel ikke boken.
Også prisene er nok noenlunde
lave.
morphologische Eigenschaften
Partikeln sind unflektierbar.
Auch die den deutschen Partikeln entsprechenden norwegischen Adverbien sind unflektierbar.
syntaktische Eigenschaften
Allen Partikeln ist gemeinsam, dass sie keine Phrasen bilden können, dass sie nicht erfragbar und nicht selbstständig, zum Beispiel als Antwort auf eine Frage, verwendbar sind. Partikeln sind aber untereinander kombinierbar.
Die genannten Eigenschaften weisen auch die den Partikeln entsprechenden norwegischen Adverbien auf, von denen die meisten setningsadverbial realisieren, vgl. Verbgruppenadverb und Satzadverb.
semantische und funktionale Eigenschaften
Die Subklassifizierung der Partikeln erfolgt in der Regel nach semantischen Gesichtspunkten. Die semantischen und funktionalen Eigenschaften von Partikeln sind je nach Subklasse sehr verschieden. Intensitätspartikeln (sehr, überaus, ungemein) wirken als Intensitätsmodifikatoren bei Adjektiven und Adverbien (sehr nützlich, überaus gern). Abtönungspartikeln (ja, halt, mal, doch, eben) operieren nicht auf der Satzbedeutung, sondern auf Erwartungen und Einstellungen des Sprechers und des Adressaten. Konnektivpartikeln (allerdings, aber, also, folglich, freilich, beziehungsweise, dennoch) haben die Funktion, spezifische inhaltliche Relationen zwischen Sätzen herzustellen. Mit Fokuspartikeln (annähernd, gerade, erst, mindestens) können Einstufungen/Gradierungen von Sachverhalten auf einer tatsächlichen oder fiktiven Skala vorgenommen werden.
Die Abgrenzung einiger Subklassen der Partikeln gegenüber der adverbial gebrauchten Adjektive in vergleichbarer Funktion ist oftmals schwierig:
Die Temperaturen in Novosibirsk waren überaus angenehm.
(Intensitätspartikel)
Die Temperaturen in Novosibirsk
waren außergewöhnlich
angenehm. (adverbial gebrauchtes Adjektiv)
Intensitätspartikeln sind - wie alle Partikeln - grundsätzlich unflektierbar, Adjektive müssen in anderen Kontexten, nämlich dann, wenn sie attributiv verwendet werden, flektiert werden:
*die überausen /
überaus Temperaturen von
Novosibirsk
die außergewöhnlichen
Temperaturen von Novosibirsk
Eine teilweise ähnliche Subklassifizierung von entsprechenden Adverbien nach semantischen Gesichtspunkten ist auch in der Norsk referansegrammatikk (1997) zu finden, vor allem bei den semantischen Subtypen der setningsadverbial (Kap. 8.6.4.4). Norwegische Entsprechungen von Abtönungspartikeln (nå, da, jo, nok, vel) werden als Modalität ausdrückende Adverbien (der Sprecher drückt eine Haltung zum Inhalt des Satzes aus) beschrieben (ebd. 824 ff.). Auch Entsprechungen von Fokuspartikeln (bare, også, kun, sågar, selv) werden als semantische Subklasse von setningsadverbial aufgeführt (ebd. 821 ff.). Entsprechungen von Konnektivpartikeln (dessuten, dermed, nemlig, altså, imidlertid, derfor, forresten, likevel, så) werden als kontextbindende (Satz-)Adverbien beschrieben (ebd. 816 ff.). Norwegische Entsprechungen von Intensitätspartikeln (litt, nok, særdeles) könnten am ehesten den Gradadverbien (norw. gradsadverb) entsprechen, die allerdings unter den 'frie adverb' (Ausdruck von Menge, Intensität oder Grad der Verbalhandlung) aufgeführt sind (ebd. 806).
Auch im Norwegischen kann die Abgrenzung gegenüber der adverbial gebrauchten Adjektive in vergleichbarer Funktion schwierig sein:
Skoene er særdeles
behagelige å ha på. (Adverb)
Skoene er
usedvanlig behagelige å ha
på. (adverbial gebrauchtes Adjektiv)
Norwegische Adverbien, die Intensitätspartikeln entsprechen, sind - wie alle Adverbien - grundsätzlich unflektierbar, Adjektive müssen in anderen Kontexten, nämlich dann, wenn sie attributiv oder prädikativ verwendet werden, flektiert werden:
*de særdelese /
særdeles
menneskene
de usedvanlige
menneskene
*Reaksjonene
er særdelese / særdeles.
Reaksjonene er usedvanlige .