Interaktive Einheiten

Interaktive Einheiten im Überblick

Interaktive Einheiten fungieren im Unterschied zu den traditionellen Wortarten als selbständige Einheiten der Interaktion, tragen aber nicht zum kompositionellen Aufbau von Sätzen bei. Sie wirken gesprächssteuernd, indem sie Reaktionen auf Äußerungen des Gesprächspartners zum Ausdruck bringen oder diesen über Emotionen des Sprechers informieren. Zu den Interaktiven Einheiten gehören die Interjektionen und die Responsive.

andere Bezeichnungen und Zuordnungen:

Gliederungspartikeln, Gesprächswörter, Antwortpartikeln


In der Norsk referansegrammatikk (1997: 967ff.) werden Interjektionen als eigene Wortart geführt. Responsive (norw. svarord) werden als Subtyp der Interjektionen geführt.

Interjektionen

Interjektionen fungieren im Diskurs als funktional selbständige Einheiten der Interaktion, mit denen der Gesprächspartner unmittelbar gelenkt oder über Emotionen des Sprechers informiert werden kann. Die Gesprächssteuerung kann sich auf die laufende Handlungskoordination und Wissensorganisation erstrecken.

Interjektionen sind nur sehr eingeschränkt mit Phrasen oder Sätzen kombinierbar (ach Hans, na komm schon) .

Bestand und Beispiele

au, hm, oh, ach, äh, ih, pst, na, oi, oh, naja, oho, mhm, aua, eiei, tja,ne, gell, ah, äh...

Uiii, das wird schwer werden!
[Harry Rowohlt, 1998 SWR 1: Leute]

Ähm, wir haben das geahnt, dass das passieren würde.
[Wolf von Lojewski, 1995 in SDR 3: Leute]

Ach ich würd ' mir auch ein Rockkonzert anhören oder würde in die, in die, nicht in die Premiere, sondern in die fünfte Aufführung der Volksbühne in Berlin gehen wollen.
[Jens Reich, 1994 in SDR 3: Leute]

Also als Fensterputzer hier am Fernsehturm wär' ich völlig ungeeignet. Da würd' 'zerscht der Eimer runterfallen, dann ich.
[Manfred Rommel, 1996 in SDR 3: Leute]

Richtige Klamotten? - Ich bin Damenschneiderin geworden. - Ja? - Also, wäre ich geworden, wenn ich's zuende gemacht hätte.
[Heike Makatsch und Stefan Siller, 1997 in SDR 3: Leute]


au, hm, åh, æsj, oi, jøss, søren, f(and)en ...

Oi, dette blir jo spennende!
Hm, vi burde vel stoppe her!
Æsj, for en kvalm historie!

Responsive

Responsive können im Unterschied zu den traditionellen Wortarten als selbständige und vollständige Einheiten der Kommunikation (als kommunikative Minimaleinheiten) fungieren und ein Handlungssequenz durch eine erwartbare Reaktion abschließen (Antwort auf eine Frage, Annahme eines Angebots etc.). Sie sind nicht in einen Satz integrierbar und nur minimal ausbaufähig (ganz genau, ja gut). Sie haben selbst keinen propositionalen Gehalt (drücken keine Proposition aus), sondern beziehen sich auf kontextuell vorhergehende sprachliche Einheiten wie z. B. Fragen.

Bestand und Beispiele

Genuine Responsive sind: ja, okay, nein.
Andere Einheiten können die Funktion von Responsiven übernehmen:

Adjektive: genau, eben
Satzadverbien: vielleicht, bedauerlicherweise, leider
Abtönungspartikeln: doch, schon
Interjektion: hm

Ej, hast du dat aufgeschrieben? - Ja.
[Redder, Angelika (1982): Schulstunden, 1. Transkripte. Tübingen: Narr, S. 103]

Und außerdem warens ja Euroschecks. - Nein, das waren keine Euroschecks, das waren Barschecks.
[Gerichtskorpus Ludger Hoffmann; F.19.9 04 - 07]


ja, nei, jo, OK, tja, m-m ...

Er han hjemme? - Ja.
Hva skal du gjøre i ferien da? - Nei, vi vi skal bare ta noen småturer rundt omkring.


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Autor(en)
Wiebke Ramm
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