Unflektierte Adjektive

Adjektive sind Wörter, die vor einem Nomen stehen können und mit ihm in Kasus, Numerus und Genus übereinstimmen und die Eigenschaften und Merkmale des Nomens näher beschreiben. Diesen Gebrauch der Adjektive nennt man den attributiven Gebrauch.

Allerdings können viele Adjektive auch anders in einem Satz eingesetzt werden, nämlich in Verbindung mit sein/bleiben/werden oder als Beschreibung eines Verbs oder des gesamten Satzes. In diesen Fällen stehen die Adjektive immer unflektiert, also in der Grundform.

Der Kuchen ist lecker. (Verbindung mit sein/bleiben/werden)
Der Kuchen schmeckt lecker. (Beschreibung des Verbs/des Satzes)
Der Bäcker backt schnell. (Beschreibung des Verbs/des Satzes)

Leckerer Kuchen oder lecker Schnittchen? – Zur unflektierten Verwendung eines attributiv gebrauchten Adjektivs

Verbindung mit sein/bleiben/werden

Die Verbindung mit sein/bleiben/werden nennt man auch den prädikativen Gebrauch des Adjektivs.

Der Kuchen ist lecker.
Der Kuchen bleibt günstig.
Der Kuchen wird gut.

An dieser Stelle im Satz können statt der Adjektive auch Nomen stehen:

Der Kuchen ist ein Geheimtipp.
Der Kuchen bleibt ein Sonderangebot.
Der Kuchen wird ein Käsekuchen.

Es gibt Adjektive, die nicht prädikativ verwendet werden können. Aus diesem Grund können wir Adjektive auch nicht mit der Frage Wie? erfragen:

Der mutmaßliche Mörder – Wie ist der Mörder? – * Mutmaßlich.
Der angebliche Polizist – Wie ist der Polizist? – * Angeblich.

Andersherum gibt es Wörter, die nur prädikativ stehen können. Manchmal werden sie zu den Adjektiven gezählt. Man kann sie aber auch als eine eigene Wortart zusammenfassen. Man nennt sie dann Adkopula.

schade, pleite, schuld, klasse, barfuß, egal, leid, okay, scheiße, allein

In der Umgangssprache können diese Wörter manchmal doch attributiv stehen:

der okaye Kuchen

Oft sind sie dann aber immer noch unflektiert:

der scheiß Kuchen statt * der scheiße Kuchen

Beschreibung des Verbs/des Satzes

Die meisten Adjektive können nicht nur ein Nomen beschreiben, sondern auch ein Verb oder die gesamte Situation, die in einem Satz beschrieben wird.

Der Kuchen schmeckt lecker.
Der Bäcker backt schnell.
Der Teig geht gut auf.

Das ist der adverbiale Gebrauch. Das Adjektiv wird als Adverbial genutzt. Es steht an einer Position, an der auch Adverbien stehen können.

Der Bäcker backt fleißig einen Kuchen. (Adjektiv)
Der Bäcker backt nie einen Kuchen. (Adverb)
Der Bäcker backt vielleicht einen Kuchen. (Adverb)

Der Unterschied ist, dass Adverbien keine Flexionsendungen bekommen können. Man kann testen, ob ein Wort ein Adjektiv oder ein Adverb ist, indem man versucht, es attributiv (also flektiert vor einem Nomen) zu gebrauchen:

der fleißige Bäcker – funktioniert, fleißig ist also ein Adjektiv
* der nie Bäcker – funktioniert nicht, nie ist also ein Adverb
* der vielleichte Bäcker – geht nicht, vielleicht ist also ein Adverb

Hier kannst du üben, ob ein Wort ein Adverb oder adverbial gebrauchtes Adjektiv ist.

Und hier kannst du üben, ob ein Adjektiv attributiv, prädikativ oder adverbial verwendet wird.

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Autor(en)
Niklas Reinken
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