Formenbestand

Imperativ Singular

Der Imperativ Singular wird so gebildet:

1. Obligatorisch mit Vokalwechsel und ohne auslautendes <e>

Obligatorisch wird der Imperativ Singular bei allen starken Verben mit dem Stammvokal <e> ohne auslautendes <e> [ə] gebildet, jedoch mit Vokalwechsel <e> zu <i> <ie>.

nimm, gib, hilf, stirb, iss, vergiss, lies, sieh

Beispiel

Als Ordensträger folgen auch sie dem Grundsatz «Schätze unsere Ostschweizer Weine, trinke sie mit Mass und hilf, dass sie uns rein und unverfälscht erhalten bleiben.»
(St. Galler Tagblatt 21.01.2010, 39)

Eine Ausnahme ist werden, das zur zweiten Gruppe gehört. Außerdem der Imperativ von sein: Sei pünktlich! Hier liegt kein Vokalwechsel vor.

2. Obligatorisch mit auslautendem <e>

Obligatorisch wird der Imperativ Singular bei Verben, deren Präsensstamm mit einer Konsonantenkombination aus Konsonant (außer Nasal und Liquid) + <n>/<m> endet, mit auslautendem <e> [ə] gebildet.

rechne, öffne, atme

Beispiel

»Rechne dir das durch«, sagt Evaristo, während er seinen Stock durchs Wasser zerrt. »Ich darf drei Kilo fischen. Jedes Kilo bringt im Moment 14 Euro. So kommt man doch auf keinen grünen Zweig.«
(Die Zeit 13.5.2010, o.S.)

3. Meist mit auslautendem <e>

Meist mit auslautendem <e> [ə] wird der Imperativ Singular gebildet bei Verben, deren Präsensstamm auf <d/t>, <ig>, <el> oder <er> endet. Dabei kann das <e> von Verben auf <el> und <er> entfallen.

rede, arbeite, kündige, bumm(e)le, seg(e)le, wand(e)re

Beispiel

Das würde ich jedem Menschen raten: Arbeite an gegen das Ungemach, das andere dir bereiten. Gegen die Dämlichkeiten der Verleger. Die Scheußlichkeiten des Lebens.
(Die Zeit 3.5.2007, 65)

4. Mit oder ohne auslautendes <e>

Sowohl mit als auch ohne Endung kommt der Imperativ Singular bei allen anderen Verben vor. In gesprochener Standardsprache werden auch in diesem Fall gewöhnlich nur Formen ohne Endung gebraucht.

komm(e), steh(e), fahr(e)

Beispiel

Der Mann antwortete, sehr laut: "Wo hast du denn deinen Führerschein gewonnen? Fahr endlich, du Dummschwätzer."
(Die Zeit 12.11.2009, o. S.)

Schnee und Kälte sind da, der Matsch wird folgen. Höchste Zeit also, den Kleber ans Armaturenbrett zu heften. Nicht etwa «Denk an mich - Fahre vorsichtig». Oder gar eine Plakette des heiligen Christophorus.
(St. Galler Tagblatt, 25.11.1998, o. S.)

Imperativ Plural

Der Imperativ Plural wird wie die 2. Person Plural Präsens gesprochen und geschrieben.

rechnet, öffnet, atmet, redet, kündigt, nehmt, gebt, werdet, seid

Beispiel

Biber sagte: Nehmt die Gläser mit, ich hol noch 'ne Flasche Schampus.
(Schädlich 1998, 110)

Standardsprachlich veraltet sind Formen mit eingefügtem <e> [ə] wie in nehmet, suchet.

Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brachs und gabs den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle; das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden.
(Matthäus 26, 26)

"Suchet der Stadt Bestes!" steht über dem im Jahr 1882 im norddeutschen Hansestil erbauten Rathaus von Mügeln.
(die tageszeitung 21.8.2007, 3)

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Autor(en)
Gisela Zifonun, Bruno Strecker
Bearbeiter
Elke Donalies
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