Imperativ mit unangemessener oder ohne Aufforderung

Sätze wie die folgenden beiden sind syntaktisch korrekt gebildet, als ernstgemeinte Aufforderungen aber unangemessen.

* Sei jung!
* Sei haltbar!

Allerdings gilt dies nicht absolut. So gibt es Verwendungen von Imperativen, mit denen Wünsche oder Verwünschungen ausgedrückt werden.

Schlaf gut!
Komm gut nach Hause!
Sei vergiftet, wenn ein böser Menschen dich verzehren will!

In Wünschen wird formelhaft auch das sein-Passiv gebraucht.

Sei gegrüßt!
Seid umschlungen, Millionen!

Es gibt Verwendungen von Imperativen, mit denen mögliche Sachverhalte lediglich eingeräumt werden, ohne dass zu ihnen aufgefordert wird.

Werde ruhig unterdrückt. Wir werden uns schon wehren.
Sei verloren, der Herr wird dich finden!
Besitze ruhig alles Geld der Welt! In deinem letzten Hemd sind keine Taschen.

Schließlich gibt es den so genannten konditionalen Imperativ.

Besitze Geld, und du hast Einfluss!
Sei ein armes Schwein, und niemand kümmert sich um dich!

Stets ist hier die Rollenbeschränkung aufgehoben. Es handelt sich nur um Übergänge zu denkbaren Sachverhalten. Dass es sich hier um spezielle Verwendungsweisen von Aufforderungsformen handelt, zeigt sich auch daran, dass jeweils spezielle Umstände bemüht werden müssen, um eine angemessene Interpretation zu erhalten. Isoliert betrachtet würde etwa bei Besitze Geld! die dominante, doch unangemessene Aufforderungsinterpretation favorisiert.

Zum Text

Schlagwörter
Autor(en)
Gisela Zifonun, Bruno Strecker
Bearbeiter
Elke Donalies
Letzte Änderung
Aktionen
Seite merken
Seite als PDF
Seite drucken
Seite zitieren

Seite teilen