Imperativ Perfekt und Imperativ Passiv
Mitunter steht der Imperativ im Perfekt oder Passiv.
Imperativ Perfekt
Dass Imperative nicht in der Dimension Tempus differenziert sind, liegt in der Natur der Sache: Imperative sind unvermeidlich zukunftsbezogen, denn Vergangenes ist durch Aufforderungen nicht mehr zu beeinflussen. Allerdings sind als Randphänomene auch Imperative von haben und sein + Partizip II (also kompositionale Imperative Perfekt) zu finden.
(Goethe: Der Zauberlehrling)
Seid drinnen mit dem Glockenschlag! Habt Euch vorher wohl präpariert.
(Goethe: Faust)
Hier wird auf eine zukunftsbezogene Betrachtzeit abgehoben wie etwa bei Morgen habe ich mich bestimmt gut präpariert. Der implizite Zukunftsbezug lässt dem Adressaten den nötigen Handlungsspielraum.
Imperativ Passiv
Auch ein Imperativ Passiv ist bildbar und als Wunsch oder Verwünschung durchaus verstehbar.
Seine Verwendung in Aufforderungshandlungen ist jedoch ausgeschlossen: Aufforderungen können sich ernstlich nur an handlungsfähige Wesen oder Institutionen richten. Das Subjekt von Prädikatsausdrücken im Passiv wird daher stets so interpretiert, dass dem entsprechenden 'Gegenstand' eine Handlung widerfährt oder an ihn als Nutznießer adressiert ist. Der Imperativ von lassen wie in Lass dich ja nicht erwischen! ist weder morphologisch noch semantisch als Passiv oder passivähnlich einzustufen. Im Gegenteil: Hier wird ausdrücklich darauf abgehoben, dass es in der Verantwortung des Adressaten selbst liegt, sich so zu verhalten, dass er nicht erwischt wird.
Dass keine Imperative im Passiv auftreten, hat sachliche Gründe, die im typischen Fall die Subklasse imperativ- und aufforderungsfähiger Verben bzw. Prädikatsausdrücke ausgrenzt. Das wird deutlich an Aufforderungsformen bei Kopulakonstruktionen. Hier muss das Prädikativkomplement, also das Adjektiv oder Nomen, eine Disposition zu kontrollierbarem Verhalten oder willentlich steuerbare Eigenschaften bezeichnen.