Präposition

Präposition im Überblick

Präpositionen z. B. an, aus, von, zu, wider, entsprechend, ungeachtet etc. sind unflektierbare Ausdrücke, die Gegenstände oder Sachverhalte in eine spezifische inhaltliche Beziehung zueinander setzen, z. B. in eine räumliche (die Katze auf dem heißen Blechdach), kausale (zitternd vor Angst), zeitliche (Tod um Mitternacht) oder andere. Sie stehen vor (für die Kinder, für sie) oder - sehr viel seltener - als Postpositionen nach einer Nominalphrase bzw. Pronominalphrase, (den Kindern zuliebe, ihnen zuliebe). Sie können auch vor einer Adverbphrase (bis morgen) stehen. Präpositionen bilden zusammen mit diesen unterschiedlichen Phrasen Präpositionalphrasen. Dabei regieren sie den Kasus des Nomens.


In der Definition von Serianni (Serianni 1988) ist die Präposition im Italienischen eine unflektierbare Wortart, die das syntaktische Verhältnis unter den Satzkomponenten bestimmt. Sie stellt den Kopf der Präpositionalphrase dar, die aus der Präposition selbst und einer Nominal-, Pronominal-, Adverb- und (seltener) Präpositionalphrase besteht: per mio fratello, per lui, per oggi, per dopo il convegno.

Obwohl jeder Präposition spezifische semantische Züge eigen sind, kann die Bedeutung einer und derselben Präpositionalphrase je nach der Typologie der hergestellten Relation sowie dem semantischen Kontext stark variieren, was in der Folge anhand der Präposition a exemplifiziert wird: vengo a mezzanotte (temporal), vado a Mannheim (lokal), preferisco scrivere a mano (instrumental), telefono a mia sorella (Ergänzung), mangia la mela a morsi (modal), mi rallegro a una notizia (kausal), a due a due (distributiv), ferito a morte (resultativ), prendo a modello (prädikativ).

Aufgrund dieser relationierenden Eigenschaft ist die Präposition eng mit der Kasuskategorisierung verbunden, und zwar nicht nur derart, dass Kasusflexive mit Präpositionalphrasen koexistieren, sondern auch, dass Präpositionen einen bestimmten morphologischen Kasus regieren. Dies gilt zwar nicht in dieser Form fürs Italienische, wo der Kasus keinen morphologischen Ausdruck aufweist, lässt sich jedoch auch hier anhand bestimmter syntaktischer Eigenschaften der Präpositionen feststellen (siehe unten).

Hinsichtlich der Stellung steht die Präposition gemäß der Ethymologie des Wortes (aus dem lat. praepositio) vor den oben angegebenen Phrasen, wobei vereinzelte Fälle von Postpositionen wie meco, teco und seco, die aus dem Lateinischen mecum, tecum, secum stammen, heute als obsolet gelten.

andere Bezeichnungen und Zuordnungen

Verhältniswörter; in der Klassifikation der Präpositionen besteht in den Grammatiken nur im Kernbestand Übereinstimmung; Angaben über die Elemente der Klasse differieren vor allem bei neueren, morphologisch komplexen Einheiten, sodass der Bestand der Präpositionen mit einer Schwankungsbreite von 27 bis 200 Einheiten angegeben wird. In einigen Grammatiken werden als und wie als Präpositionen "ohne Kasusforderung" gerechnet. Da ihnen das Merkmal Kasusrektion fehlt, zählen wir sie als eigenständige Klasse Adjunktoren zu den Junktoren.

Bestand

Präpositionen bilden keine absolut abgeschlossene und keine homogene Klasse. Die �ltesten Formen gehen auf lokale Adverbien zurück; die diachron/sprachgeschichtlich jüngeren Präpositionen sind entweder durch Klassenübertritte entstanden, z. B. Ableitungen aus Nomina (dank, kraft, trotz, zwecks, behelfs), aus Adjektiven (hinsichtlich, bezüglich, zuzüglich) und aus Partizipien (ungeachtet, entsprechend) oder sie sind Komplexbildungen aus Phrasen (infolge, zugunsten, außerhalb, anstelle). Synchron wird die Klasse erweitert durch formelhafte Präpositionalphrasen (in Bezug auf, im Gegensatz zu, im Verhältnis zu, mit Hilfe, im Namen, zum Zwecke, zu Lasten ... ).


Auch im Italienischen handelt es sich bei den Präpositionen um eine morphologisch kaum homogene Wortklasse. Deren Kernbestand (preposizioni proprie) besteht aus den folgenden einsilbigen und unbetonten Ausdrücken lateinischer Herkunft, die eine geschlossene Liste ausmachen:

di, a, da, in, con, per, tra, fra.

Dieser primäre Bestand ist dadurch gekennzeichnet, a) dass ihm ausschließlich präpositionelle Funktion zukommt, was soviel heißt, dass diese Lexeme nur vor Nominal-, Pronominal-, Adverb- oder Präpositionalphrasen vorkommen: il bisogno di riposo, uno fra tanti, tra domani e dopodomani; b) dass er (mit Ausnahme von tra und fra und heute von con und per) die Verschmelzung mit dem finiten Artikel erfordert, der die regierte Phrase begleitet: al mattino vs. *a il mattino; dal dottore vs. *da il dottore; della collega vs. *de la collega. Eine Zwischenstellung hat die Präposition su, die die traditionellen Grammatiken des Italienischen zu den preposizioni proprie rechneten und heute eher unter den preposizioni improprie (siehe unten) einordnen. Einerseits teilt sie nämlich mit den acht einsilbigen Präpositionen die Eigenschaft der Verschmelzung mit dem finiten Artikel der darauffolgenden Phrase (sul tavolo, sulla lavagna vs. *su il tavolo, *su la lavagna), andererseits kann sie in Verbindung mit Bewegungsverben auch in adverbialer Funktion (vado su, porto su le sedie) auftreten.

Zu diesem Kernbestand kommt die offene Subklasse der sogenannten preposizioni improprie hinzu, die aus mehrsilbigen, betonten, semantisch autonomen Lexemen unterschiedlicher Herkunft besteht. Meistens sind sie ebenfalls wie im Deutschen das Resultat eines sprachgeschichtlichen Wortklassenwechsels: grazie a te < grazia (Nomen), lungo il fiume < lungo (Adjektiv), durante il viaggio < durante (Partizip 1), aber immer häufiger wird besonders in bestimmten Varietäten der Sprache auf formelhafte Präpositionalphrasen zurückgegriffen: sulla base di, in riferimento a, al fine di.


Liste des Kernbestands der Präpositionen

morphologische Eigenschaften

Präpositionen sind unflektierbar; zum Kernbestand gibt es vielfach phonologisch und semantisch sehr ähnliche Entsprechungen bei den lokalen Adverbien: über-oben, vor-vorne, unter-unten, hinter-hinten, in-innen, aus-außen. Präpositionen des Kernbestands kommen auch als abtrennbare Teile von Präverbfügungen vor: steht_auf, steht_an, steht_ein, steht_über, steht_vor, steht_nach, steht_durch, steht_aus ... ; über-, unter-, um-, hinter-, und durch treten auch als Erstglieder von Verbkomposita auf (bzw. als Präfixe bei einer Analyse als Verbpräfigierung): übersteht, untersteht sich, umsteht, hinterlegt, durchlebt.


Auch im Italienischen lassen sich phonologische und semantische Entsprechungen zwischen Präpositionen und lokalen Adverbien feststellen, die sogar homophon und homograph sein können: dentro il cassetto, entra dentro!; sopra il cuscino, Mario dorme sopra; dietro la tenda, è seduto dietro. Es fehlen auch nicht (untrennbare) Verbkomposita mit präpositionellem Erstglied, die zum Teil (spät)lateinische Bildungen fortsetzen: inserire, contraddire, interporre, percorrere, retrocedere, addurre.


syntaktische Eigenschaften

Rektionseigenschaften: Die Präposition regiert den Kasus des Nomens oder Pronomens in der Präpositionalphrase. Dabei gilt: die aus Lokaladverbien entstandenen älteren Präpositionen regieren Dativ und/oder Akkusativ, die jüngeren, denominalen Präpositionen Genitiv und evtl. noch zusätzlich einen anderen Kasus. Die formelhaften, weitgehend wie Präpositionen fungierenden Präpositionalphrasen wie zugunsten, aufgrund, mithilfe regieren entweder den Genitiv, oder sie bewahren die Rektion einer nachfolgenden Präposition: in Hinblick auf (Akk.), in Bezug auf (Akk.).

Phrasenbildung: Präpositionen bilden Präpositionalphrasen (PP) zusammen mit einer Nominalphrase (in der Frühe), einer Pronominalphrase (mit uns) oder einer Adverbphrase (für heute), seltener werden sie auch mit Präpositionalphrasen (zum Mittag, seit/von vor dem Krieg) konstruiert. Besondere zusätzliche Distributionseigenschaften haben die Präpositionen (an)statt, ohne und um, die mit zu-Infinitiven Phrasen bilden, die als Supplemente fungieren. Kopf der Phrase ist die Präposition.

Stellungseigenschaften: Präpositionen stehen im Deutschen typischerweise vor der Nominalphrase, nur wenige können oder müssen als sogenannte Postpositionen nachgestellt werden (der Kinder wegen / wegen der Kinder; den Kindern zuliebe) und nur die Präposition um ... willen umschließt als Zirkumposition (um des lieben Friedens willen) die Nominalphrase.

Hinsichtlich ihrer syntaktischen Funktionen stehen Präpositionalphrasen im Deutschen an der Nahtstelle von Komplementen und Supplementen: Zwar fungieren sie prototypisch als Adverbialia mit Präposition, bei welchen die lexikalische Bedeutung erkennbar ist, Adverbialia können aber sowohl Supplemente als auch Komplemente realisieren. Schließlich fungieren Präpositionalphrasen auch als Präpositivkomplemente mit desemantisierter/inhaltsleerer Präposition. In der Funktion als Attribute können Präpositionalphrasen ebenfalls Komplemente und Supplemente sein. Ferner treten sie auch als Prädikativkomplemente auf.

Adverbialsupplementauf dem Bahnsteig warten, im Garten arbeiten, am Zaun ein Feuergeißblatt pflanzen
Adverbialkomplementauf dem Bahnsteig stehen, im Garten liegen, über den Zaun springen
Präpositivkomplementauf Godot warten, sich in jemanden verlieben, über einen Roman diskutieren, nach dem Sinn und Zweck fragen
Prädikativkomplementauf der Hut sein, ohne Sorge sein, in Verlegenheit sein
Attribut der Mann ohne Eigenschaften, Venedig im Herbst, die Frage nach dem Sinn und Zweck, die Diskussion über den Roman


Im Falle der italienischen Präpositionen kann man aufgrund des geschwundenen Kasus nicht von Rektion sprechen; wenn allerdings die durch die Präpositionen hergestellten Relationen durch Personalpronomen ausgedrückt werden, wird ihre oblique Form verwendet. Aus der Tatsache, dass das Personalpronomen die einzige Wortklasse ist, in der Reste der Kasuskategorisierung überlebt haben, wird ersichtlich, wie eng die Verbindung zwischen Präposition und Kasus ist: telefono a mia madre > le telefono; domando a mio padre > gli domando; dico ai miei amici > dico loro. Eine weitere Eigenschaft gewisser preposizioni improprie, die die Verbindung zwischen Präposition und Kasus zu bestätigen scheint, besteht darin, dass sie vor Pronominalphrasen die preposizione primaria a erfordern: davanti a lui vs. *davanti lui, dietro a lei vs. *dietro lei. Dies ist mit denselben Präpositionen im Falle von Nominalphrasen optionell: davanti la scuola bzw. davanti alla scuola, dietro il tavolo bzw. dietro al tavolo.

Hinsichtlich der Phrasenbildung können Präpositionen neben den erwähnten Phrasen (Nominal-, Pronominal, Adverb- und Präpositionalphrasen) den Kopf einer Infinitivkonstruktion ausmachen, die als Supplement fungiert: per partire, senza andare, invece di restare.

Auch italienische Präpositionalphrasen können als Adverbialia mit Präposition sowohl Komplemente als auch Supplemente realisieren: abitare in città, vivere di sogni, provvedere a qualcosa (Komplemente); studiare con impegno; mangiare sul terrazzo; leggere in silenzio (Supplemente).

Eine besondere Stellung unter den Komplementen kommt den Präpositivkomplementen zu, in denen die Präpositionen desemantisiert auftreten. Mit anderen Worten: Die Wahl der jeweils passenden Präposition, die hier fest und nicht austauschbar ist, wird nicht im Hinblick auf die Semantik der hergestellten Relation getroffen, sondern sie wird ausschließlich vom Verb bestimmt: innamorarsi di qualcuno, pensare a qualcuno/qualcosa, sacrificarsi per qualcuno/qualcosa. In sprachvergleichender Hinsicht ist darauf hinzuweisen, dass Präpositivkomplemente zwar dem Deutschen und Italienischen gemein sind, doch gibt es nicht immer eine Entsprechung der verwendeten Präpositionen, was den Bereich von der konstrastiven Perspektive her lernschwierig macht: it. preoccuparsi di qualcuno/qualcosa vs. dt. sich Sorgen machen um jdn./etwas, it. avere paura di qualcuno/qualcosa vs. dt. Angst haben vor jdm./etwas, it. provvedere a qualcuno/qualcosa vs. dt. sorgen für jdn./etwas.


semantische und funktionale Eigenschaften

In ihrer grundlegenden und auch diachron älteren Funktion sind Präpositionen relationierende Ausdrücke, die Gegenstände oder Sachverhalte in eine semantisch spezifizierte Beziehung zu anderen Gegenständen oder Sachverhalten setzen, z. B. eine räumliche (die Katze auf der Mauer) oder zeitliche (vor dem Essen Händewaschen) oder kausale (vor Angst schlottern). Insbesondere beim Kernbestand der Klasse ist allerdings keine eindeutige Zuordnung feststellbar, die Bedeutung ist stark vom Kontext gesteuert. In ihrer jüngeren Funktion stellen Präpositionen nicht mehr eigenständig eine bestimmte semantisch spezifizierte Beziehung her (Warten auf Godot; sie versteht sich auf Autos). Die Präposition ist bei diesen Verwendungen durch das Verb festgelegt.

Literatur zu Präpositionen:

Abgrenzung und Gliederung der Klasse: Benes 1974, Bergenholtz 1977, di Meola 2000, Eisenberg 1979, Rauh 1990, Wellmann 1985.
Überblick: Bierwisch 1988, Breindl 1989, Eroms 1981, Fries 1988, Haumann / Schierholz 1997, Lindqvist 1994, Schröder 1986.
Weitere Literatur: Bibliografie-Datenbank: Präpositionen

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