Adverb
- Adverb im Überblick
- morphologische Eigenschaften
- syntaktische Eigenschaften
- semantische und funktionale Eigenschaften
- Subklassen
Adverb im Überblick
Zur Wortart Adverb gehören unflektierbare Ausdrücke, deren Funktion in der traditionellen Grammatik darin besteht, ein Verb semantisch zu modifizieren bzw. zu determinieren (wie schon die Etymologie klar zeigt: lat. adverbium, ad (dt. neben) + verbum‚ (dt. Wort, Verb) nach dem griechischen Muster epírrhema). Allerdings kann das Adverb auch im Italienischen andere Satzkomponenten modifizieren, etwa Adjektive (z. B. molto alta) und andere Adverbien (z. B. piuttosto tardi), Verbalkomplexe bzw. Verbindungen von einem Verbalkomplex mit einem oder mehreren Komplementen (z. B. Domani partiremo per le vacanze) oder gar einen ganzen Satz (z. B. Finalmente abbiamo vinto una partita).
Unter den Wortarten, die von der traditionellen Grammatik übernommen wurden, bilden Adverbien sowohl morphologisch als auch syntaktisch die heterogenste Klasse, zu der oft Lexeme gerechnet werden, die in keiner anderen Klasse untergebracht werden können, darunter auch die sogenannten 'locuzioni avverbiali' (dt. adverbiale Fügungen) (z. B. di solito, all'improvviso, di bene in meglio, a casaccio, usw.). (Vgl. a) Adverbiale Fügungen in Anmerkung zu den Adverbialia als Supplemente im Italienischen).
In sprachvergleichender Hinsicht ist hervorzuheben, dass italienische Adverbien, die eine modale Semantik haben, im Gegensatz zum Deutschen fast immer eine eigene Form haben, die von der des entsprechenden Adjektivs abweicht: bene vs. buono, meglio vs. migliore, pacatamente vs. pacato. Insofern sind die beiden Wortarten im Italienischen schärfer voneinander abgegrenzt als im Deutschen, wo die Form von dieser Art Adverb mit der des Adjektivs zusammenfällt: Paola canta bene vs. Paola sembra buona (dt. Paola singt gut und Paola scheint gut).
andere Bezeichnungen und Zuordnungen:
Umstandswort, Umstandsbezeichnung, Beiwort.
Sowohl in der
Ausgliederung als auch in der Untergliederung der Klasse Adverb differieren Grammatiken erheblich.
Besonders uneinheitlich wird das Verhältnis von Adverbien zu Partikeln beschrieben. In manchen Darstellungen werden Adverbien als eine von
vielen Subklassen von Partikeln betrachtet. "Adverb" wird mitunter nicht nur für die Wortart,
sondern auch für die syntaktische Funktion Adverbiale
verwendet, die prototypisch durch die Kategorie Adverb realisiert wird. Das hat zur
Folge, dass mitunter auch adverbial verwendete Adjektive
(sie fährt schnell) oder Präpositionalphrasen (sie fährt
in einem Höllentempo) als Adverbien bezeichnet werden. Siehe hierzu auch:
Adverb oder adverbial gebrauchtes
Adjektiv?
Bestand und Beispiele:
gern, dort, gestern, anders, kopfüber, hierher, darauf, landeinwärts, leider, wann ...
Der Eisvogel stürzt sich gern kopfüber
in die Fluten.
Gestern abend war keiner
daheim.
Wir haben leider schon zu.
Der Turm hier stammt aus dem 15. Jahrhundert.
morphologische Eigenschaften
Adverbien sind unflektierbar und mit Ausnahme von oft, gern und bald nicht komparierbar.
Auch im Italienischen sind Adverbien hinsichtlich der Genus- und Numeruskategorisierung unflektierbar, allerdings sind zahlreiche von ihnen komparierbar. Der Komparativ des Adverbs wird in der Regel so wie bei Adjektiven analytisch gebildet: più volentieri, meno spesso, aber es gibt vereinzelte Fälle von synthetischen Komparativen, die aus der ebenfalls synthetisch gesteigerten Form des entsprechenden Adjektivs gebildet werden: maggiormente (vgl. maggiore), inferiormente (vgl. inferiore). Der Superlativ der Adverbien ist immer synthetisch: lunghissimamente, benissimo.
Morphologisch gesehen lassen sich italienische Adverbien in ‚lessicali' (dt. lexikalische) (sowohl ‚semplici' - z. B. bene, male, qui, mai- als auch ‚composti', z. B. dappertutto, infatti, perfino) und ‚derivati' (dt. abgeleitete) einteilen. Bei letzteren handelt es sich hauptsächlich um Ableitungen aus einem Adjektiv mit dem Derivationssuffix -mente - z. B. dolcemente, lentamente. Seltener, wenn ihre Semantik Körperteile betrifft, werden Adverbien aus den entsprechenden Nomina mit dem Derivationssuffix -oni, -z. B. bocconi, ginocchioni abgeleitet. Im Gegensatz zum Derivationssuffix -mente ist das auf -oni längst nicht mehr produktiv.
syntaktische Eigenschaften
Adverbien können im Unterschied zu Partikeln allein im Vorfeld stehen und selbständige Antworten auf W-Fragen bilden.
Adverbphrasen sind (in eingeschränktem Maße) ausbaubar: mit Intensitätspartikeln sehr gern, ganz anders, völlig erwartungsgemäß; oder als Adverbial-Kombinationen dort hinten neben dem Nussbaum, hoch oben in den Bergen in der Carabinieri-Station, weit hinein, dort enlang.
Sie fungieren prototypisch als adverbiale Supplemente: als Verbgruppenadverbialia (eilends eintreffen, unverrichteterdinge nach Hause gehen, sich kopfüber ins Wasser stürzen, krankheitshalber ausfallen) oder Satzadverbialia (Leider / glücklicherweise / dummerweise ist der Präsident eine Frau.). Sie können aber auch Adverbialkomplemente zu bestimmten Verben sein, in deren Valenzrahmen eine Stelle für einen adverbialen Mitspieler vorgesehen ist (Sie fährt dorthin.). Adverbphrasen kommen auch als nachgestellte Attribute in Nominalphrasen (die langweilige Besprechung gestern) vor.
Adverbialsupplement | Nachts schlafen die Ratten. Dort sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Sicher guckt wieder kein Schwein. |
Adverbialkomplement | Für eine Zigarette gehe ich überallhin / meilenweit. Die Sitzung findet morgen statt. Hier muss ein ganzes Nest sein. Das war doch erst gestern. |
Attribut | das Haus dort diese Geschichte gestern |
Adverb oder adverbial gebrauchtes Adjektiv?
Übung zum Adverb und seinen syntaktischen Funktionen
Im Italienischen ist die Stellung des Adverbs im Satz relativ frei. In der Norm treten Adverbien je nach Funktion nach dem Verb oder vor dem Adjektiv auf: è arrivata ieri; mi sento troppo assonnata. Bei Satzadverbien (avverbi frasali), das heißt solche, die den ganzen Satz modifizieren, kann die Stellung des Adverbs bei gleichbleibender Bedeutung stark variieren: z. B. Finalmente Giobbe è stato sconfitto; Giobbe finalmente è stato sconfitto; Giobbe è stato finalmente sconfitto; Giobbe è finalmente stato sconfitto; Giobbe è stato sconfitto, finalmente.
semantische und funktionale Eigenschaften
Die prototypische Funktion von Adverbien darin besteht, ein Geschehen, einen Gegenstand oder einen Sachverhalt semantisch zu modifizieren. Die Art der Modifikation oder Spezifikation richtet sich nach den semantischen Eigenschaften des Adverbs: räumliche Spezifikation (oben liegen), zeitliche (die Aufführung morgen), konzessive (trotzdem nicht den Mut verlieren), modale (blindlings in sein Unglück rennen) usw.
In Bezug auf die Funktion lassen sich Adverbien im Italienischen in folgende Gruppen einteilen:
1) Adverbien, die von Adverb- oder Adjektivphrasen abhängig sind: l'articolo era molto lungo; troppo spesso bevo poco).
2) Verbgruppenadverbien, bei denen das Prädikat von Temporal-, Quantitäts- und/oder Lokaladverbien modifiziert wird: Domani verrà l'ospite; ho mangiato troppo; vediamoci lì fra due giorni.
3) Fokusadverbien, die sich auf alle Satzeinheiten beziehen können. Der Bezugsausdruck wird durch einen Gewichtungsakzent hervorgehoben: Solo Rita ha cucinato per il pranzo di Natale; Rita ha solo cucinato per il pranzo di Natale; Rita ha cucinato solo per il pranzo di Natale.
4) Konnektivadverbien, die als satzverknüpfende Einheiten fungieren. Sie
stellen dabei spezifische inhaltliche Relationen zwischen zwei Sachverhalten her: z. B. Lui
è favorevole al matrimonio. Tuttavia lei si oppone;
Die
Konnektivadverbien haben eine ähnliche Funktion wie die Konnektoren, zeigen aber verschiedene
syntaktische Eigenschaften: Konnektivadverbien stehen ziemlich frei im Satz (z. B. "Non ce
la faccio più". "Vorresti mollare tutto, quindi" ); Konnektoren dagegen haben
eine feste Satzstellung vor dem Bezugselement (z. B. Nino è d'accordo,
nonostante Paola sia contraria). Konnektoren bestimmen außerdem den Modus des
Verbes, z. B. verlangt nonostante das Konjunktiv.
5) Satzadverbien, die sich nicht auf eine Satzkomponente, sondern auf den
ganzen Satz beziehen: z. B. Stranamente, questa storia non mi convince; il
Milan è stato sconfitto, finalmente.
Subklassen
Adverbien können nach ganz verschiedenen Kriterien subklassifiziert werden. Es können sich dabei einander überschneidende Klassen ergeben. Je nach Untersuchungsziel können formale, semantische oder syntaktische Kriterien zugrunde gelegt werden.