Partikel
- Partikel im Überblick
- morphologische Eigenschaften
- syntaktische Eigenschaften
- semantische und funktionale Eigenschaften
- Subklassen
Partikel im Überblick
Im Unterschied zu den Adverbien zeigen manche Partikelklassen Beschränkungen in den Stellungsmöglichkeiten. Sie können nicht allein im Vorfeld eines Aussagesatzes stehen. Sie können bis auf wenige Ausnahmen nicht selbstständig als Antwort auf eine Frage fungieren, und sie können nicht als Kopf einer Phrase fungieren.
Partikeln sind - besonders in der Alltagssprache - hochfrequent.
Ein sprachtypisches Charakteristikum ist ihre Polyfunktionalität.
andere Bezeichnungen und Zuordnungen:
Partikeln stellen wahrscheinlich den uneinheitlichsten Bereich der Wortartenklassifikation. Grob gesagt lassen sich drei Ansätze ausmachen: beim weitesten Partikelbegriff werden alle unflektierbaren Einheiten, also auch Präpositionen, Junktoren, Adverbien, als Partikeln klassifiziert. Ein engeres Konzept grenzt Präpositionen, Junktoren und Adverbien aufgrund von Satzgliedwert oder syntaktischen Eigenschaften aus der Klasse der Partikeln aus, und drittens wird als Partikeln im engsten Sinn eine Restgruppe bezeichnet, die im wesentlichen mit den Klassen Abtönungspartikeln und Fokuspartikeln identisch ist.
Bestand und Beispiele:
doch, bloß, halt, mal, nicht, sehr, überaus, sogar, selbst, auch, erst, schon, also, übrigens, jedoch, aber ...
Also das ist doch auch
nur langweilig.
Gefällt Ihnen das etwa
nicht?
Sogar Elefanten werden hier
sehr oft gesichtet.
morphologische Eigenschaften
Partikeln sind unflektierbar.
syntaktische Eigenschaften
Allen Partikeln ist gemeinsam, dass sie keine Phrasen bilden können, dass sie nicht erfragbar und nicht selbstständig, zum Beispiel als Antwort auf eine Frage, verwendbar sind. Partikeln sind aber untereinander kombinierbar.
semantische und funktionale Eigenschaften
Die Subklassifizierung der Partikeln erfolgt in der Regel nach semantischen Gesichtspunkten. Die semantischen und funktionalen Eigenschaften von Partikeln sind je nach Subklasse sehr verschieden. Intensitätspartikeln (sehr, überaus, ungemein) wirken als Intensitätsmodifikatoren bei Adjektiven und Adverbien (sehr nützlich, überaus gern). Abtönungspartikeln (ja, halt, mal, doch, eben) operieren nicht auf der Satzbedeutung, sondern auf Erwartungen und Einstellungen des Sprechers und des Adressaten. Konnektivpartikeln (allerdings, aber, also, folglich, freilich, beziehungsweise, dennoch) haben die Funktion, spezifische inhaltliche Relationen zwischen Sätzen herzustellen. Mit Fokuspartikeln (annähernd, gerade, erst, mindestens) können Einstufungen/Gradierungen von Sachverhalten auf einer tatsächlichen oder fiktiven Skala vorgenommen werden.
Die Abgrenzung einiger Subklassen der Partikeln gegenüber der adverbial gebrauchten Adjektive in vergleichbarer Funktion ist oftmals schwierig:
Die Temperaturen in Novosibirsk waren überaus angenehm.
(Intensitätspartikel)
Die Temperaturen in Novosibirsk
waren außergewöhnlich
angenehm. (adverbial gebrauchtes Adjektiv)
Intensitätspartikeln sind - wie alle Partikeln - grundsätzlich unflektierbar, Adjektive müssen in anderen Kontexten, nämlich dann, wenn sie attributiv verwendet werden, flektiert werden:
*die überausen /
überaus Temperaturen von
Novosibirsk
die außergewöhnlichen
Temperaturen von Novosibirsk
Subklassen
Die Wortklasse Partikel (ital. particella) ist der italienischen Grammatiktradition fremd; die in ProGr@mm als Partikeln bezeichneten Einheiten werden im Italienischen einerseits zu den Adverbien (z.B . molto 'sehr', mica / punto 'gar nicht') bzw. zu den Konjunktionen (z. B. ma 'aber', eppure 'dennoch'), andererseits zu den sogenannten Diskurssignalen (z.B. appunto 'eben', vgl. Bazzanella 1995) gezählt.