Abtönungspartikel
Abtönungspartikel im Überblick
andere Bezeichnungen:
Modalpartikel, Einstellungspartikel
Beispiele und Bestand:
Und man muss sich nur vor einem hüten, dass
man eben dann wirklich sagt, alle Leut' sind blöd, die etwas
über einen schreiben, denn es gibt halt auch die wahnsinnig
Guten..
[Jürgen von
der Lippe, 1995 in SDR 3: Leute]
Nun sei doch froh, dass wir hier in
Ruhe frühstücken können.
[Marietta Meguid, 1997, in: SDR 3, Die
Schwabensaga, 2. Staffel]
Das kann man immer wieder beobachten
eben, dass RTL eben dann eher mit der Katastrophe
aufmacht und die politische Nachricht erst an zweiter Stelle bringt, und beim
ARD und ZDF wäre es dann doch umgekehrt gewichtet.
[Petra Gerster, 1998
in SWR1: Leute]
Am 21. Juni saß er in unserem Berliner
Studio und hörte sich die Frage an, ob er damals, als Stasi-General,
denn auch die Bundesrepublik besucht habe.
[Wolfgang Heim, 1995 in SDR 3:
Leute]
Das war vielleicht eine Schweinerei!
Möchtest du etwa in meiner Haut stecken?
Liste der unbetonten Abtönungspartikeln
Liste der betonten Abtönungspartikeln
morphologische Eigenschaften
Abtönungspartikeln sind - wie alle Partikeln - unflektierbar.
syntaktische Eigenschaften
Abtönungspartikeln bilden keine Phrasen, sind aber nach bestimmten Regeln kombinierbar:
Ja, da muss man sich doch
einfach hinlegen.
Findest du
das denn vielleicht schön?
Abtönungspartikeln fungieren als Supplemente.
semantische und funktionale Eigenschaften
Abtönungspartikeln operieren auf Einstellungen des Sprechers und der Adressaten und tragen dazu bei, Äußerungen in Handlungszusammenhänge zu integrieren. Sie können gesprächssteuernd wirken. So versucht z. B. ein Sprecher mit der Äußerung
Du kennst doch die Mitzi.
einen Konsens mit dem Adressaten herzustellen, mit
Findest du die etwa schön?
gibt er seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Antwort des Adressaten negativ ausfällt.
Die Abtönungs- oder Modalpartikeln kommen im Deutschen, Niederländischen und Friesischen vor, während sie in den übrigen germanischen, sowie in den romanischen Sprachen, fast nicht auftreten. Abraham (1991) postuliert dabei eine Korrelation zwischen dem topologischen Mittelfeld, das die obigen 3 Sprachen charakterisiert, und dem Vorhandensein von Modalpartikeln.
Im Italienischen kann mica am ehesten als Modalpartikel fungieren:
Non è mica vero!
(dt.: es ist doch nicht wahr!)
Ansonsten haben die deutschen Modalpartikeln, die auch zu mehreren auftreten können, im Italienischen keine direkte Entsprechung:
Ich weiß es eben! > Sì che lo so!
Ich werde die Übersetzung halt mal machen! > Sì farò la traduzione!
Hat sie denn nicht das Referat über Kafka gehalten? > Ma non ha fatto una relazione su Kafka?
Du bist wohl verrückt! > Ma che sei matto!
Du hast doch wohl nicht etwa für alle bezahlt! > Non avrai mica pagato per tutti!