Wortstellung und Prosodie

In der nachfolgenden Einheit liegen zahlreiche Beispielsätze in vertonter Form vor. Die Tonbeispiele können Sie über das Lautsprechersymbol im mp3-Format abrufen. Über das Video-Symbol gelangen sie zu einer genauen Aufschlüsselung des Tonverlaufes in Form eines praat-Spektogramms (Abobe-Flash-Animation).

Wortstellung und Akzentuierung sind die Hauptmittel, um die in einem Satz bzw. in einer kommunikativen Minimaleinheit übermittelte Information zu strukturieren und kommunikativ zu gewichten. Unter dem Gesichtspunkt der Informationsstrukturierung gliedert sich eine kommunikative Minimaleinheit in Hintergrund und Vordergrund. Vordergrundeinheiten werden als besonders wichtig oder relevant erachtete Informationsteile durch Stellung und/oder Akzentsetzung hervorgehoben, d. h. fokussiert.

Das Verhältnis zwischen den Fokussierungsmitteln Stellung und Akzent ist nicht reziprok. Fokussierung durch Stellung zieht immer auch Fokussierung durch Akzent nach sich. Umgekehrt gilt das nicht.

Die verschiedenen Mittel der Fokussierung dürfen nicht konkurrierend eingesetzt werden. Für die Akzentuierung und die Wortstellung ergeben sich folgende Möglichkeiten:

a) Nur die Akzentuierung wird eingesetzt, während die Wortstellung nicht markiert ist, also die erwartbare Grundabfolge abbildet:

Wahrscheinlich hat [der Nachbar] [den Wagen] gesehen.

b) Akzentuierung und Wortstellung markieren dieselbe Einheit:

(Hat denn niemand den Wagen gesehen?)
Wahrscheinlich hat [den Wagen] [der Nachbar] gesehen.

c) Akzentuierung und Wortstellung markieren unterschiedliche Einheiten:

Wahrscheinlich hat [den Wagen] [der Nachbar] gesehen.

Neben der Akzentuierung ist auch der Tonhöhenverlauf im Zusammenhang mit der Wortstellung für die Satzbedeutung maßgeblich. So tragen vor allem die Verbstellung und das Grenztonmuster, also der Tonhöhenverlauf in oder nach der letzten Akzentsilbe, zur Konstitution der Satzmodi bei.

Pausen verdeutlichen, wie grafische Markierungen (Komma, Gedankenstrich) in der Schriftsprache, z. B. den Übergang vom linken Außenfeld zum Vorfeld und vom Nachfeld zum rechten Außenfeld.

Eine Erscheinung, bei der Tonmuster und Wortstellung eng zusammenwirken, ist die topologische und intonatorische Aufspaltung von z. B. der Nominalphrase:

Dafür gibt es [viele Gründe].
[Gründe] gibt es dafür [viele].

Die oben skizzierten Erscheinungen werden in folgenden Abschnitten behandelt:

Da Polnisch – genauso wie Deutsch – keine Tonsprache ist, sind die intonatorischen Mittel (Akzentuierung, Tonmuster) nicht im Stande, alleine sprachlich formulierte Information systematisch zu markieren. Sie stehen prinzipiell in einem Kongruenzverhältnis zu syntaktischen Regeln der Sprache. Sie werden aber auch durch situative (z. B. Kontext) und individuelle (z. B. Emotionsausdruck) Faktoren mitgeprägt. Außer Fokusakzenten und Tonhöhenverläufen sind auch Pausen ein Mittel, das nicht nur im gewissen Zusammenhang mit Schriftzeichen steht, sondern auch noch den stlistisch-rhethorischen Ausdruck eine Satzes bzw. einer kommunikativen Minimaleinheit manifestiert.

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