Vokalhöhe
Ähnlich wie die Vokallänge wurde in der Regressionsanalyse in Vokallänge auch die Höhe des Vokals in der letzten Silbe der auf Konsonanten schließenden Nomen als ein binärer Faktor (tief vs. nicht tief) behandelt, und auch in diesem Fall war es eine etwas irreführende Vereinfachung. Tiefe Vokale in geschlossener letzter Silbe erwiesen sich dort als eine Ausprägung, die relativ deutlich zugunsten von -es wirkt. Diese Ausprägung umfasst nur die a-Laute; die ihr gegenüber stehenden Laute wurden nicht weiter differenziert. Normalerweise werden aber noch zumindest mittelhohe und hohe Vokale unterschieden. Hinzu kommen – wie bei Vokallänge – die Diphthonge, die als eine Bewegung von einem tiefen bzw. mittleren zu einem hohen Vokal hin interpretiert werden.
Während Diphthonge in geschlossener letzter Silbe – wie zuletzt in
Vokallänge festgestellt – einen deutlichen Effekt
zugunsten von S zeigen, wirken mittlere und hohe Vokale nur geringfügig zugunsten von S. Die
wesentliche Opposition besteht also in dieser Konstellation zwischen den tiefen Vokalen
(a-Lauten) und den Diphthongen. Der Wirkungsunterschied zwischen mittelhohen und
hohen Vokalen ist marginal.
Abb. 1: Anteil der ES-Endung bei verschiedenen Ausprägungen von Vokalhöhe
Abb. 2: Wirkungsrichtung und Effektstärke bei verschiedenen Ausprägungen von Vokalhöhe
Sieht man von Diphthongen als nicht richtig einordenbar ab, scheinen nun die
tiefen Vokale (a-Laute) eine nennenswerte Wirkung zu haben. Das Bild hinsichtlich
der Bedeutung der Vokalqualität für die Endungswahl wird aber modifiziert, wenn man sich die in
Celex definierbaren Gruppen der e-, ö-, o-, i-, ü-, u-Laute einzeln anschaut. Es
zeichnet sich ein signifikanter Unterschied zwischen Vorderzungenvokalen und Hinterzungenvokalen
ab: Während die i-, ü-, e-, ö-Laute Effekte zugunsten von S zeigen, wirken
u- und o-Laute wie schon die tiefen a-Laute
zugunsten von -es. Was die auf die Reichweite der Faktoren projezierbare
Effektstärke angeht, sind dabei die e-Laute (log10 odds ratio = -0,38
, Phi = 0,13) und die a-Laute herausragend (log10 odds ratio = -0,38,
Phi = 0,16), aber den stärkeren der „schwachen“ Faktoren wie Pänultima- bzw. Ultimabetonung oder
Einsilbigkeit immer noch unterlegen (siehe Abbildung 3,
vgl. Abbildung 3 und
4 in Abgrenzung zu starken Faktoren und adäquate Darstellung des Faktorenspektrums
weiter oben).
Abb. 3: Endungswahl und Vokalqualität