Modalverb
Modalverb im Überblick
andere Bezeichnungen und Zuordnungen
modales Hilfsverb
Bestand
müssen, sollen, dürfen, mögen/möchte-, wollen, können
Möchte- ist etymologisch die ursprüngliche Konjunktiv II-Form von mögen, wird heute jedoch als Indikativ Präsens verstanden. Mögen und möchte- werden zum Teil bedeutungsverschieden gebraucht, sie haben jedoch nur die eine gemeinsame Präteritalform mochte und werden daher zu einem Formenparadigma gerechnet.
Beispiele
(Alle Belege: Süddeutsche Zeitung 18.10. 2004, S. 1)
Verbklassen mit ähnlichen Funktionen
Neben den genannten Modalverben können die Hilfsverben haben und sein modal gebraucht werden. Sie regieren im Verbalkomplex im Gegensatz zu den Modalverben allerdings den zu-Infinitiv:
(Kerr, Alfred: Wo liegt Berlin? Briefe aus der Reichshauptstadt 1895-1900)
(die tageszeitung, 26.03.2003, S. 6)
Einige Vollverben können ähnliche Funktionen wie Modalverben übernehmen. Auch sie regieren den zu-Infinitiv. Zu diesen Verben zählen: pflegen, scheinen und drohen:
(Die Presse, 14.07.2000)
morphologische Eigenschaften
Modalverben werden nach Person, Numerus, Modus und Tempus flektiert (konjugiert), bilden aber keinen Imperativ. Ihre Bildung ist - aus sprachgeschichtlichen Gründen - irregulär: Da sie im Präsens im wesentlichen so flektieren wie starke Verben im Präteritum, gehören sie zu der kleinen Gruppe der Präteritopräsentia.
Präsens der Modalverben im Indikativ und Konjunktiv
Präsens Indikativ | Konjunktiv I (Konjunktiv Präsens) | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Folgende Modalverben bilden das Präsens im Indikativ mit Vokalwechsel von Singularformen zu Pluralformen und Infinitiv: wollen - will; müssen - muss; dürfen - darf; können - kann; mögen - mag.
Im Konjunktiv I (Präsens) unterbleibt der Vokalwechsel: er wolle, müsse, dürfe, könne, möge. Das Modalverb sollen weist keine Vokalwechsel auf.
Präteritum der Modalverben im Indikativ und Konjunktiv
Das Präteritum der Modalverben sollen und wollen wird wie das der schwachen Verben gebildet:
Präteritum Indikativ / Konjunktiv II (Konjunktiv Präteritum) | ||||||||||||||||||||||
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Der Präteritalstamm der übrigen Modalverben hat im Indikativ Ablaut: er durfte, konnte, musste, mochte, wollte.
Im Konjunktiv II wird der Präteritalstamm (außer bei sollen/wollen) umgelautet: sie dürfte, könnte, müsste, möchte.
Bildung des Partizips II (Partizip Perfekt)
Das Partizip II der Modalverben wird wie das der schwachen Verben gebildet und nur dann verwendet, wenn sie wie Vollverben den semantischen Kern des Verbalkomplexes bilden. Ansonsten werden sie zur Bildung zusammengesetzter Tempora im Infinitiv verwendet.
(die tageszeitung, 12.10.1996, S. 15)
Habt ihr das gewollt?
Ich habe ihn nie gemocht.
Denn das hätte sie auch gekonnt, wenn sie gedurft hätte.
(die tageszeitung, 08.07.1995, S. 20)
Nach dem 1:2 durch Wück (...) hätte in der 83. Minute eigentlich der nächste Torhüter vom Platz gemußt.
(die tageszeitung, 17.05.1993, S. 16)
syntaktische Eigenschaften
Finite Modalverben bilden zusammen mit einem infiniten Vollverb den Verbalkomplex. Dabei transportieren sie den Valenzrahmen des Vollverbs weiter, haben also keinen eigenen.
Das Partizip II wird in den zusammengesetzten Tempusformen durch den Infinitiv Präsens ersetzt ("Ersatzinfinitiv"):
semantische und funktionale Eigenschaften
Modalverben werden verwendet, um subjektive Einstellungen zu Sachverhalten auszudrücken und um die Beschreibung von Sachverhalten auf Grundlage von z. B. situativen Umständen, Normen oder Wissensvoraussetzungen inhaltlich zu modifizieren.