Propädeutische Grammatik

Wort

Zur Wortbildung werden im Deutschen am häufigsten Wörter verwendet. Ein Wort wie König umfasst als abstrakte Einheit verschiedene Wortformen wie König, Königs, Könige. Zu den Wortformen werden hier auch Stämme wie König, schön, gieß gezählt. Ein Stamm ist eine Wortform ohne Flexionsaffix. Wörter kommen als Wortformen grundsätzlich frei vor, sei es als Stamm wie in Der König steht am Meer, sei es als Wortform mit Flexionsaffix wie in des Königs flatternder Mantel.

In der Wortbildung werden Wörter stets als Wortformen verwendet.
  • Verben werden überwiegend in der Stammform verwendet, z. B. in Gießkanne, erfreulich, mitunter aber auch in der Infinitivform, z. B. in das Laufen.
  • Nomina kommen überwiegend in der Stammform vor, z. B. in Hutschachtel, aber auch in der Genitiv- oder Pluralform, z. B. in Königsmantel, Kindergarten.
  • Adjektive werden meist in der Stammform verwendet, z. B. in Rotbuche, Schönheit, mitunter aber auch in der Komparativform, z. B. in verbreitern.

Flektierte Wortformen finden sich außerdem häufig in Sätzen und Phrasen, mit denen Komposita oder Derivate gebildet werden, z. B.Grüne-Bohnen-Eintopf, ihr Das-gibt-es-doch-nicht-Augenaufschlag, Vergissmeinnicht. Diese flektierten Wortformen sind Bestandteile des Satzes oder der Phrase und nicht unmittelbare Einheiten der Wortbildung.

Position

In Wortbildungsprodukten verhalten sich Wörter in der Regel anders als in der Syntax. So können zwar flektierte Formen in die Wortbildung eingehen, Nomina, Adjektive und Verben werden aber in der Position der Ersteinheit von Komposita wie Hut in Hutschachtel oder als Derivatsbasen wie Fisch in fischen nicht mehr weiter flektiert. Adjektive können zwar als gesteigerte Form in die Wortbildung eingehen wie breiter in verbreitern, sind aber nicht weiter steigerbar. Präpositionen verlieren ihre Rektion, z. B. vor in Vordach und vorgehen.

Basis- und Kompositionsgliedfähigkeit

Wörter sind prinzipiell kompositionsglied- und basisfähig, d. h. Wörter können mit Wörtern oder Konfixen zu Komposita zusammgesetzt werden wie Königsmantel, pantherschön, Biowein und kommen als morphologische Basis von Derivaten in Frage wie Schönheit, freundlich, fischen, vergolden, siezen.

Simplizische und komplexe Wörter

Wörter sind entweder einfach wie Hut oder komplex wie Hutschachtel. Komplexe Wörter entstehen durch Wortbildung: So entstehen aus dem einfachen Wort, dem sogenannten Simplex, Hut komplexe Wörter wie Hutschachtel und behüten. Auch komplexe Wörter können wiederum kombiniert werden und weitere komplexe Wörter bilden: Hutschachtelschleife, Behütung. Besonders bei der Bildung von Nominalkomposita sind Sprecherschreiber im Deutschen relativ frei. Deutsche Nominalkomposita können extrem komplex sein. Legendär sind Bildungen mit Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitänswitwe. Vgl. Augst 2001 und Donalies 2001.

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Autor(en)
Elke Donalies
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