Propädeutische Grammatik

Kurzwortbildung

Bei der Kurzwortbildung werden Langformen zu im Wesentlichen gleichwertigen Varianten gekürzt.
Auszubildender -> Azubi

Die Langformen sind Nomina wie Auszubildender oder Phrasen wie Zweites Deutsches Fernsehen -> ZDF. Weggekürzt werden typischerweise beliebige Laute beziehungsweise Buchstaben wie bei Azubi, außerdem Silben wie bei Abitur -> Abi und bedeutungstragende Einheiten wie bei Oberkellner -> Ober.

Kurzwörter sind im Wesentlichen bedeutungsmäßig identisch mit ihren Langformen, dennoch entstehen neue Wörter, weil neue Ausdrucksseiten entstehen und weil sich mitunter auch funktional und stilistisch etwas verändert wie bei legerem Prof gegenüber offiziellerem Professor. Daher gehört die Kurzwortbildung auch zur Wortbildung, die ja definiert wird als Bildung von Wörtern aus vorhandenem Sprachmaterial.

Üblicherweise behält das Kurzwort auch alle morphosyntaktischen Eigenschaften seiner Langform. Ausnahme ist das bei manchen Kurzworttypen relativ regelmäßige Plural-s: ABMs, Demos, Kats, Lkws, Profs. Vgl. dazu Eisenberg 1998: 158f. Gelegentlich haben Kurzwörter auch ein eigenes, von der Langform abweichendes Genus. Vgl. Kurzwörter, die aus dem Anfang ihrer Basis bestehen.

das Info versus die Information
das Foto versus die Fotografie

Kurzwörter sind nach Art der Kürzung zu unterscheiden.

Wie alle anderen Nomina werden auch Kurzwörter zur Wortbildung herangezogen, besonders zur Komposition mit Kurzwörtern wie in Matheprof und zur Derivation mit Kurzwörtern wie in SPDler.

Abgrenzung zu ähnlichen Phänomenen

Abzugrenzen ist das Kurzwort von

Ebenfalls nicht der Kurzwortbildung des Deutschen zuzurechnen, sondern entlehnt sind Bildungen, die bereits in ihrer Herkunftssprache gekürzt wurden wie Radar zu englisch radar <- radio detection and ranging. So auch AIDS, eMail, KGB, Laser, PC, www. Wortbildung ist nämlich ein Prozess, der innerhalb einer Sprache stattfindet; Entlehnung dagegen ist ein Austausch zwischen zwei Sprachen. Vgl. Wortbildung und andere Möglichkeiten der Wortschatzerweiterung.

Kurzwörter sind immer Varianten zu weiterhin existierenden Vollformen. Das unterscheidet sie elementar von allen anderen Wortbildungsprodukten: Kurzwort und Langform existieren parallel im Wortschatz. "Das bedeutet auch, dass Kurzwörter nicht das Ergebnis von diachronen Lautwandlungen sind. Das aus (ahd.) hegizussa entstandene nhd. Wort Hexe ist kein Kurzwort, weil es keine synchrone Vollform neben sich hat" (Greule 1996, 195).

Zusätzliche Literatur in Auswahl

Kobler-Trill 1994; Donalies 2000; Nübling 2001; Ronneberger-Sibold 2007; Balnat 2011; Donalies 2021.

Zum Text

Autor(en)
Elke Donalies
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