Zur Bedeutung minimaler Nominalphrasen

Minimale Nominalphrasen unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Bedeutung nicht grundsätzlich von Nominalphrasen im Allgemeinen. Sie setzen lediglich nur das - je nach Typ - nicht weiter reduzierbare Minimum der Mitteln ein, die bei der Formulierung von Nominalphrasen eingesetzt werden können, um klarzustellen, wovon die Rede sein soll.

Wie dieses Minimum aussehen kann, hängt davon ab, wovon die Rede sein soll und vom Verfahren der Repräsentation.

Die Natur dessen, wovon die Rede sein soll, ist dabei nur in sehr allgemeinem Sinn von Interesse. Handelt es sich um:

  1. etwas, das existiert bzw. grundsätzlich existieren könnte - oder um nicht Existentes?
  2. ein Individuum?
  3. ein Kollektiv von Individuen?
  4. etwas nicht Individuiertes oder nicht Individuierbares?
  5. eine Unterart von etwas nicht Individuiertem oder nicht Individuierbarem?
  6. eine Portion von etwas nicht Individuiertem oder nicht Individuierbaren?

Zwei Verfahren stehen zur Verfügung: Beim Namen nennen und Beschreiben. Beide Verfahren unterscheiden sich grundsätzlich hinsichtlich ihrer Anwendung auf die verschiedenen Arten von Gegenständen, hinsichtlich der Voraussetzungen, die ihre erfolgreiche Verwendung machen muss, und infolge dieser Unterschiede auch hinsichtlich der Mittel, mit denen sie zu realisieren sind: Um jemand oder etwas beim Namen zu nennen, sind ausschließlich Eigennamen zu gebrauchen, um etwas zu beschreiben alle anderen Formen minimaler Nominalphrasen (vgl. hierzu: Minimale Nominalphrasen).

Beim Namen nennen

Beim Namen nennen kann man grundsätzlich jeden Gegenstand, von dessen Benennung man Kenntnis hat. Im Zug seiner Benennung, wurde ihm ein Name (Eigenname) als Identifikationsmerkmal zugewiesen, der fortan als seine sprachliche Repräsentation dienen kann.

Eigennamen kommen in verschiedenen Formen vor:

  • als einfache Nomina - Paul, Sokrates, Thailand, Barcelona
  • als minimale Nominalphrasen - die Schweiz, das Matterhorn, der Neckar
  • Sequenzen von Nomina: Jan Brendle, Stuttgart Rohr, Herr Nüssle, Frau Prof. Dr. Elfriede Ströher
  • als erweiterte Nominalphrasen - Karl der Kahle, Theo Vennemann gen. Nierfeld, Peter von Lieven

Auch wenn sich die sozialen Verwendungsbedingungen der verschiedenen Formen von Eigennamen zum Teil erheblich unterscheiden, in semantischer Hinsicht sind sie alle von gleicher Art, eben Benennungen (vgl. hierzu: Zur Bedeutung von Eigennamen).

Beschreiben

Von - vergleichsweise eher seltenen - Fällen abgesehen, in denen die Repräsentation eines Gegenstands durch Angabe seines Eigennamens zu erreichen ist, muss auf das Mittel der Beschreibung zurückgegriffen werden. Als elementare Mittel der Repräsentation von Gegenständen durch Beschreiben stehen dazu diese Formen minimaler Nominalphrasen zur Verfügung:

Zu den Formen im Einzelnen siehe Die Struktur minimaler Nominalphrasen.

Gemeinsam ist diesen Ausdrucksformen, dass mit ihnen die Gegenstandsrepräsentation auf dem Weg einer Charakterisierung des Gegenstands realisiert wird, die jeweils ein Nomen - bei Personenbezeichnungen auch ein Adjektiv - beisteuert, das dabei semantisch als Prädikat wirkt.

Was ein Nomen, das zur Charakterisierung verwendet werden kann, von einem Eigennamen unterscheidet, wird deutlich, wenn man es zum Gegenstand einer Definition oder Bedeutungsbeschreibung macht, in der auszuführen ist, was darunter zu verstehen ist, etwa: Was ist Freiheit? Was ist unter "Angst" zu verstehen? Was ist ein Versager?

Auch wenn es in manchen Fällen extrem schwierig wird, eine brauchbare Antwort zu finden, sind solche Fragen bei Nomina mit Charakterisierungspotential grundsätzlich sinnvoll, bei Eigennamen hingegen nicht.

Minimale Nominalphrasen ohne Artikel

Zur Bedeutung von Nicht-Individuativa

Nicht-Individuativa sind ausschließlich mit Nomina im Singular zu realisieren. Das ist keine syntaktische Kuriosität, sondern eine unmittelbare Konsequenz der Bedeutung von Nicht-Individuativa. Tatsächlich lassen sich zu vielen dieser Nomina sehr wohl auch Pluralformen bilden (Bier - Biere, Freiheit - Freiheiten), doch dabei geht ihr Charakter als Nicht-Individuativum verloren. Sie werden zählbar als Sorten oder Unterarten dessen, was das entsprechende Nicht-Individuativum bezeichnet.

Nicht-Zählbarkeit ist konstitutiv für die Klasse der Nicht-Individuativa, die im Übrigen recht heterogen ist und zur sprachlichen Repräsentation so verschiedener Gegenstände wie Milch, Gemütlichkeit, Schlaf und Gleichheit eingesetzt wird.

Zum Teil ist die Nicht-Zählbarkeit in der Natur des Gegenstands begründet: Gemütlichkeit, Schlaf und Gleichheit sind nichts, was als Individuum fassbar wäre. Das zeigt sich auch daran, dass es nicht gelingt, so an Individuen zu exemplifizieren, was darunter zu verstehen sein soll, wie dies etwa bei Hund, Tisch oder Quadratwurzel möglich ist.

Bei Nicht-Individuativa wie Milch, Beton, Gold, ergibt sich Nicht-Zählbarkeit dadurch, dass eine prinzipiell durchaus mögliche Individuierung unterbleibt und so allein das Nomen die Interpretation bestimmt, das auf sich gestellt den Charakter eines Prädikats hat.

Dass Nomina semantisch als Prädikate zu gelten haben, wird oft verkannt:

  • weil sie syntaktisch als Kopf der - nach ihnen benannten - Nominalphrasen fungieren und deshalb für das entscheidende Element bei der Bildung der Gegenstandsrepräsenation gehalten werden

und

  • weil der Bedeutungsunterschied zwischen Nomen und Nominalphrase nicht gewürdigt wird: Erst Nominalphrasen sind sprachliche Repräsentationen von Gegenständen, nicht schon die Nomina. Sie tragen zwar das Prädikat bei, das den Gegenstand als von bestimmter Art ausweist, doch zur Errichtung der Gegenstandsrepräsenation kommt es erst durch die Bildung der Phrase.

Da bei Nicht-Individuativa Nomen und Nominalphrase materiell identisch sind, kann der Unterschied zwischen beidem leicht übersehen werden. Da die durch das Nomen bestimmte Charakteristik hier nicht einem Individuum zugewiesen wird, entfällt die bei Individuativa gegebene Notwendigkeit, zusätzlich zum Nomen ein Ausdruckselement einzusetzen, das gewissermaßen ein Individualkonto einrichtet für die Verbuchung all der Eigenschaftszuschreibungen, die nur für diesen individuellen Gegenstand gelten sollen, nicht aber für andere Gegenstände der gleichen Art: Alles, was etwa über Freiheit gesagt wurde, wird und werden wird, ist pauschal unter Freiheit zu verbuchen.

Dass im Fall von Substanzen wie Milch oder Gold Einzelvorkommen nicht als Individuen behandelt werden, sondern als Portionen - ein Glas Milch, ein Stück Gold - einer nicht auf Individuen zurückgeführten Substanz, ist eine sprachliche Gegebenheit, die sachlich nicht zwingend, doch aus praktischen Erwägungen verständlich ist: Gegenstände wie Milch und Gold sind in aller Regel nicht als Individuen von Interesse, wohl aber als Manifestationen von Substanzen mit spezifischen Eigenschaften.

Man kann also festhalten, dass Nicht-Individuativa sprachlich pauschal repräsentieren, was die Qualität hat, die ihm das jeweilige Nomen als Prädikat zuerkennt. Doch, wenn man dies tut, könnten sich Probleme mit bestimmten Verwendungen von Nicht-Individuativa zu ergeben, in denen dies so pauschal nicht zu gelten scheint.

Das Problem lässt sich am Besten anhand von Beispielen zeigen und lösen:

Fisch ist gesund.
Regine isst Fisch.

Im ersten Beispiel ist pauschal von allem die Rede, was als Fisch gelten kann. Das zweite Beispiel hat verschiedene Lesarten, was hier jedoch vernachlässigt werden kann. Von Interesse ist nur diese Lesart:

Regine isst hier und jetzt Fisch.

Regine isst danach eine Portion Fisch, sicher nicht die Substanz "Fisch", die durch ihr Handeln nicht im Geringsten verändert wird.

Probleme mit der Interpretation von Fisch ergeben sich, wenn man den Umstand, dass von Fisch als Substanz oder als Portion die Rede sein kann, gerade auf das zurückführt, was in beiden Fällen gleich ist, nämlich auf Fisch. Dass dies nur in die Irre führen kann, wird deutlich, wenn man versucht, die verschiedenen Interpretationen zu begründen.

Selbst wenn man davon ausgeht, Fisch sei mehrdeutig, kann man sich doch nie darauf berufen, dass mal diese, mal jene Bedeutung von Fisch gegeben sei, denn, was man an Information erhält, ist, so weit es Fisch betrifft, in jedem Fall dasselbe. Tatsächlich sind die verschiedenen Interpretationen nicht auf verschiedene Bedeutungen von Fisch zurückzuführen, sondern auf die Bedeutungen der jeweils darauf angewandten Prädikate ist gesund und isst

Während ist gesund den Bereich dessen, was als gesund gelten soll, in keiner Weise beschränkt, ist im Fall von isst in Rechnung zu stellen, dass man immer nur Portionen essen kann, gleichgültig von welcher Substanz diese sind. Das heißt: Dass es sich um eine Portion handelt, wird vom Prädikat gesetzt, das Nicht- Individuativum Fisch liefert als Argumentausdruck nur noch die Angabe der spezifischen Eigenschaft.

Artikellose Plurale

Das Pendant von Nominalphrasen mit indefinitem Artikel ist - soweit diese überhaupt pluralfähig sind - ausnahmslos artikellos. Daraus zu schließen, dass artikellose Plurale ihrerseits ausnahmslos Pluralformen von Nominalphrasen mit indefinitem Artikel sind, wäre jedoch vorschnell. Tatsächlich finden sich auch artikellose Plurale, die kein singularisches Pendant haben - etwa Masern, Leute, Eltern.

Bemerkenswert an artikellosen Pluralen sind aber weniger diese seltenen Ausnahmen, als vielmehr die Unterschiede in der Art und Weise, in der Ausdrücke dieses Typs zu interpretieren sein können. So sind etwa Weine verschiedene Sorten Wein und nicht etwa mehrere Portionen Wein, wie man vermuten könnte, da ein Wein auch als Bezeichnung für eine Portion Wein - meist ein Glas voll - gebraucht werden kann. Mit Fische hingegen wird immer eine Anzahl von Individuen der Gattung Fisch bezeichnet, obwohl Fisch wie Wein als Nicht-Individuativum gebraucht werden kann.

Die Bedeutungsunterschiede sind keineswegs willkürlich, sondern lassen sich in einer einfachen Regel erfassen:

  • Ist das singularische Pendant eines Artikellosen Plurals als Repräsentation eines Individuums zu verstehen, ist dieser als Repräsentation einer unbestimmten Anzahl von Individuen dieser Art zu verstehen.
  • Ist das singularische Pendant eines Artikellosen Plurals als Repräsentation einer Portion oder einer Sorte eines Nicht-Individuativums zu verstehen, ist dieser immer als Repräsentation einer unbestimmten Anzahl von Sorten oder Unterarten des Nicht-Individuativums zu verstehen.

Während bei Artikellosen Pluralen, die Sorten oder Unterarten repräsentieren, ausnahmslos eine Mehrzahl von derartigen Gegenständen gemeint wird, müssen Artikellose Plurale, die Individuen repräsentieren sollen, nicht immer so verstanden werden, als handle es sich um mindestens zwei Individuen dieser Art:

Wenn ein Hotelgast moniert: "In diesem Haus hat es Ratten", und nach langem Suchen stellt sich heraus, dass sich genau eine Ratte in dem Haus befindet, dann wird der Hotelmanager kaum die Frechheit haben zu behaupten, der Gast habe die Unwahrheit gesagt.

Was in Fällen wie diesem als Interpretation zulässig ist, lässt sich jedoch nicht verallgemeinern: Wenn etwa ein Zirkus auf Plakaten ankündigen würde, in seinen Vorstellungen träten Elefanten auf, und er besäße in Wirklichkeit nur einen einzigen Elefanten, könnte man sich zurecht betrogen fühlen. Offenbar hat die Toleranz bei der Interpretation Artikelloser Plurale ihre Grenzen. In der Regel bedeutet Plural hier durchaus Mehrzahl. Ausnahmen werden nur dort gemacht, wo die Wirkung eines einzelnen Individuums nicht sehr verschieden ist von der Wirkung, die mehrere seiner Art hätten.

Artikellose Plurale, die Individuen repräsentieren, können grundsätzlich auf zweierlei Weise verwendet werden:

  • um über eine - wirkliche oder mögliche - Gruppe entsprechender Individuen zu sprechen
  • um pauschal über Individuen der jeweiligen Art zu sprechen

Daraus können sich unter Umständen Interpretationsprobleme ergeben. Die Annahme, darin zeige sich eine Mehrdeutigkeit des Artikellosen Plurals, hilft hier nicht weiter. Sie verkennt im Gegenteil, die Gründe dafür, dass Artikellose Plurale in so verschiedenen Weisen zu gebrauchen sind. Tatsächlich sind Artikellose Plurale in beiden Fällen auf die gleiche Weise zu interpretieren: Sie repräsentieren stets eine unbestimmte Anzahl von Individuen der jeweiligen Art. Den Unterschied macht, wie die Beispiele zeigen können, allein der Kontext:

(1) Überall standen Pappkartons herum.
(2) Pappkartons sind nicht gerade für den Versand von offenem Wein geeignet.
(3) Ich sagte, wir brauchen Pappkartons, nicht Holzkisten!

Herumstehen kann nur, was konkret gegeben ist, ob es nun sprachlich als etwas Bestimmtes oder etwas Unbestimmtes ausgegeben wird. Im Fall der beiden anderen Beispiele wird die Unbestimmtheit des artikellosen Plurals exemplarisch genutzt. Dadurch, dass Pappkartons unbestimmte Pappkartons repräsentiert, eignet sich der Ausdruck dazu, von Pappkartons als Gegenständen einer bestimmten Art zu reden, denn durch ihre Unbestimmtheit sind sie auf nichts weiteres festgelegt als eben darauf, dass sie Pappkartons sind.

Artikellose Plurale gleichen in dieser Hinsicht weitgehend Nominalphrasen mit indefinitem Artikel. Dass Singular und Plural auch bei exemplarischer Verwendung nicht völlig austauschbar sind, zeigen die Beispiele (2) und (3).

Minimale Nominalphrasen mit Artikel

Zur Bedeutung von Nominalphrasen mit Artikel trägt das Nomen - nicht anders als bei Phrasen ohne Artikel - jeweils eine Charakterisierung bei, die den von der Phrase repräsentierten Gegenstand als von bestimmter Art ausweist. Mit dem Artikel wird in jedem Fall die Individualisierung des Gegenstands bzw. - bei pluralischen Nominalphrasen - der Gegenstände erreicht. Die Bedeutung des indefiniten Artikels erschöpft sich im Wesentlichen darin. Die übrigen Artikel leisten zusätzlich einen je spezifischen Beitrag zur Bedeutung der Nominalphrase.

Zur Bedeutung minimaler Nominalphrasen mit indefinitem Artikel

Auf den ersten Blick könnte man Nominalphrasen mit indefinitem Artikel für ausgesprochen mehrdeutig halten, weil dieselbe Phrase genutzt werden kann, um von verschiedenen und verschieden gearteten Gegenständen zu reden:

(1) Magdalena hat einen Sohn.
(2) Maria hat einen Sohn.
(3) Einen Sohn hat Maria nicht.
(4) Paul wünscht sich einen Sohn.
(5) Alle Männer wünschen sich einen Sohn.

Offenkundig ist hier mit einen Sohn von verschiedenen und verschieden gearteten Gegenständen die Rede:

  1. von Magdalenas Sohn
  2. von Marias Sohn
  3. von niemandem
  4. von Pauls nur gedachtem Sohn
  5. von nur gedachten Söhnen in einer Anzahl, die - in der dominanten Lesart - der aller Männer entspricht

Von der Verschiedenheit der Gegenstände kann jedoch nicht auf eine Verschiedenheit der Bedeutung von einen Sohn in den Sätzen (1) - (5) geschlossen werden. Tatsächlich hat die Phrase stets dieselbe Bedeutung: Sie entwirft - repräsentiert - einen Gegenstand, der gerade insoweit bestimmt ist, dass er die Charakteristik aufweist, die das charakterisierende Element der Phrase - ein Nomen oder Adjektiv - vorgibt.

Bestimmt wird von minimalen Nominalphrasen mit indefinitem Artikel ausschließlich, von was für einem Gegenstand die Rede sein soll. Die Fragen, welcher Gegenstand gemeint ist und ob ein solcher überhaupt existiert, stellen sich dabei nicht, denn diesbezügliche Ansprüche werden nicht mit diesen Phrasen eingebracht, sondern mit den Operatoren, in deren Skopus sich das von den Nominalphrasen Repräsentierte befindet. Bezogen auf die hier aufgeführten exemplarischen Fälle wirken sich diese Operatoren so aus:

  • Haben kann man nur, was - zumindest im Rahmen der gegebenen Diskurswelt - existiert. Maria und Magdalena haben etwas. Die Phrase einen Sohn gibt an, von welcher Art es ist, und da, was von dieser Art ist, unmöglich zugleich beiden gehören kann, ist davon auszugehen, dass von verschiedenen Gegenständen die Rede ist. Würde man in Beispiel (1) Magdalena durch Joseph ersetzen, müsste ohne weiteres Hintergrundwissen offen bleiben, ob von einem oder mehreren Gegenständen die Rede sein soll.
  • Im Fall von Beispiel (3) wird mit nicht die Geltung des Prädikats zurückgenommen und damit auch der von diesem ausgehende Anspruch auf Existenz eines Gegenstands von der Art, die einen Sohn bestimmt.
  • Da man - ohne ernsthafte psychische Defekte zu haben - nur wünschen kann, was man nicht schon hat, ergibt sich für das mit einen Sohn realisierte Komplement kein Anspruch auf Existenz.
  • Dass die Anzahl der Gegenstände, von denen in (5) mit einen Sohn die Rede ist, nicht auf eins beschränkt bleiben muss, liegt daran, dass 'Sich Wünschen' etwas ist, das
    • auch wenn es alle Männer tun, jeder Mann nur für sich tun kann
    • sich jeder Mann je einen Sohn wünscht, der als sein Sohn verschieden ist von den Söhnen aller anderen Männer
    Dabei ist durchaus von Bedeutung, dass der je einzelne Gegenstand ihrer Wünsche singularisch formuliert wird und nicht etwa als Artikelloser Plural, denn damit würde zum Ausdruck gebracht, dass jeder Mann sich mehr als nur einen Sohn wünscht.

Minimale Nominalphrasen mit indefinitem Artikel können auch genutzt werden, um generelle Aussagen über Gegenstände der damit bestimmten Art zu machen:

Einen Sohn behandelt man anders als eine Tochter.

Möglich wird diese - oft als generisch bezeichnete - Verwendungsweise, weil mit solchen Phrasen der Gegenstand nur im Hinblick die eine Eigenschaft bestimmt wird, die das charakterisierende Element der Nominalphrase vorgibt, und damit die Voraussetzungen für eine exemplarische Gegenstandsbestimmung gegeben sind. Aber auch bei dieser Verwendungsweise gilt, dass sie nicht auf eine spezielle Bedeutung der Nominalphrase zurückzuführen ist, sondern auf den Zusammenhang, in den sie eingebracht wird. Das zeigt sich auch daran, dass minimale Nominalphrasen mit indefinitem Artikel nicht zu generischen Aussagen zu gebrauchen sind, wenn einer Gattung von Gegenständen etwas als Gesamtheit zugeschrieben werden soll. So sind zwar beide nachfolgenden Sätze einwandfrei:

Die Säbelzahntiger sind ausgestorben.
Der Säbelzahntiger ist ausgestorben.

Dasselbe lässt sich jedoch nicht so ausdrücken (es sei denn, man meint ausdrücklich eine Unterart dieser Spezies):

* Ein Säbelzahntiger ist ausgestorben.

Zur Bedeutung minimaler Nominalphrasen mit definitem Artikel

Minimale Nominalphrasen mit definitem Artikel (das Haus, dem Kind, den Vertretern) entwerfen - repräsentieren - Gegenstände. Sie gleichen insofern Nominalphrasen mit indefinitem Artikel. Was beide - abgesehen davon, dass mit definitem Artikel auch Plurale möglich sind - unterscheidet, ist der Anspruch, der mit dem Entwurf verbunden ist:

  • Ein Gegenstand, den eine Nominalphrase mit indefinitem Artikel repräsentiert, wird ausschließlich seiner Art nach bestimmt und ist damit ein beliebiger seiner Art.
  • Ein Gegenstand, den eine Nominalphrase mit definitem Artikel repräsentiert, wird darüber hinaus in seiner Identität bestimmt.

Der Unterschied in der Bedeutung von Phrasen mit indefinitem und definitem Artikel liegt dabei allein in den Wahrheitsbedingungen, die mit ihnen gesetzt werden, und nicht etwa in der Art der Gegenstände, von denen die Rede ist: Wenn davon die Rede ist, dass jemand eine Katze überfahren hat, dann handelt es sich natürlich ebenso um eine ganz bestimmte Katze, wie wenn gesagt worden wäre, er habe die Katze überfahren. Aber während man sich mit eine Katze in jedem Fall nur darauf festlegt, dass es sich bei dem überfahrenen Gegenstand um eine Katze handelt, hat man mit die Katze darüber hinaus noch festgestellt, dass dieser Gegenstand genau derjenige ist, der im gegebenen Kontext oder unter den gegebenen Umständen als einziger als Katze zu charakterisieren ist.

Die Beschränkung auf gegebenen Kontext und gegebene Umstände ist hier von entscheidender Bedeutung, denn bekanntermaßen gibt es in der realen Welt und in fiktionalen Welten ungezählte Katzen, so dass von Einzigkeit ohne diese Beschränkung nicht die Rede sein könnte.

Welche Umstände gegebenenfalls vorliegen, ist freilich nur in fiktionalen Kontexten eindeutig bestimmt, da in solchen Kontexten nur existiert, was ausdrücklich eingeführt wurde. Im Fall des Beispiels könnte ein entsprechender Kontext so lauten:

Der Hund des Metzgers war mal wieder hinter einer Katze her. Das arme Tier sprang über den Zaun auf die Straße. Der Hund hinterher. Da kam ein Wagen um die Ecke und hat die Katze überfahren.

Diese kleine Geschichte könnte auch ein Bericht über tatsächliche Vorkommnisse sein, und dabei wäre ebenso eindeutig, von welcher Katze mit die Katze die Rede ist: von eben derjenigen Katze, die zwei Sätze zuvor mit eine Katze eingeführt wurde, und das, obwohl es in der realen Welt zahllose Katzen gibt.

In realen Kontexten kann die vorauszusetzende Eindeutigkeit auch gegeben sein, ohne dass das Bezeichnete zuvor eingeführt wurde: Es könnte etwa sein, dass im Blickfeld der Gesprächsbeteiligten nur eine einzige Katze zugegen ist oder aber, dass unter mehreren zu sehenden Katzen eine durch ein besonders auffälliges Verhalten oder eine ungewöhnliche Färbung so hervorgehoben erscheint, dass sie die Aufmerksamkeit der Betrachter unwillkürlich auf sich zieht:

Nominalphrasen mit definitem Artikel sind grundsätzlich so zu interpretieren, als ob sie Gegenstände repräsentieren, die für die Gesprächspartner oder Leser zuvor eingeführt wurden, oder, anders ausgedrückt, für die bereits ein Individualkonto eingerichtet wurde, auf dem zu verbuchen ist, was über sie gesagt wird. Das gilt insbesondere auch dann, wenn man auf eine Phrase trifft, bei der es einem nicht gelingt nachzuvollziehen, wer oder was damit gemeint sein könnte. Selbst, wenn die Identität des Gemeinten unklar bleibt, erhält man doch anhand des definiten Artikels die Information, dass es sich um etwas handeln muss, das nicht nur seiner Art nach, sondern auch in seiner Identität bestimmt wurde.

Welchen Gegenstand ein Sprecher oder Schreiber bei gegebener Verwendung einer minimalen Nominalphrase mit definitem Artikel meint, ist vorrangig auf der Grundlage der sprachlichen Äußerungen zu bestimmen, die dem Auftreten der Phrase vorangingen. Nur wenn kein sprachlicher Kontext - mündlicher oder schriftlicher Natur - vorhanden ist oder nichts in ihm als Einführung des von der Phrase repräsentierten Gegenstands gelten kann, sind andere Informationen heranzuziehen, die geeignet sind, den einen gemeinten Gegenstand unter all den anderen gleicher Art herauszufinden.

Herangezogen werden können Informationen verschiedenster Art:

  • Es gibt Eigenschaften, die - stets und überall oder zu gegebener Zeit an gegebenem Ort - jeweils nur ein Individuum hat oder haben kann. Beispiele dafür sind etwa 'Papst sein', 'Sonne sein', 'Sieger sein'. Die Träger solcher Eigenschaften sind gewissermaßen immer schon eingeführt, so dass es möglich ist, ohne Rückgriff auf eine ausdrückliche Einführung eine Nominalphrase mit definitem Artikel zu nutzen, um klarzustellen, dass man sie meint: Die Sonne scheint."
  • Was in früheren Gesprächen Gegenstand war. Man hatte sich etwa über eine Nähmaschine unterhalten und dann wird man nach Wochen gefragt: "Habt ihr die Nähmaschine jetzt eigentlich gekauft?" Selbst, wenn man zwischenzeitlich unentwegt mit anderen Personen über Nähmaschinen verschiedener Art gesprochen hat, wird man unter Umständen wissen, welche Maschine gemeint ist, weil man weiß, dass man mit eben diesem Partner inzwischen nicht mehr über dieses Gerät gesprochen hat.
  • Er kommt soeben von einer Reise zurück. Sie: "Der Onkel hat heute morgen die Fotos vom Geburtstag vorbeigebracht." Er: "Und sind sie etwas geworden?" Hier werden gleich drei Nominalphrasen mit definitem Artikel gebraucht, ohne dass die Gegenstände zuvor ausdrücklich eingeführt wurden. Was gemeint ist, wird verstanden auf der Basis gemeinsamen Wissens:
    • Der Onkel ist - unter möglicherweise mehreren Onkeln der Familie - entweder derjenige, der mit der Familie in engstem Kontakt steht, oder derjenige, von dem bekannt ist, dass er bei dem in Frage stehenden Geburtstag fotografiert hat.
    • Der Geburtstag ist offenbar der eine - eventuell einzige - in letzter Zeit, der gefeiert wurde und bei dem besagter Onkel fotografiert hat.
    • Die Identität der Fotos ist mit der Identität des Geburtstags gegeben.
    • In Fällen wie diesem kann es auch sein, dass erst durch den Zusammenhang, in den die verschiedenen Nominalphrasen mit definitem Artikel gebracht wurden, die Identifikation der gemeinten Gegenstände möglich wird.
    • Eine Gruppe von Personen befindet sich gemeinsam in einem Haus. Plötzlich schreit eine von ihnen: "Das Haus brennt." Alle verstehen sofort, dass mit nur dasjenige Haus gemeint sein kann, in dem sie sich aktual befinden. Sie verstehen dies, weil sie wissen, dass auch der Sprecher sich in diesem Haus befindet, und weil sie davon ausgehen, dass seine offenkundige Erregtheit darauf zurückzuführen ist, dass es unter allen Häusern genau das jenige ist, das brennt, in dem er und sie sich befinden. Hier kommt ein allgemeines Prinzip bei der Interpretation von Nominalphrasen mit definitem Artikel zum Tragen: Wenn ein Gegenstand der Art, die mit der Phrase charakterisiert wird, in den Fokus des Interesses der Gesprächsbeteiligten gerät, dann kann man sich mit einer Nominalphrase mit definitem Artikel auf ihn beziehen, auch wenn er in der gegebenen Situation nicht als einziger seiner Art angetroffen wird.

Vor allem in Lehr- und Lernkontexten recht verbreitet ist die Verwendung minimaler Nominalphrasen mit definitem Artikel, bei der nicht Gegenstände bestimmter Art ihrer Identität nach bestimmt werden sollen, sondern die Gattung derartiger Gegenstände:

Die Haselmaus ist ein Nagetier.

Auch zur Bestimmung zeit- und ortsabhängiger Individuenkonzepte kommen sie zum Einsatz:

Der Bundeskanzler bestimmt die Richtlinien der Politik seiner Regierung.

Die Bedeutung der Phrasen unterscheidet sich dabei in keiner Weise von ihrer Bedeutung in anderen Verwendungen. Verschieden ist allein der Kontext, in dem aus Mangel an anderen Anknüpfungspunkten nur noch der Rückgriff auf das Wissen um die Existenz des Gegenstandstyps als solchen zu einer sinnvollen Interpretation des Gesagten führt.

Zur Bedeutung minimaler Nominalphrasen mit Demonstrativ-Artikel

Nominalphrasen mit Demonstrativ-Artikel (Formen) repräsentieren - wie Nominalphrasen mit definitem Artikel - ihrer Identität und ihrer Charakteristik nach bestimmte Gegenstände, doch erreichen sie dies auf andere Weise:

Die Repräsentation erfolgt in Form eines sprachlichen Zeigens, bei bestimmten Demonstrativ-Artikeln (dieser, jener) in mündlicher Kommunikation zum Teil unterstützt durch gestisches Zeigen. Das Nomen steuert hier - wie bei allen minimalen Nominalphrasen - die Angabe einer Charakteristik bei und bestimmt so die Repräsentation der Phrase. Doch anders als bei anderen Typen von Nominalphrasen ist man hier nicht immer ausschließlich auf die korrekte Interpretation der Phrase angewiesen, wenn man herausfinden will, welcher Gegenstand gemeint ist. Das zeigt sich etwa daran, dass man in bestimmten Kontexten das Nomen streichen könnte, ohne dass die entsprechende Mitteilung dadurch unverständlich oder mehrdeutig würde:

Als der slowakische Präsident Michal Kovac am Rednerpult stand, schaffte er es, mit keinem Wort auf die Diskriminierung der starken ungarischen Minderheit durch seine Regierung einzugehen. Zur Sprache kam dieses Problem dann hinter verschlossenen Türen bei einem Treffen mit der Parlamentspräsidentin.
(Berliner Zeitung, 13.10.1997, S. 7)
Als der slowakische Präsident Michal Kovac am Rednerpult stand, schaffte er es, mit keinem Wort auf die Diskriminierung der starken ungarischen Minderheit durch seine Regierung einzugehen. Zur Sprache kam dieses dann hinter verschlossenen Türen bei einem Treffen mit der Parlamentspräsidentin.

Offenbar genügt manchmal schon das bloße Zeigen mittels des Demonstrativums, das formal ohne regierendes Nomen freilich nicht mehr als Artikel, sondern als Demonstativ-Pronomen zu analysieren wäre.

Wie sehr sich die Bedeutungen von Demonstrativ-Artikel und definitem Artikel unterscheiden, lässt sich anhand zweier Beobachtungen verdeutlichen.

Die erste Beobachtung konnte man bereits anhand des obigen Beispielpaares machen: Was mit dieses Problem zum Gegenstand der Rede gemacht wird, wurde in vorhergehenden Satz mit die Diskriminierung der starken ungarischen Minderheit durch seine Regierung beschrieben, mithin mittels einer Phrase, die eine ganz andere Bedeutung hat als dieses Problem. Die semantische Beziehung zwischen beiden Phrasen ist nicht die zwischen Formulierungsvarianten, sondern vielmehr die zwischen dem Argument "die Diskriminierung der starken ungarischen Minderheit durch seine Regierung" und einem einstelligen Prädikat "ist ein Problem".

Anders bei Nominalphrasen mit definitem Artikel: Hier wird entweder das regierende Nomen der Phrase wieder aufgenommen, mit welcher der Gegenstand ursprünglich eingeführt oder bereits fortgeführt wurde (Typ: Sie haben sich ein Haus gekauft. Zuvor hatte das Haus einem Maler gehört., oder eine Formulierung gewählt, die als Beschreibungsvariante gelten kann (Typ: Ein Priester hatte sich in ein junges Ding verliebt. Der Schwarzrock bekam jedes Mal rote Ohren, wenn sie ihm über den Weg lief.)

Natürlich kann man auch hier eine Argument-Prädikat-Beziehung annehmen, doch in diesem Fall wäre ein zweistelliges Prädikat "ist" anzusetzen mit den Argumenten "ein Priester" und "ein Schwarzrock". (Dass dabei beide Argumente als indefinit angesetzt sind, ist ohne Belang, denn die Definitheit von der Schwarzrock bringt lediglich zum Ausdruck, dass es sich um denselben Gegenstand handelt.)

Noch deutlicher wird der Bedeutungsunterschied zwischen beiden Klassen von Artikeln, wenn man Verwendungen betrachtet, in denen einzig ein Demonstrativ-Artikel möglich ist:

In diesem Haus bleibe ich keine Stunde länger!
In diesem Winter kostet ein Kopf Salat ein Vermögen.
Wirkungsvoll ist es letztlich nur, wenn die Frauen in Zukunft keine schlechtere Ausbildung mehr bekommen und im Berufsleben dieselben Aufstiegschancen wie Männer haben.
(die tageszeitung, 23.10.1989, S. 9)

Repräsentiert wird bei voraussetzungsloser Verwendung von:

  • "diesem Haus": das Haus, in dem der Sprecher/Schreiber sich aktual befindet
  • "diesem Winter": der Winter, in dessen Verlauf der Sprecher/Schreiber den Satz äußert
  • "dieselben Aufstiegschancen": Aufstiegschancen, die identisch sind mit im Kontext (Vortext oder Folgetext) spezifizierten Aufstiegschancen

In all diesen Fällen kann man den Demonstrativ-Artikel nicht durch den definiten Artikel ersetzen. Versucht man es doch, ergibt sich unweigerlich die betonte Variante von der, die, das, die ihrerseits als Demonstrativ-Artikel zu betrachten ist.

Gemeinsam ist allen Demonstrativ-Artikeln, dass sie auf etwas im Kontext oder auf aktual Gegebenes hinweisen. Sie unterscheiden sich voneinander in der Art des Hinweises.

Zur Bedeutung minimaler Nominalphrasen mit Possessiv-Artikel

Minimale Nominalphrasen mit Possessiv-Artikel (zu den Formen) gleichen in ihrer Repräsentation den Phrasen mit definitem Artikel: Sie entwerfen Gegenstände, die hinsichtlich ihrer Art und ihrer Identität bestimmt sind. Verschieden ist die Weise, in der die Repräsentation erreicht wird: Während bei Nominalphrasen mit definitem Artikel Eindeutigkeit dadurch erreicht wird, dass sie direkt an bereits Eingeführtes oder als bekannt Gesetztes anknüpfen, geschieht dies bei Phrasen mit Possessiv-Artikel gewissermaßen indirekt. Was sie repräsentieren, ist selbst voraussetzungslos, wird jedoch dadurch in seiner Identität bestimmt, dass es zu Gegebenem in eine Eins-zu-eins-Beziehung gesetzt wird:

mein Sohn - repräsentiert den Gegenstand der Sohn des Sprechers oder Schreibers ist

Ihre Kinder - repräsentiert die Gegenstände, die Kinder der Adressaten sind, und zwar alle Kinder oder zumindest all die Kinder, die im gegebenen Gesprächszusammenhang eine Rolle spielen

Unter - sehr speziellen - Umständen kann es sein, dass nicht wirklich alle Kinder gemeint sind, etwa, wenn eine Familie mit nur einigen ihrer Kinder auf Reisen ist.

eure Geschichte - repräsentiert den Gegenstand, der als Geschichte der Adressaten gelten kann

Die Bedeutung der Possessiv-Artikel reicht über die reine Artikel-Bedeutung hinaus, wie sie bei definiten oder indefiniten Artikeln vorliegt. Possessiv-Artikel wirken zugleich relationierend. Sie weisen den repräsentierten Gegenstand als etwas aus, das in seiner Identität bestimmt ist durch die Beziehung zu einem seinerseits eindeutig gegebenen Individuum. Diese Beziehung wird traditionell als Besitz - daher der Terminus possessiv - verstanden, was freilich nicht allzu wörtlich zu verstehen ist, denn solche Artikel werden auch in Zusammenhängen erfolgreich verwendet, in den von einem Besitzverhältnis nicht ernstlich die Rede sein kann:

Da kommt dein Zug!
Gestern habe ich mein Traumhaus gefunden.
Meine Befreiung verdanke ich dem umsichtigen Vorgehen meines Anwalts.

Wie die Beispiele zeigen, kann die Beziehung zwischen entworfenem Gegenstand und - als Sprecher, Hörer, Dritter oder Drittes - eindeutig gegebenem Gegenstand ganz verschiedener Art sein. Entsprechend gelingt die Identifikation des gemeinten Gegenstandes auch nur, wenn man als Hörer/Leser über das erforderliche Hintergrundwissen verfügt, also etwa weiß, dass der Sprecher einen nicht für den Besitzer eines Zuges hält, sondern für jemand, der eben auf einem bestimmten Zug wartet.

Wenn die manchmal recht komplexen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Identifikation des Gemeinten nicht erfüllt sind, mag dies für die Beteiligten sehr misslich sein, an der Bedeutung der Phrase ändert sich dadurch nichts. Sie bedeutet, was sie bedeutet, selbst wenn sie in betrügerischer Absicht verwendet wird. Im Gegenteil: Es ist sogar so, dass der Betrug, die Lüge erst erkannt werden kann, weil die Bedeutung der Phrase jederzeit dieselbe ist.

Die Bedeutung minimaler Nominalphrasen mit Quantifikativ-Artikel

Minimale Nominalphrasen mit Quantifikativ-Artikel repräsentieren - je nach Natur des mit dem Nomen Charakterisierten - Mengen, Portionen oder Sorten von Gegenständen:

einige Männer - "eine nicht allzu große Menge von Männern"
einiges Bier - "eine über den Standard hinausgehende Portion Bier"
einige Öle - "eine nicht allzu große Anzahl von Sorten Öl"

Anders als die Pluralformen von Nominalphrase mit definitem Artikel oder Demonstrativ-Artikel, anders auch als artikellose Plurale repräsentieren die verschiedenen Nominalphrasen mit Quantifikativ-Artikel nicht einfach pauschal eine Vielzahl gleichartiger Gegenstände, sondern erlauben differenziertere Angaben.

Quantifikativ-Artikel lassen sich partiell anordnen unter dem Gesichtspunkt der Anzahl von Gegenständen oder Sorten sowie der Größe von Portionen:

[kein-] > [irgendwelch-] > [einig-/etlich-] > [mehrer-, manch-] > [jed-/jeglich-/jedwed-/all-/lauter]

Mit einer Ausnahme repräsentieren minimale Nominalphrasen mit Quantifikativ-Artikeln nur Vielzahlen von individuellen Gegenständen, Sorten von Gegenständen oder nicht minimale Portionen von Nicht-Individuativa. Die Ausnahme bilden Phrasen mit kein-, die nicht etwa einen oder mehrere Gegenstände repräsentieren, welche die mit dem Nomen angegebene Eigenschaft nicht haben, sondern das Nicht-Vorhanden-Sein von Gegenständen mit dieser Eigenschaft.

Zur Bedeutung minimaler Nominalphrasen mit W-Artikel

Nominalphrasen mit W-Artikel bilden aus semantischer Sicht keine homogene Klasse:

  • Phrasen mit Formen des Artikels welch- entsprechen Nominalphrasen mit definitem Artikel oder mit Demonstrativ-Artikel, denn sie werden dazu verwendet, nach Gegenständen zu fragen, deren Identität dem Fragenden zwar nicht bekannt ist, dem Gefragten jedoch bekannt sein dürfte. Antworten auf Fragen vom Typ Welcher Ignorant hat das zu verantworten? lauten entsprechend etwa dieser Kerl da, der Chef der Planungsabteilung, dasselbe Großmaul, das auch ....
    Wer Fragen der Form Welcher XYZ hat ...? oder Welches XYZ ist ...? stellt, bringt damit zum Ausdruck, dass er in jedem Fall ein XYZ für gegeben hält. Man kann deshalb auch sagen, dass eine Nominalphrase mit Formen von welch- als Artikel wie eine Nominalphrase mit indefinitem Artikel einen nur seiner Art nach bestimmten Gegenstand repräsentieren.
  • Phrasen mit Formen des Artikels wie viel- entsprechen Phrasen mit Quantifikativ-Artikel. Sie werden dazu verwendet, nach der Anzahl der Gegenstände zu fragen, die von der Art sind, die das jeweilige Nomen bestimmt.
    Wer etwa fragt, wie viele Leute das Konzert gestern Abend besucht haben, legt sich nicht darauf fest, dass es mindestens einen Besucher gegeben haben muss. Zu den möglichen Antworten auf solche Fragen gehört auch: "Es sind gar keine Besucher gekommen." In diesem Punkt unterscheiden sich Nominalphrase mit Formen von wie viel- als Artikel grundsätzlich von Phrasen mit Formen von welch-.

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