Halbmodale zwischen Modalverben und Vollverben
Semantische Unterschiede zu Modalverben
Die Halbmodale teilen nicht die Bedeutung der Modalverben, also den Bezug auf Redehintergründe unter einer modalen Relation (Merkmal 5 der Modalverben). Sie werden daher oft auch den Hilfsverben zugeordnet. In ihrem syntaktischen Verhalten stehen sie jedoch den Modalverben näher als den Hilfsverben (vgl. Übereinstimmungen zwischen Halbmodalen und Modalverben).
Allenfalls die Bedeutung von scheinen hat Beziehungen zu der epistemischen Verwendung der Modalverben. Besonders häufig ist die Kombination von scheinen mit sein (als Kopulaverb) und verschiedenen Formen des Prädikativkomplements (vgl. auch Rektionen von scheinen):
Nähe zu Vollverben
Auch auf das unpersönlich gebrauchte versprechen treffen die Charakteristika Valenzübertragung (Beispiel (1) und (1a)), Verbindung mit dem Infinitiv in kohärenter Konstruktion (Beispiel (1b)) und Fehlen eines Partizip Perfekt (Beispiel (1c)) zu.
?... weil das Wetter verspricht schön zu werden.
Jedoch ist beim unpersönlich gebrauchten versprechen anders als bei Halbmodalen kein Passiv möglich. Man vergleiche folgende Beispiele:
Die Halbmodale markieren den Übergangsbereich von den Modalverben zu den Vollverben. Unter diesen stehen ihnen außer unpersönlich gebrauchtem versprechen die Verben mit Verbativkomplement (gelten zu, wissen zu, verstehen zu) und die Phasenverben (beginnen, anfangen, aufhören) am nächsten. Die Verben beider Gruppen haben nur einen schwach ausgeprägten Valenzrahmen, ihre Bedeutung ist auf modale Relationen oder "Ablaufmodalitäten" des Ereignisses bezogen, das vom Vollverb bezeichnet wird. Während verbaler Infinitoperator und infinites Vollverb gemeinsam den Verbalkomplex bilden, hat in den Kombinationen von Vollverb (z. B. Phasenverb) und Vollverbinfinitiv (z. B. Wir begannen das Zimmer aufzuräumen) die Infinitivkonstruktion den Status eines Verbkomplementes.
Zum
generativen Erklärungsmodell für Konstruktionen mit
Halbmodalen