Morphosyntaktische Klassifikation der Nebensätze
Was die morphosyntaktische Gestalt der Nebensätze angeht, sind zwei Aspekte von besonderer Bedeutung: die Einleitung des Nebensatzes und die Stellung des finiten Verbs. Zunächst einmal können Nebensätze eingeleitet wie in (1) - (4) oder nicht-eingeleitet wie in (5) und (6) sein:
(2) Das Problem war gelöst, als man sich traf.
(3) Niemand verstand, was mit dieser Behauptung gemeint war.
(4) Die Erwartungen, die wir hegten, wurden enttäuscht.
(5) Man befürchtet, die Aktien fallen schneller als erwartet.
(6) Hätte man noch darauf zu hoffen gewagt, wäre die Entscheidung anders ausgefallen.
Nicht-eingeleitete Nebensätze können Verbzweitsätze wie (5) oder Verberstsätze wie (6) sein. In der Regel sind Nebensätze aber eingeleitet und damit fast immer Verbletztsätze. Sie können nach ihren Einleitungselementen klassifiziert werden. Bei den Einleitungselementen sind zu unterscheiden:
- Subjunktoren wie in (1) und (2)
- W/D-Elemente wie (3) und (4)
Subjunktoren erfüllen im Nebensatz keine syntaktische Funktion einer primären oder sekundären Komponente. Als Subjunktoren treten einfache und komplexe Elemente auf. Die meisten Subjunktoren sind einfache Elemente der entsprechenden Wortklasse (wie dass, ob, wenn, während, weil, vgl. Subjunktor). Als komplexe Subjunktoren können bestimmte feste Verbindungen betrachtet werden:
- Präposition + einfacher Subjunktor wie anstatt dass, ohne dass
- Adverb + einfacher Subjunktor wie sodass, insofern (als), insoweit (als) und
- Partikel + einfacher Subjunktor wie zumal (da)
Hinzu kommen einige noch komplexere Verbindungen wie Partizip II (+ Korrelat/Komplement) + dass wie
angenommen, dass
gesetzt den Fall, dass
abgesehen davon, dass
und die erstarrte satzförmige Floskel es sei denn, dass. Auf dem Wege zur Grammatikalisierung als Subjunktor sind Verbindungen aus Präpositionalphrase + dass wie
unter der Bedingung, dass
im Falle, dass
für den Fall, dass
Man beachte auch, dass hier in einigen Fällen statt eines Subjunktorsatzes mit dass auch ein Verbzweitsatz folgen kann: angenommen/vorausgesetzt/im Fall, er kommt.
Nebensätze mit W/D-Elementen enthalten als Einleitungselement:
- ein W-Pronomen wie wer, was, welcher
- ein W-Adverb wie wann, wie, wo
- ein W-Präpositionaladverb wie wodurch, wofür, womit
- eine Form des D(emonstrativ)-Pronomens (traditionell: Relativpronomens) der/die/das
Im Gegensatz zu Subjunktoren fungieren W/D-Elemente als primäre oder sekundäre Komponenten des Nebensatzes, das heißt, sie sind Komplemente, Supplemente oder Attribute.
Die einen marginalen Typ darstellenden Einleitungselemente von Proportionalsätzen so und je (z. B. So nett er ist, so schwierig ist er /Je älter sie wurde, desto ruhiger wurde sie) sind Teile einer Adjektivphrase und insofern Teile von Teilen des Untersatzes. Hier bedingen die Nebensatzeinleiter obligatorisch das Vorkommen eines Korrelates im Obersatzrest (so...so, je...desto/umso), sodass man von einer zweiteiligen Verknüpfung sprechen kann. Derartige Sonderfälle werden in der folgenden Abbildung nicht berücksichtigt.