Sprachliche Mittel der Hervorhebung

Auf der Formseite kann die Hervorhebung durch folgende sprachliche Mittel geleistet werden.

  • Intonation: Die Akzentuierung kann eingesetzt werden, um den Trägerausdruck mit oder ohne einen Teil seiner Umgebung als Hervorhebungsdomäne zu markieren.
  • Schriftattribute: Durch Unterstreichung, Fettdruck oder Sperrung können Silben, Wörter oder Wortfolgen hervorgehoben werden.
  • Wortstellung: Eine andere als die erwartete Abfolge oder ein spezifisches Stellungsfeld oder die Nachbarschaft zu hervorhebenden Ausdrücken können eine Hervorhebungsdomäne schaffen.
  • Bestimmte lexikalische Einheiten erzeugen eine Hervorhebungsdomäne in ihrer unmittelbaren oder auf sie bezogenen)Umgebung. Es handelt sich insbesondere um Fokuspartikeln und die Negationspartikel nicht, Konjunktoren und Subjunktoren.

Die Mittel haben eine unterschiedliche Reichweite: Lexikalische Einheiten und Wortstellung können Wortformen, Wortgruppen oder Untersätze als Bezugsgrößen respektive Stellungseinheiten in einem Feld hervorheben, die Intonation darüber hinaus auch einzelne Silben oder den ganzen Satz. Im Diskurs interagiert die Intonation mit lexikalischen und Wortstellungsmitteln.

Grafisch kann jede Funktionseinheit auch über die Satzgrenze hinaus markiert werden. Faktisch wird davon nur in bestimmten Textarten ein konsistenter Gebrauch gemacht. Ansonsten ist der Einsatz individuell bestimmt.

Intonation - Akzentuierung

Mit Mitteln der Intonation kann man Gewichtungen vornehmen, die lokal oder kompositional sein können: Die Gewichtung kann als lokale Gewichtung genau den durch das Mittel markierten Bereich umfassen oder als kompositionale Gewichtung ausgehend davon einen Teil der unmittelbaren Nachbarschaft einschließen, die ihrerseits nicht markiert ist.

  1. Lokaler Gwichtungsakzent: Die Akzentuierung isoliert die akzentuierte Silbe bzw. die sie enthaltende Wortform gegenüber der weniger oder nicht betonten Umgebung und schränkt die Fokussierung auf den kommunikativen Beitrag dieser Einheit ein. Die Akzentuierung erstreckt sich auf eine enge, minimale Akzentdomäne.
  2. Kompositionaler Gewichtungsakzent: Die Akzentuierung erfasst die Hauptakzentstelle einer Wortform, die als 'Exponent' einer Konstruktion (Phrase Wortgruppe, Satz, kommunikative Minimaleinheit) fungiert, zu der sie gehört. Diese Konstruktion bildet die Akzentdomäne. Auf ihren kommunikativen Beitrag erstreckt sich die Fokussierung.


Akzentuierung Akzentdomäne
U X Y V U X <Y> Vlokaler Gewichtungsakzent
U X Y VU <X Y> V kompositionaler Gewichtungsakzent


Wir trinken Bier (und nicht Schnaps).
Wir trinken Bier (und arbeiten nicht).

Bei kontextfreier Betrachtung zeigt sich eine Mehrdeutigkeit: Jeder kompositionale Akzent könnte auch als lokaler verstanden werden. Umgekehrt gilt dies nicht immer: Es muss eine Konstruktion da sein, die als Akzentdomäne gelten kann. Ferner sind Gewichtungsakzente außerhalb der Hauptakzentstellen prinzipiell lokal.

Für die Domänen von sprachlichen Mitteln der Fokussierung gibt es eine grundlegende Beschränkung, die sich auf ihre Interaktion bezieht:

Die Konstitution einer Hervorhebungsdomäne ist nur möglich, wenn sie durch Mittel der Fokussierung gemeinsam oder suppletiv geleistet wird und die Mittel nicht konkurrierend eingesetzt werden.

Es ergeben sich bezogen auf das Verhältnis von Akzentuierung oder grafischer Hervorhebung und Wortstellung folgende Möglichkeiten.

  • Akzentuierung oder grafische Auszeichnung und Wortstellung markieren denselben Bereich:
    Wir sind gestern nach Hannover gefahren.
  • Nur die Akzentuierung oder grafische Auszeichnung wird eingesetzt, während die Wortstellung die übliche ist:
    Wir sind gestern nach Hannover gefahren.
  • Akzentuierung oder grafische Auszeichnung und Wortstellung markieren unterschiedliche Bereiche:
    ? Wir sind nach Hannover gestern gefahren.

Im letzten Beispiel ist nach Hannover durch Akzentuierung, gestern durch die Wortstellung hervorgehoben, so dass eine Unverträglichkeit entsteht. Es wäre unproblematisch, wenn auch gestern akzentuiert wäre. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das Fokussierungsmittel der Wortstellung maximal Phrasen oder Untersätze als Domäne erfassen kann, der kompositionale Gewichtungsakzent maximal den Satz, während die grafische Auszeichnung nach oben prinzipiell nicht begrenzt ist.

Stellung und Akzentuierung

Hervorhebung durch Stellung geschieht zum einen an bestimmten Positionen, etwa der Linksanbindung im linken Außenfeld, dem Vorfeld, dem hinteren Mittelfeld oder dem Nachfeld, zum anderen dadurch, dass Komponenten an anderen als den angestammten Positionen erscheinen, etwa das Subjekt im hinteren Mittelfeld. Siehe weiter Wortstellung .


Linkes
Außenfeld
VorfeldSatz-
klammer
Vorderes
Mittelfeld
Hinteres
Mittelfeld
Satz-
klammer
Nachfeld
Themati-
sierung




Thema

-------------
Themati-
sierung/
Relevanz
Thema





Thema

-------------
Themati-
sierung/
Relevanz
Nachtrag/
Reparatur
---------------
Relevanz



Solche Besonderheiten der Stellung ziehen eine Hervorhebung durch Akzentuierung nach sich, während stellungsunabhängig jede syntaktische Einheit durch Akzentuierung hervorgehoben werden kann. Es besteht also ein einseitiges Implikationsverhältnis:

Hervorhebung durch Stellung impliziert Hervorhebung durch Akzent. Die Umkehrung gilt nicht.

Stellung und lexikalische Mittel

Die Interaktion eines lexikalischen Mittels mit der Wortstellung zeigt das folgende Beispiel.

Nicht <zu Ingrid> ist Peter gefahren, sondern <zu Doro>.

Die Negationspartikel soll das Gesagte mit dem Ausdruck zu Ingrid in den Vordergrund stellen. Sie steht unmittelbar vor diesem Ausdruck und besetzt gemeinsam mit ihm ein Stellungsfeld. Im Diskurs wären Ingrid und Doro betont.

Im Skopus einer Negation liegt stets der ganze Satz. Es ist nicht möglich, nur einen Teil zu negieren, wie dies die Auffassung von einer Satzteilnegation behauptet hat. Gleichwohl kann zum Ausdruck gebracht werden, dass die Nichtgeltung eines Sachverhalts an eines seiner Elemente gebunden ist. Es handelt sich dann genau um den Bereich, der gewichtet ist. Dem entspricht im Diskurs der akzentuierte Teil. Im obigen Beispiel ist klar, welcher Teil des Gesagten dafür in Betracht kommt: Der Ausdruck steht adjazent zur Negation und im Vorfeld, also in einer Gewichtungsposition. Hinzu kommt die mit dem sondern-Konjunkt explizit gemachte Kontrastierung. Ein Gewichtungsakzent kann so vereindeutigend wirken, dass die Negationspartikel im Mittelfeld und damit nicht mehr adjazent stehen kann.

<Zu Ingrid> ist Peter nicht gefahren.

Anders in der Mittelfeld-Position im folgenden Beispiel: Hier kann das Ziel von Peters Fahrt oder das maximale Prädikat im Vordergrund stehen. Die Stellung lässt beides zu. Zu Ingrid ist Teil des Ausdrucks des maximalen Prädikats.

Peter ist nicht zu Ingrid gefahren.
Peter ist nicht <zu Ingrid> gefahren.
Peter <ist> nicht <zu Ingrid gefahren>.

Auch ein Akzent auf Ingrid würde nicht vereindeutigen, es sei denn, er wäre besonders stark ausgeprägt und damit klar als lokaler Kontrastakzent gekennzeichnet.

Peter ist nicht zu <Ingrid> gefahren.

Wird die Negationspartikel akzentuiert, wird die Negation der Kernsatzbedeutung fokussiert.

Peter <ist> <nicht> zu Ingrid gefahren.

Im Äußerungszusammenhang wird gleichwohl deutlich sein, was gemeint ist. War nur von Peter die Rede, ist Peter <ist> nicht <zu Ingrid gefahren> wahrscheinlich. Ebenso, wenn keine Korrektur erfolgt wie in Nicht <zu Ingrid> ist Peter gefahren, sondern <zu Doro>. Ist gemeinsames Wissen, dass Peter irgendwohin gefahren ist, oder folgt eine Korrektur, wird ein Verständnis entsprechend Peter ist nicht <zu Ingrid> gefahren wahrscheinlich.

Akzentuierung und lexikalische Einheiten

Das Verhältnis zwischen Akzentuierung und lexikalischen Einheiten als Hervorhebungsmitteln lässt sich allgemein so formulieren:

Hervorhebung durch lexikalische Einheiten wie Fokuspartikeln zieht im Diskurs eine Akzentuierung nach sich, die eine auf die entsprechende Operation bezogene Hervorhebungsdomäne konstituiert.

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Autor(en)
Klaus Vorderwülbecke
Bearbeiter
Elke Donalies
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