Gegenstandstypen, die bei essentiellem Gebrauch zu setzen sind

Mit der Feststellung, ein Argument sei essentiell gebraucht, ist noch nicht geklärt, welcher Art Gegenstand damit gesetzt wurde. Das zeigt eine Gegenüberstellung gleichartiger Argumente in verschiedenen Kontexten:

Der Löwe lebt in Afrika.
Der Löwe hat vier Beine.
Der Löwe ist ausgestorben.
Der Löwe ist ein Säugetier.
Der Löwe braucht einen größeren Käfig als der Mungo.

Jedes dieser Beispiele kann so interpretiert werden, als sei das mit der Löwe formulierte Argument essentiell gebraucht. Paraphrasen machen deutlich, dass dennoch nicht in jedem Fall derselbe Gegenstand gemeint sein kann:

Die Tiere, die zur Gattung 'Löwe' gehören, leben in Afrika.
Ein Tier, das zur Gattung 'Löwe' gehört, hat vier Beine.
Jedes Tier, das zur Gattung 'Löwe' gehört, hat vier Beine.
Die Gattung 'Löwe' ist ausgestorben.
Die Gattung 'Löwe' gehört zu den Säugetieren.
Ein Tier, das zur Gattung 'Löwe' gehört, gehört zur Klasse der Säugetiere.
Jedes Tier, das zur Gattung 'Löwe' gehört, gehört damit auch zur Klasse der Säugetiere.
Ein Tier, das zur Gattung 'Löwe' gehört, braucht größeren Käfig als ein Tier, das zur Gattung 'Mungo' gehört.

Die Paraphrasen, die hier jeweils für der Löwe gewählt wurden, sind keineswegs immer austauschbar: Man mag vielleicht noch darüber streiten, ob die Gattung der Löwen in Afrika lebt, wenn der Löwe in Afrika lebt, nicht aber darüber, ob die Gattung vier Beine hat oder ein Tier, das zu dieser Gattung gehört, ausgestorben ist, denn, dergleichen zu behaupten, wäre barer Unsinn.

Werden anstelle definiter Charakterisierungen indefinite eingesetzt, ist bei essentiellem Gebrauch stets nur eine Interpretation möglich: Als Gegenstand wird ein Individuum oder werden mehrere Individuen der angegebenen Art gesetzt.

Die bei definiten Charakterisierungen festgestellte Mehrdeutigkeit ist nicht so zu verstehen, als hätten diese mehrere Bedeutungen: Zum einen haben definite Charakterisierungen keine Bedeutung, sondern sind Bedeutungen, zum andern ist die Mehrdeutigkeit auch nicht auf die Bedeutungen der Ausdrücke zurückzuführen, mit denen die Charakterisierungen artikuliert werden.

Definite Charakterisierungen bilden ein Potential für das Setzen von Gegenständen bei essentiellem Gebrauch von Argumenten. Dieses Potential kann in verschiedenen Verbindungen verschieden genutzt werden. Wie es zu nutzen ist, bestimmt das Prädikat, das auf die Gegenstände angewandt werden soll: Das Prädikat spezifiziert für jede seiner Argumentstellen, wie aufzufassen ist, was das Argument ausführt. Es legt sich gewissermaßen den Gegenstand zurecht, soweit die Charakteristika, die mit dem Argument aufgeführt werden, dem nicht zuwiderlaufen. Das wird deutlich bei Argumenten, die mit Nonsenswörtern formuliert wurden:

Der Zerziko hat vier Beine, einen haarigen Schwanz und lebt von Nüssen.

Die Bedeutung von Zerziko wird hier völlig von den drei Prädikaten gestaltet. Wenn die argumentinternen Charakterisierungen der mit dem Prädikat vorgesehenen Charakterisierung zuwiderlaufen, kann es zu metaphorisierender Umdeutung des Prädikats selbst kommen:

Der Glaube hat vier Beine.

Ist eine definite Charakterisierung mit den für die Argumentstellen spezifischen Ansprüchen des Prädikats kompatibel, wirkt sie ihrerseits als Spezifikation: Unter dem in Frage kommenden dasjenige, das ist, wie es die Charakterisierung besagt. Also etwa: Unter dem, was grundsätzlich vierbeinig sein kann, dasjenige, was von der Art 'Löwe' ist. Mit essentiell gebrauchten Argumenten gesetzte Gegenstände konstituieren sich mithin im Zusammenspiel von Prädikat und Argument.

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