Flexionsaffixe

Flexionsaffixe sind Phoneme bzw. kleinste Phonemfolgen, die das unterscheidende formale Merkmal der Wortformen in einem Paradigma darstellen. Sie erscheinen im Deutschen in den äußeren Positionen der Wortformen und erlauben es, den Wortformen spezifische grammatische Funktionen zuzuschreiben.

Für die deutsche Flexion sind nachgestellte Affixe, sog. Suffixe, charakteristisch, z. B.: Tisch-e, schreib-st, rot-er, dies-es. Vorangestellte Affixe, sog. Präfixe, treten in der Flexion nur bei der Bildung des Perfektpartizips und dabei immer zusammen mit einem Suffix auf, z. B.: ge-stell-t, ge-fund-en (vgl. Bildung des Partizip II). In solchen Fällen werden beide Flexionsaffixe oft als eine diskontinuierliche Einheit aufgefasst und zusammen als Zirkumfix bezeichnet .

Affixe können prinzipiell Kategorien aller für die Flexion relevanten Kategorisierungen markieren. Allerdings werden im Bereich der starken Verben Tempus und Verbmodus hauptsächlich mithilfe von Vokalwechsel festgelegt.

Flexionsaffixe, die für die einzelnen Wortarten in Frage kommen, bilden überschaubare Gruppen, in denen die Affixe mit verschiedenen Flexionskategorien korreliert werden können (zu den wortartspezifischen Charakteristika der Affigierung siehe die Untereinheiten von Wortarten). So werden etwa mit dem Suffix -(e)st im verbalen Paradigma die Kategorien "2. Person" und "Singular" markiert.

Eine mit einem bestimmten Suffix gekennzeichnete Wortform lässt sich oft unterschiedlich kategorisieren, was in einem Paradigma zum Synkretismus führt, z. B.:

Mensch-en- Gen/Dat/Akk im Singular und Nom/Gen/Dat/Akk im Plural

Wie bereits -(e)st im verbalen Paradigma können auch andere Flexionssuffixe gleichzeitig Kategorien mehrerer Kategorisierungen, etwa des Genus und des Kasus, markieren. Sie werden fusionierende Suffixe genannt, vgl. z. B.:

dies-em- Genus: Mask/Neut, Kasus: Dat
gut-es- Genus: Neut, Kasus: Nom/Akk

Auf der anderen Seite gibt es Flexionssuffixe, die nur eine Kategorie markieren. Sie werden als agglutinierende Suffixe bezeichnet, z. B.:

Kind-er- Num: Plural
nett-er- Komparationsstufe: Komparativ

Bei agglutinierender Suffigierung erfordert die Markierung einer weiteren Kategorie bzw. weiterer Kategorien das Anhängen eines neuen Suffixes, z. B.:

Kind-er-n- Num: Plur + Kasus: Dat
mach-t-est- Tempus: Prät + Person: 2., Numerus: Sg

nett-er-em- Komparationsstufe: Komparativ + Genus: Mask/Neut, Kasus: Dat

Suffixketten sind somit eine Begleiterscheinung der agglutinierenden Suffigierung. Das andere Suffix in der Kette kann allerdings agglutinierend oder fusionierend sein, vgl. einerseits -n und andererseits -est und -em in den obigen Beispielen.


Fusionierende Suffigierung
Agglutinierende Suffigierung und Suffixketten

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Autor(en)
Marek Konopka
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