Kein werden-Passiv trotz Transitivität
1. Das Kakk bezeichnet etwas, das integraler Bestandteil dessen ist, was das Subjekt bezeichnet.
Sie hat das linke Bein gebrochen.
In beiden Fällen lassen sich zwar durchaus korrekt Passivsätze bilden:
Das linke Bein wurde von ihr gebrochen.
Es handelt sich dabei jedoch nicht um passivische Varianten der obigen Aktivsätze, denn die Phrasen der Kopf und das Bein sind hier nicht so zu verstehen, als handle es sich um den eigenen Kopf bzw. das eigene Bein der Person, die das Malheur herbeigeführt hat.
2. Das Kakk ist als Reflexiv-Pronomen realisiert.
Ihr solltet euch diese alte Schrottkarre nicht kaufen.
Hier sind entsprechende Passivformen völlig ausgeschlossen.
3. Im Aktivsatz tritt ein Verbgruppenadverbiale mit Subjektbezug auf.
Er steckt uns mit seiner Intelligenz alle in die Tasche.
4. Im Aktivsatz tritt eine Fokus- oder Negationspartikel auf, die das Subjekt oder einen Teil davon fokussiert.
(die tageszeitung 12.6.1989, 17)
Nicht ein völkisch-mystisches Gemeinschaftsgefühl ergriff die Menschen - das Schweigen, die Kerzen und Lampions waren ... ohnehin eher bescheidene Symbole des Protests -, es war auch kein kitschiges "Mein Freund ist Ausländer"-Happening (was dem Lummer seine Volksfront, ist für linke Betonköpfe das Klischee vom multikulturellen Eiapopeia).
(Spiegel 1993/ 6, 212)
Hier lassen sich zwar korekte Passiv-Varianten bilden, doch muss dabei zwingend das Subjekt der Aktivform als Kprp realisiert werden, da sonst der Fokusbezug verloren gehen müsste.
Besondere Beachtung verdienen in diesem Zusammenhang auch Verben, die mit doppeltem Akkusativ auftreten können - etwa die sogenannten didaktischen Verben lehren, abfragen, abhören. Sind hier beide K akk vorhanden, kann bei einer Umformung ins Passiv nur das Komplement zum Subjekt werden, das sich auf eine Person bezieht.
Ich wurde von meinem Großvater Kartenlesen gelehrt.
* Kartenlesen wurde mich von meinem Großvater gelehrt.