Besonderheiten bei der Bildung von Komparativ und Superlativ


Im Italienischen sowie im Deutschen flektieren Adjektive nicht nur nach Genus und Numerus bzw. Genus, Numerus und Kasus, sondern auch nach Grad (Steigerungsstufen). Unter Grad des Adjektivs versteht man den Ausdruck der Qualifizierung, der absolut oder komparativ sein kann. Die Grundstufe des Adjektivs, die dessen reine Bedeutung unabhängig von jeder syntaktischer Beziehung darstellt, wird grado positivo (dt. Positiv) genannt, die anderen Steigerungsstufen heißen comparativo (dt. Komparativ) und superlativo (dt. Superlativ).

Der Hauptkontrast zwischen Italienisch und Deutsch besteht bei der Bildung der ersten Steigerungsstufe (comparativo di maggioranza) darin, dass der Komparativ im Italienischen im Gegensatz zum Deutschen eine analytische Form aufweist: dt. schöner vs. più bello, womit sich das Deutsche treuer an das lateinische Modell (dt. schöner, lat. pulchrior) hält als die romanische Sprache. Zum Ausdruck des gleichen Grades (comparativo di uguaglianza) sowie des geringeren Grades (comparativo di minoranza) tritt der Positiv im Italienischen wie im Deutschen jeweils in Verbindung mit Gradpartikeln oder mit dem Adverb meno auf: sei così bella come una dea (dt. du bist so schön wie eine Göttin); il comparativo tedesco è meno difficile di quello italiano (dt. der deutsche Komparativ ist weniger schwierig als der italienische).

Einen weiteren Kontrast zwischen Deutsch und Italienisch gibt es bei der Bildung des Superlativs, der im Italienischen assoluto (dt. Elativ, it. elativo) und relativo sein kann. Beim ersten (superlativo assoluto) handelt es sich im Gegensatz zum Deutschen um eine synthetische Form auf –issimo/a/i/e: simpaticissimo vs. sehr/äußerst symphathisch. Allerdings kann der höchste Grad des Adjektivs auch durch Präfix+Grundform bzw. Grundform+zweites Adjektiv ausgedrückt werden: arcinoto (hochbekannt), straricco (superreich), stanco morto (todmüde), ubriaco fradicio (stockbetrunken).

Der superlativo relativo weist dagegen eine analytische Form auf, da er aus finitem Artikel und erster Steigerungsstufe des Adjektivs besteht: il più intelligente, la più brutta (dt. der klügste; die hässlichste).

Prinzipiell können alle Adjektive gesteigert werden, Ausnahmen sind so wie im Deutschen an die Semantik gebunden: gravida (dt. schwanger) >*più gravida, *gravidissima, *la più gravida; morto (dt. tot) >*più morto, *mortissimo, *il più morto; molteplice (dt. vielfältig) >*più molteplice, *molteplicissimo, *il più molteplice, bzw. sie hängen auch mit der Funktion des Adjektivs zusammen. Adjektive, die eine restriktive Funktion haben und insofern postnominale Stellung besetzen, haben in der Regel keinen Superlativ: la protesta operaia, *la protesta operaissima; il mio amico svedese, *il mio amico svedesissimo.

Als Besonderheiten des italienischen Komparativs und Superlativs gelten zunächst die Steigerungsformen einiger Adjektive, die zum Grundwortschatz gehören und das lateinische Muster (mit synthetischem Komparativ) fortsetzen. Mit diesen Formen konkurrieren die entsprechenden regulären Komparative und Superlative, wobei sich in vielen Fällen eine semantische Ausdifferenzierung herausgebildet hat:

buono (dt. gut) > migliore (più buono) > ottimo (buonissimo) > il migliore (il più buono)

cattivo (dt. schlecht) > peggiore (più cattivo) > pessimo (cattivissimo) > il peggiore (il più cattivo)

grande (dt. groß) > maggiore (più grande) > massimo (grandissimo) > il maggiore (il più grande)

piccolo (dt. klein) > minore (più piccolo) > minimo (piccolissimo) > il minimo (il più piccolo)

alto (dt. hoch)> superiore (più alto) > supremo (altissimo) > il supremo (il più alto)

basso (dt. niedrig) > inferiore (più basso) > infimo (bassissimo) > l’inferiore (il più basso).


Andere synthetische Komparative lateinischen Ursprungs wie anteriore, interiore und posteriore werden, wohl aufgrund des fehlenden Positivs, nicht als gesteigerte Adjektive, sondern als Grundstufe des Adjektivs empfunden: il sedile anteriore, una sofferenza interiore, l’entrata posteriore.

Eine weitere Besonderheit weisen wenige Adjektive auf, die ebenso nach dem lateinischen Modell den superlativo assoluto nicht auf –issimo, sondern auf –errimo bzw. (inzwischen kaum mehr verwendet) auf –illimo bilden: acre> più acre> acerrimo; umile > più umile > umillimo.

1. Umlaut

Nur bei wenigen umlautfähigen Adjektiven, die mit Ausnahme von gesund alle einsilbig sind, tritt im Komparativ und Superlativ tatsächlich ein Umlaut auf:

arm - ärmer - ärmst-
groß - größer - größt-
dumm - dümmer - dümmst-

Ebeno: alt, arg, grob, hart, jung, kalt, klug, krank, kurz, lang, scharf, schwach, schwarz, stark, warm

Die folgenden Adjektive können mit und ohne Umlaut gesteigert werden:

bang, blass, fromm, gesund, glatt, karg, nass, rot, schmal

Bei den Adjektiven hoch und nahe verändern sich auch die Auslautkonsonanten:

hoch - höher - höchst-
nahe - näher - nächst-

2. e-(Schwa-)Ausfall im Komparativ

Bei Adjektiven auf -el (dunkel, edel, nobel, passabel...) fällt im Komparativ das -e- (der Stammform) aus.

nobel - nobler - nobelst-

Bei Adjektiven auf -el, -er, -en kann das -e- (der Stammform) im Komparativ ausfallen; tritt in der Stammsilbe ein Diphthong auf, ist dies die Regel.

teuer - teurer - teuerst-
bescheiden - bescheid(e)ner - bescheidenst-

3. Steigerung von Adjektivkomposita

Bei Adjektiv-Adjektiv-Komposita kann mitunter auch die Steigerungsform am ersten Bestandteil des Kompositums realisiert sein, insbesondere wenn der zweite Bestandteil ein Partizip ist:

minderbemittelt, höherrangig, meistbietend, bestinformiert

4. Suppletivformen

Die Adjektive viel und gut werden mit Hilfe von Suppletivformen gesteigert.

gut - besser - best-
viel - mehr - meist-

Zum Adjektiv wenig gibt es neben den regelmäßigen Steigerungsformen weniger, wenigst- die Suppletivformen minder, mindest-.

5. Steigerung mit lexikalischen Mitteln

Die Funktion der Steigerung erfüllen im Deutschen auch:

  1. Wortbildungsaffixe: megatoll, hyperkorrekt, ultrakurz, erzdumm
  2. Komposition: bildschön, nagelneu, hocherotisch, tieftraurig
  3. Intensitätspartikeln: sehr schön, höchst unklug, besonders schlau, überaus wichtig, enorm weit

Übung zur Adjektivsteigerung

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