Präposition
ung. elöljárószó, (névutó)
- Präposition im Überblick
- morphologische Eigenschaften
- syntaktische Eigenschaften
- semantische und funktionale Eigenschaften
Präposition im Überblick
andere Bezeichnungen und Zuordnungen
Verhältniswörter; in der Klassifikation der Präpositionen besteht in den deutschen Grammatiken nur im Kernbestand Übereinstimmung; Angaben über die Elemente der Klasse differieren vor allem bei neueren, morphologisch komplexen Einheiten, sodass der Bestand der Präpositionen mit einer Schwankungsbreite von 27 bis 200 Einheiten angegeben wird. In einigen Grammatiken werden als und wie als Präpositionen "ohne Kasusforderung" gerechnet. Da ihnen das Merkmal Kasusrektion fehlt, zählen wir sie als eigenständige Klasse Adjunktoren zu den Junktoren.
Ungarische Bezeichnungen:
Da es im Ungarischen keine Präpositionen gibt, wird der Terminus elöljárószó für Präpositionen in Fremdsprachen benutzt (z. B. in ungarischsprachigen deutschen Grammatiken und Lehrwerken für das Deutsche oder für andere Sprachen). Im Ungarischen gibt es aber eine vergleichbare Kategorie, die der Postpositionen (ung.: névutó). Die ungarischen Postpositionen üben die gleiche Funktion aus wie die deutschen Präpositionen, nur stehen sie nicht vor, sondern hinter der Phrase, deren Relationen sie ausdrücken. Wie oben gezeigt wurde, gibt es auch unter den deutschen Präpositionen solche, die postpositional stehen oder stehen können. Man kann deshalb sagen, dass mit der ungarischen Bezeichnung névutó eigentlich eine verwandte Kategorie benannt wird.
Bestand
Präpositionen bilden keine absolut abgeschlossene und keine homogene Klasse. Die ältesten Formen gehen auf lokale Adverbien zurück; die diachron/sprachgeschichtlich jüngeren Präpositionen sind entweder durch Klassenübertritte entstanden, z. B. Ableitungen aus Nomina (dank, kraft, trotz, zwecks, behelfs), aus Adjektiven (hinsichtlich, bezüglich, zuzüglich) und aus Partizipien (ungeachtet, entsprechend) oder sie sind Komplexbildungen aus Phrasen (infolge, zugunsten, außerhalb, anstelle). Synchron wird die Klasse erweitert durch formelhafte Präpositionalphrasen (in Bezug auf, im Gegensatz zu, im Verhältnis zu, mit Hilfe, im Namen, zum Zwecke, zu Lasten ... ).
Liste des Kernbestands der Präpositionen
à
ab
abseits
abzüglich
an
angesichts
anhand
anlässlich
anstatt
anstelle
auf
aufgrund
aus
ausgenommen
ausschließlich
außer
außerhalb
bar (auch Postposition)
bei
betreffend
betreffs
bezüglich
binnen
bis
dank
diesseits
durch
einbegriffen (Postposition)
eingedenk
einschließlich
entgegen
(auch Postposition)
entlang (auch
Postposition)
entsprechend (auch
Postposition)
exklusive
fern
fernab
für
gegen
gegenüber (auch Postposition)
gemäß
(auch Postposition)
gleich (auch
Postposition)
halber
(Postposition)
hinsichtlich
hinsichts
hinter
in
inbegriffen (Postposition)
infolge
inklusive (auch
Postposition)
inmitten
innerhalb
je
jenseits
kontra
kraft
längs
längsseits
laut
links
mangels
mit
mitsamt
mittels
nach (auch
Postposition)
nächst
nahe (auch Postposition)
neben
nebst
ob
oberhalb
ohne
per
pro
qua
rechts
samt
seit
seitens
seitwärts
statt
trotz
über
um
um ... willen
(Zirkumposition)
unbeschadet
unfern
ungeachtet
unter
unterhalb
unweit
vermittels
vermöge
via
von
vor
vorbehaltlich
während
wegen (auch
Postposition)
wider
zeit
zu
zufolge
(Postposition)
zugunsten
zuliebe
(Postposition)
zuwider (Postposition)
zuzüglich
zwecks
zwischen
Die Äquivalente der deutschen Kernpräpositionen sind im Ungarischen nominale Suffixe:
im Zimmer = a
szobában
auf dem Tisch = az
asztalon
bei den Eltern = a
szülőknél usw.
Dieser Unterschied hängt mit dem agglutinierenden Charakter des Ungarischen zusammen. Die grundlegendsten lokalen und temporalen Relationen werden im Ungarischen mit nominalen Suffixen ausgedrückt, die ein Paradigma bilden, und zwar das Paradigma der ungarischen adverbialen Kasus (vgl. unten). Da aber diese adverbialen Kasus im Ungarischen nur in einer bestimmten Anzahl vorliegen (Forgács (2007: 145f.) unterscheidet insgesamt 18 Kasus im Ungarischen Deklinationsparadigma), werden die anderen Relationen mit Postpositionen ausgedrückt. Die Suffixe für die adverbialen Kasus siehe hier.
Für die ältesten ungarischen Postpositionen ist eine Richtungsdreiheit charakteristisch, z. B. alá – alatt – alól (dt. unter [wohin? – wo? – woher?]). Im Falle der jüngeren Postpositionen ist diese Richtungsdreiheit nicht mehr vorhanden, diese drücken häufig auch keine lokalen Relationen aus, sondern andere Arten von Relationen: temporale, kausale, finale usw.
Auch im Ungarischen entwickeln sich immer neue Postpositionen meistens aus suffigierten Nomina: alapján (aufgrund), céljából (zum Zweck), esetére (für den Fall), érdekében (im Interesse), javára (zugunsten), részére (für), számára (für) usw.
alá (unter [wohin?]), alól (unter [woher?]), alatt (unter [wo?]), által (durch, von), elé (vor [wohin?]), ellen (gegen), elől (vor [woher?]), előtt (vor [wo?]), felé (nach, in Richtung von), fölé (über [wohin?]), fölül (über [woher?]), fölött (über [wo?]), gyanánt (als), helyett (statt), köré (herum), közben (während), mellé (neben [wohin?]), mellől (neben [woher?]), mellett ( neben [wo?]), miatt (wegen), módjára (nach Art (und Weise)), módra (-maßen/-weise), mögé (hinter [wohin?]), mögött (hinter [wo?]), mögül (hinter [woher?]), múltán (nach(dem)), múlva (in [einer Zeit]), nélkül (ohne), óta (seit), szerint (laut, nach), után (nach).
Beispiele:
Budapest felé
nach Budapest,
in Richtung von Budapest
az osztályfőnök szerint
nach
dem Klassenleiter
egy óra múlva
in einer
Stunde, nach dem Ablauf einer Stunde
morphologische Eigenschaften
Präpositionen sind unflektierbar; zum Kernbestand gibt es vielfach phonologisch und semantisch sehr ähnliche Entsprechungen bei den lokalen Adverbien: über-oben, vor-vorne, unter-unten, hinter-hinten, in-innen, aus-außen. Präpositionen des Kernbestands kommen auch als abtrennbare Teile von Präverbfügungen vor: steht_auf, steht_an, steht_ein, steht_über, steht_vor, steht_nach, steht_durch, steht_aus ... ; über-, unter-, um-, hinter-, und durch treten auch als Erstglieder von Verbkomposita auf (bzw. als Präfixe bei einer Analyse als Verbpräfigierung): übersteht, untersteht sich, umsteht, hinterlegt, durchlebt.
Die ungarischen Postpositionen können keine grammatischen Suffixe bekommen. Mit dem adjektivischen Wortbildungssuffix -i kann jedoch aus den meisten Postpositionen ein Adjektiv, das sogenannte postpositionale Adjektiv, gebildet werden. Mit Hilfe eines postpositionalen Adjektivs kann eine Postpositionalphrase in attributive Funktion geraten. Die deutschen Äquivalente sind meistens nachgestellte Präpositionalattribute oder eventuell mit Partizipien gebildete erweiterte vorangestellte Attribute:
az asztal melletti
szék
der Stuhl neben dem Tisch, der neben dem Tisch [befindliche]
Stuhl
az ebéd utáni
alvás
der Schlaf nach dem Mittagessen, der nach dem Mittagessen
[stattfindende] Schlaf
a munka helyetti
dohányzás
das Rauchen statt der Arbeit, das statt der Arbeit [vollzogene]
Rauchen.
syntaktische Eigenschaften
Rektionseigenschaften: Die Präposition regiert den Kasus des Nomens oder Pronomens in der Präpositionalphrase. Dabei gilt: die aus Lokaladverbien entstandenen älteren Präpositionen regieren Dativ und/oder Akkusativ, die jüngeren, denominalen Präpositionen Genitiv und evtl. noch zusätzlich einen anderen Kasus. Die formelhaften, weitgehend wie Präpositionen fungierenden Präpositionalphrasen wie zugunsten, aufgrund, mithilfe regieren entweder den Genitiv, oder sie bewahren die Rektion einer nachfolgenden Präposition: in Hinblick auf (Akk.), in Bezug auf (Akk.).
Phrasenbildung: Präpositionen bilden Präpositionalphrasen (PP) zusammen mit einer Nominalphrase (in der Frühe), einer Pronominalphrase (mit uns) oder einer Adverbphrase (für heute), seltener werden sie auch mit Präpositionalphrasen (zum Mittag, seit/von vor dem Krieg) konstruiert. Besondere zusätzliche Distributionseigenschaften haben die Präpositionen (an)statt, ohne und um, die mit zu-Infinitiven Phrasen bilden, die als Supplemente fungieren. Kopf der Phrase ist die Präposition.
Stellungseigenschaften: Präpositionen stehen im Deutschen typischerweise vor der Nominalphrase, nur wenige können oder müssen als sogenannte Postpositionen nachgestellt werden (der Kinder wegen / wegen der Kinder; den Kindern zuliebe) und nur die Präposition um ... willen umschließt als Zirkumposition (um des lieben Friedens willen) die Nominalphrase.
Hinsichtlich ihrer syntaktischen Funktionen stehen Präpositionalphrasen im Deutschen an der Nahtstelle von Komplementen und Supplementen: Zwar fungieren sie prototypisch als Adverbialia mit Präposition, bei welchen die lexikalische Bedeutung erkennbar ist, Adverbialia können aber sowohl Supplemente als auch Komplemente realisieren. Schließlich fungieren Präpositionalphrasen auch als Präpositivkomplemente mit desemantisierter/inhaltsleerer Präposition. In der Funktion als Attribute können Präpositionalphrasen ebenfalls Komplemente und Supplemente sein. Ferner treten sie auch als Prädikativkomplemente auf.
Adverbialsupplement | auf dem Bahnsteig warten, im Garten arbeiten, am Zaun ein Feuergeißblatt pflanzen |
Adverbialkomplement | auf dem Bahnsteig stehen, im Garten liegen, über den Zaun springen |
Präpositivkomplement | auf Godot warten, sich in jemanden verlieben, über einen Roman diskutieren, nach dem Sinn und Zweck fragen |
Prädikativkomplement | auf der Hut sein, ohne Sorge sein, in Verlegenheit sein |
Attribut | der Mann ohne Eigenschaften, Venedig im Herbst, die Frage nach dem Sinn und Zweck, die Diskussion über den Roman |
Der wesentlichste Unterschied im syntaktischen Verhalten der deutschen Präpositionen und ihrer ungarischen Äquivalente besteht darin, dass die Adverbialsuffixe der Nomina, da sie keine selbständigen Wörter sind, nicht als phrasenbildend anzusehen sind. So sind die ungarischen Äquivalente deutscher Präpositionalphrasen häufig Nominalphrasen in einem adverbialen Kasus:
auf dem Tisch (Präpositionalphrase) — az asztalon (Nominalphrase im Kasus Superessiv)
Die Postpositionen können eigentlich als phrasenbildende Köpfe betrachtet werden. In den meisten ungarischen Grammatiken werden syntaktische Strukturen jedoch nicht mit der Bezeichnung Phrase, sondern mit der Bezeichnung Syntagma beschrieben. Die Verbindung eines Nomens und einer Postposition wird als Pseudosyntagma betrachtet, weil die Postposition eine ähnliche Funktion ausübt wie ein Suffix. Sie sei ein Funktionswort mit Affixwert. (Vgl. Keszler/Lengyel (2008: 145)
Die meisten ungarischen Postpositionen stehen hinter Nomina, die keine Endsuffixe haben. Eine Kombination der adverbialen Kasussuffixe und der Postpositionen ist also grundsätzlich nicht möglich. Es gibt jedoch einige Ausnahmen. Einige Postpositionen verlangen Substantive mit einem Adverbialsuffix:
a fülénél fogva
am Ohr ziehend
születésétől fogva
von seiner/ihrer Geburt an
a képességeihez képest
im Vergleich mit seiner/ihrer
Fähigkeiten
mától kezdve
von heute an
semantische und funktionale Eigenschaften
In ihrer grundlegenden und auch diachron älteren Funktion sind Präpositionen relationierende Ausdrücke, die Gegenstände oder Sachverhalte in eine semantisch spezifizierte Beziehung zu anderen Gegenständen oder Sachverhalten setzen, z. B. eine räumliche (die Katze auf der Mauer) oder zeitliche (vor dem Essen Händewaschen) oder kausale (vor Angst schlottern). Insbesondere beim Kernbestand der Klasse ist allerdings keine eindeutige Zuordnung feststellbar, die Bedeutung ist stark vom Kontext gesteuert. In ihrer jüngeren Funktion stellen Präpositionen nicht mehr eigenständig eine bestimmte semantisch spezifizierte Beziehung her (Warten auf Godot; sie versteht sich auf Autos). Die Präposition ist bei diesen Verwendungen durch das Verb festgelegt.
Auch die ungarischen adverbialen Suffixe bzw. Postpositionen sind relationierende Ausdrücke, die primär räumliche und zeitliche Relationen ausdrücken. Wie im Deutschen haben sich später auch im Ungarischen abstraktere Bedeutungen entwickelt bis hin zum quasi asemantischen Gebrauch in Präpositivkomplementen.
Literatur zu Präpositionen:
Abgrenzung und Gliederung der Klasse: Benes
1974, Bergenholtz 1977,
di Meola 2000, Eisenberg
1979, Rauh 1990,
Wellmann 1985.
Überblick:
Bierwisch 1988, Breindl
1989, Eroms 1981,
Fries 1988, Haumann /
Schierholz 1997, Lindqvist 1994,
Schröder 1986.
Weitere Literatur:
Bibliografie-Datenbank: Präpositionen