Adjektiv
ung. melléknév
- Adjektive im Überblick
- morphologische Eigenschaften
- syntaktische Eigenschaften
- semantische und funktionale Eigenschaften
Adjektiv im Überblick
andere Bezeichnungen und Zuordnungen
Eigenschaftswort. Die nur prädikativ verwendbaren Adjektive (leid, quitt, schade ...) werden in der 'Grammatik der deutschen Sprache' als eigene Wortart Adkopula klassifiziert.
Bestand und Beispiele
hell, kurz, blau, fein, fröhlich, lausig, philosophisch, entzückt, verheerend, gram ...
mein kleiner grüner Kaktus
Im Herbst werden die Wälder bunt.
Still und starr ruht der See.
morphologische Eigenschaften
Adjektive bilden diejenige Wortart im Deutschen, die über das reichhaltigste Formenparadigma verfügt. Sie flektieren nicht nur nach Kasus, Genus und Numerus, sondern treten auch in zwei Flexionsklassen auf:
starke Flexion | fünf Flexionsendungen: -e, -en, -er, -es, -em | nach endungslosem unflektierten Artikel und wenn kein Artikel vorhanden ist | mit frischem Mut |
schwache Flexion | zwei Flexionsendungen: -e, -en | nach definitem Artikel und Artikeln, die Flexionsendungen besitzen | mit dem frischen Mut der Jugend |
Manche Grammatiken rechnen mit einem dritten, gemischten Flexionstyp für Adjektive nach indefinitem Artikel, Possessiv-Artikel und dem Quantifikativ-Artikel kein-. Dieser Flexionstyp setzt sich aus starken und schwachen Formen zusammen.
Adjektive werden im Ungarischen nach einem einheitlichen Flexionsmuster dekliniert. Die Deklination der Adjektive beschränkt sich grundsätzlich auf die prädikative Verwendung, außerdem werden noch im Ungarischen appositive attributive Adjektive dekliniert, letztere Verwendungsweise kommt jedoch relativ selten vor. (Vgl. Flexion der Adjektive)
Prädikativ verwendete Adjektive kongruieren mit dem Subjekt im Numerus:
A gyerek okos. (Sg.) Das Kind ist klug. |
A gyerekek
okosak. (Pl.) (blaue
Markierung: Bindevokal) Die Kinder sind klug. |
Bei appositiven attributiven Adjektiven ist Kongruenz mit dem Bezugsnomen in Numerus und Kasus zu beobachten. (Beim ungarischen Nomen gibt es die grammatische Kategorisierung Genus nicht, s. auch Flexion der Nomina)
Láttam egy autót, egy pirosat. Ich sah einen Wagen, einen roten. (Vgl. z. B. Forgács (2007:192)) |
Láttam autókat, pirosakat. Ich sah Wagen, rote. |
starke Flexion
In der starken Flexion wird die spezifische Markierungsleistung eines Artikels von der Adjektivform übernommen; die Formen - fünf Flexionsendungen - entsprechen weitgehend denen des Demonstrativ-Artikels.
MASKULIN | NEUTRUM | FEMININ | PLURAL | |
NOM | dieser Wein roter Wein | dieses Glas dünnes Glas | diese Freude große Freude | diese Gläser dünne Gläser |
AKK | diesen Wein (ohne) roten Wein | dieses Glas (ohne) dünnes Glas | diese Freude (ohne) große Freude | diese Gläser (ohne) dünne Gläser |
DAT | diesem Wein (mit) rotem Wein | diesem Glas (mit) dünnem Glas | dieser Freude (mit) großer Freude | diesen Gläsern (mit) dünnen Gläsern |
GEN | dieses
Weins roten Weins | dieses
Glases dünnen Glases | dieser Freude großer Freude | dieser Gläser dünner Gläser |
schwache Flexion
Bei der schwachen Adjektivflexion treten nur die zwei Flexive -e und -en auf.
MASKULIN | NEUTRUM | FEMININ | PLURAL | |
NOMINATIV | der nette Mann | das nette Kind | die nette Frau | die netten Leute |
AKKUSATIV | den netten Mann | das nette Kind | die nette Frau | die netten Leute |
DATIV | dem netten Mann | dem netten Kind | der netten Frau | den netten Leuten |
GENITIV | des netten Mannes | des netten Kindes | der netten Frau | der netten Leute |
Steigerung des Adjektivs
Adjektive können - sieht man von semantischen Restriktionen ab wie *schwangerer, *zweifacher, *verheirateter, *am totesten - mit den Steigerungsstufen Positiv (Grundstufe), Komparativ, Superlativ kompariert werden.
STEIGERUNGSSTUFE | MARKIERUNG | BEISPIELE | |
POSITIV | - | neu , stark | |
KOMPARATIV | Endung -er (Umlaut) | neuer, stärker | |
SUPERLATIV | Endung -(e)st (Umlaut) | neuest-, stärkst- |
Der Umlaut tritt nicht immer auf, wo er möglich ist, vgl. älter vs.
schlanker.
Durch die Komposition ist eine inhaltliche Steigerung möglich (jammerschade,
saublöd, erzdumm).
Im Ungarischen ist der Positiv – ähnlich wie im Deutschen – unmarkiert.
Der
Komparativ wird mit dem Suffix –bb ausgedrückt, das bei konsonantisch auslautenden
Adjektiven mit Hilfe eines Bindevokals (entsprechend der Vokalharmonie –a oder –e) dem Stamm
zugefügt wird.
Beispiele:
okos – okosabb (klug – klüger)
ügyes – ügyesebb (geschickt –
geschickter)
Der Superlativ wird mithilfe des Präfixes leg– und des Suffixes –bb (bei konsonantisch auslautenden Adjektiven entsprechend der Vokalharmonie zusätzlich mit einem Bindevokal –a oder –e) realisiert.
okos – legokosabb (klug – klügst-)
Die Verwendung einer Suppletivform bei der Steigerung des Adjektivs kommt auch im Ungarischen vor, wobei das gesteigerte ungarische Adjektiv die Steigerungsaffixe (Prä- bzw. Suffix) ebenfalls bekommt:
sok – több – legtöbb (viel – mehr – meist-)
Besonderheiten bei der Bildung von Komparativ und Superlativ.
Wortbildung des Adjektivs
Adjektive werden vor allem durch Derivation
mit Suffixen gebildet (rötlich,
streitbar, heldenhaft, modisch,
dortig).
Der Bestand wird aber auch durch
Komposition (hellblau, stahlblau,
schlagfertig) und Derivation mit Präfixen
(unschön, missvergnügt) erweitert.
Eine Möglichkeit für die Entstehung von Adjektiven im Ungarischen ist die Derivation
mit Suffixen (z. B. központi (zentral), sikeres (erfolgreich), időtlen (zeitlos), pillanatnyi
(augenblicklich)).
Außerdem können Adjektive auch durch Komposition gebildet
werden (z. B. világoskék (hellblau), kőkemény (steinhart), meseszép/csodaszép
(wunderschön)).
Im Gegensatz zu den obigen deutschen Beispielen werden im Ungarischen Adjektive mit negativer Bedeutung nicht durch Präfixe gebildet. Den deutschen Präfixen mit negativer Bedeutung entspricht im Ungarischen meistens das Suffix -talan, -telen:
érdektelen (uninteressant), sikertelen (missglückt)
Viele deutsche Adjektive mit dem Negationspräfix un- können im Ungarischen nicht durch Wortbildung ausgedrückt werden:
unschön (nem szép), unwichtig (nem fontos)
syntaktische Eigenschaften
syntaktische Funktionen von Adjektiven
Prinzipiell treten Adjektive in drei Funktionen auf. Sie werden attributiv, prädikativ und adverbial gebraucht. Als Attribute sind sie flektiert, als Prädikativkomplemente und Adverbialia sind sie unflektiert.
attributiv | Peter fährt ein schnelles Auto. Claudia ist eine zielstrebige Frau. |
prädikativ | Peters Auto ist schnell. Claudia ist zielstrebig. |
adverbial | Das Auto fährt schnell. Claudia arbeitet zielstrebig. |
Der Kernbestand der Adjektive tritt in allen drei Funktionen auf. Einige Adjektive haben jedoch Vorkommensbeschränkungen.
- Nur attributiv verwendbar sind deadverbiale Ableitungen (aus Adverbien abgeleitete Adjektive) wie hiesig, dortig
- Nur prädikativ verwendbar sind viele Einheiten, die an der
Peripherie der Wortart Adjektiv angesiedelt sind, z. B. feind,
gram, futsch, plemplem, schnuppe, schade u.v.m.
Liste der Adjektive, die nur prädikativ verwendbar sind:
egal
einerlei
eingedenk
feind
gewahr
gram
k.o.
leid
los
o.k., okay
plemplem
quitt
schade
schnuppe
untertan
Prinzipiell können Adjektive im Ungarischen in attributiver und in prädikativer Funktion vorkommen.
Im Gegensatz zum Deutschen werden im Ungarischen attributive Adjektive generell nicht flektiert, die einzige Ausnahme davon stellen appositive attributive Adjektive dar, die flektiert werden und dadurch mit dem Bezugsnomen in Numerus und Kasus kongruieren (s. Flexion des ungarischen Adjektivs).
Prädikativ verwendete ungarische Adjektive werden – ebenfalls im Gegensatz zu ihren deutschen Entsprechungen – dekliniert, sie kongruieren im Numerus mit dem Subjekt des Satzes (s. Flexion des ungarischen Adjektivs).
Die Fachliteratur ist über die Möglichkeit der adverbialen syntaktischen Funktion des
ungarischen Adjektivs geteilter Meinung. Es gibt Annahmen, nach denen das Adjektiv im Ungarischen
nur attributiv und prädikativ verwendet werden kann und die adverbiale Funktion nicht mehr zu den
syntaktischen Funktionen des Adjektivs zu rechnen ist, weil das Adjektiv dabei immer eine Endung
erhält, die es schon in die Wortklasse der Adverbien überführt (vgl. z. B.
Kiefer (1998: 93 bzw.
243f)).
Dagegen geht z. B. Forgács
(2007: 195) davon aus, dass die betreffenden Endungen keine Wortbildungs-, sondern
Endsuffixe sind und als solche die Wortart des Adjektivs nicht verändern. Dementsprechend vertritt
er die Auffassung, dass solche Adjektive auch über die adverbiale Funktion verfügen. Auch z. B.
Keszler, Lengyel (2007: 55f) vertreten
die Auffassung, dass ungarische Adjektive auch adverbial verwendet werden können, indem sie
adverbiale Endungen bekommen, z. B.:
Péter szépen
énekel.
Peter singt schön.
Ein besonderer Fall der Adjektivphrase ist die Partizipialphrase. Der Kopf einer Partizipialphrase (PARTP) ist entweder ein Partizip I oder - nach Konversion vom verbalen in den adjektivischen Bereich - auch ein Partizip II.
Syntaktische Struktur
Nur der Kopf der attributiv verwendeten Adjektivphrase wird flektiert. Die Köpfe der adverbial und prädikativ verwendeten Adjektivphrasen bleiben unflektiert.
Phrasenbildung
In attributiver Funktion kongruieren Adjektive in Numerus und Kasus mit dem Kopf der Nominalphrase und werden im Genus von diesem regiert.
Adjektive können ihrerseits von anderen Adjektiven und von Adverbien modifiziert werden und bilden dann den Kopf einer Adjektivphrase:
sehr schön, leicht verrückt, wahnsinnig nett.
Ungarische Adjektive können generell durch Adverbien erweitert werden, z. B.:
egy nagyon okos
gyerek
ein sehr kluges
Kind
Die Erweiterung der Adjektive durch andere Adjektive wird in ungarischen Grammatiken nicht behandelt, weil diese Erweiterungsmöglichkeit nur auf einige strittige Fälle beschränkt ist. So wird z. B. in der Konstruktion egy jó magas ház (*ein gut+SuffAdv großes Haus) das erweiternde Element jó – das formal mit dem Adjektiv jó (gut) übereinstimmt – nicht als Adjektiv, sondern als Gradadverb klassifiziert (vgl. M. Korchmáros (2007: 105)).
Bestimmte Adjektive können wie Vollverben auch Valenz-Leerstellen eröffnen, die durch spezifische Komplemente zu füllen sind.
Akkusativkomplement: ich bin die viele Arbeit satt
Dativkomplement: der Räuber ist dem Mädchen hold
Genitivkomplement: eine des Japanischen mächtige Frau
Präpositivkomplement: auf dieses Ergebnis dürfen Sie stolz sein
Auch bestimmte ungarische Adjektive verfügen über Valenz und können dementsprechend Komplemente an sich binden. Diese Komplemente werden im Ungarischen meistens in Form von suffigierten (seltener: von durch Postpositionen erweiterten) Nomen realisiert.
Paul elégedett volt az
eredménnyel. Paul war mit dem Ergebnis zufrieden. |
A sétától fáradt gyerek
alszik. Das vom Spazieren müde Kind schläft. |
semantische und funktionale Eigenschaften
Adjektive dienen der zusätzlichen Charakterisierung eines Gegenstands. Über die Zuschreibung von Eigenschaften wird der Gegenstand in der Gesamtcharakteristik stärker eingegrenzt und leichter identifizierbar gemacht. Man vergleiche die zunehmende Eingrenzung:
Ich suche ein Haus → ein altes Haus → ein zweistöckiges altes Haus.
Die dabei zugeschriebenen Eigenschaften können absolute sein (zweistöckig) oder relative (klein, alt, dick), die durch eine Dimension und den Wert auf einer entsprechenden Skala gekennzeichnet sind: ein kleines Haus wird wahrscheinlich größer sein als ein großes Fenster.
Andere Adjektive wie wahrscheinlich werden zur Modalisierung verwendet, die sich als Geltungseinschränkung auswirkt bis hin zum Ausschluss des Charakteristikums, auf das sie angewandt werden: ein wahrscheinlicher Sieg muss kein Sieg sein. Diese Adjektive üben in adverbialer Verwendung die gleiche Funktion aus wie bestimmte Satzadverbien.
Zahladjektive dienen unmittelbar der Gegenstandskonstitution, indem die absolute Zahl der Elemente einer Menge angegeben wird (Kardinalzahl-Adjektiv: zehn Gebote, sieben Geißlein) oder ein Gegenstand durch Indizierung aus einer Folge als gleichartig charakterisierter Gegenstände herausgegriffen wird (Ordinalzahl-Adjektiv: der dritte Mann, das fünfte Gebot).
In verschiedenen ungarischen Grammatiken werden z. T. unterschiedliche semantische Subklassen der Adjektive beschrieben.
Keszler&Lengyel (2007: 53 f.) unterscheiden drei semantische Klassen der Adjektive:
- Qualitätsadjektive z. B. jó (gut);
- Verhältnisadjektive z. B. apai (väterlich);
- Quantitätsadjektive z. B. rengeteg (ungemein viel).
Die meisten ungarischen Grammatiken (vgl. z. B. Forgács (2007: 174 f.)) betrachten Numeralien als eine selbstständige Wortklasse mit Unterklassen wie z. B. Kardinalia und Ordinalia. Im Gegensatz dazu werden Zahlwörter in der Grammatik von Keszler&Lengyel (2007: 54) als Subklasse der Wortart Adjektiv charakterisiert. Dabei werden Kardinal-, Ordinal- und Bruchzahlen den oben aufgezählten semantischen Gruppen der Adjektive zugeordnet.
Literatur zu Adjektiven
Zur Abgrenzung der Klasse: Rolland 1999, Sommerfeldt 1987, Vonhoegen 1994.
Zur Flexion: Buscha 1986, Darski 1979, Gallmann 1990, Meinert 1990, Pfeffer 1981, Törnqvist 1974