Informationsentflechtung
Im Nachfeld stehen vor allem hochkomplexe Informationen. Deren Auslagerung führt dazu, dass der entscheidende Teil der Gesamtinformation, nämlich das in der Satzklammer ausgedrückte Prädikat, möglichst früh zur Verfügung steht. In mündlicher Rede bezeugen die vielen Satzabbrüche und Korrekturen, wie schwer das Satzklammerprinzip zu handhaben ist. Deshalb werden vor allem Nebensätze ins Nachfeld gestellt. Aus dem gleichen Grund werden auch mehrfach erweiterte Phrasen ins Nachfeld verlagert.
(Die Zeit 13.5.1994, 54)
Die NS-Periode ist auf unverkennbare Weise durch die staatlich angekündigte, bürokratisch ausgeführte Aussonderung und die umfassende, mit industriellen Mitteln ins Werk gesetzte Vernichtung eines nach askriptiven Merkmalen definierten inneren Feindes gezeichnet.
Auch umfangreiche Attributsätze werden oft ausgelagert, entweder allein oder zusammen mit der Bezugseinheit.
(Jung 1965, 3)
Wegen des Grundprinzips der direkten Stellungsnachbarschaft von Zusammgehörigem besteht die Tendenz, die Bezugseinheit mit ins Nachfeld zu stellen, sofern sie nachfeldfähig ist. Dies führt zu einer anderen Gewichtungsverteilung, die an der Akzentstruktur ablesbar ist. Im vorigen Beleg bildet der Relativsatz zusammen mit dem Bezugsausdruck einen eigenen Informationskomplex, der fast gleichrangig der Hauptinformation zur Seite gestellt wird. Ist der Attributsatz wie im folgenden Beispiel allein nachgestellt, bleibt er ein unselbständiger Teil der Hauptinformation im Obersatz. Ein weiterer Schritt zur Verselbständigung ist der Anschluss mit und zwar oder und das.
Bezugseinheiten mit Komplementstatus können sich wegen ihrer stärkeren strukturellen Einbindung nicht in gleicher Weise verselbständigen:
Als Hauptgründe für die Ausklammerung sind hier die Komplexität der ausgeklammerten Einheit und die Gewichtungsintention des Sprechers beschrieben. Es gibt aber noch weitere Faktoren für Nachfeldstellung.