Semantische Differenzierung

Die relative Stellung von temporalen und quantifizierenden Satzadverbialia ist nicht fest geregelt. Die zwei Typen der quantifizierenden Satzadverbialia, nämlich Frequentativa wie häufig, manchmal, immer, dreimal und Durativa wie lange, ewig, drei Stunden haben einen engeren Skopus als temporale und stehen deshalb meist nach diesen. Sie tragen dann den Satzakzent.

Kannst du im Mai temporal wenigstens für ein paar Tage quantifizierend kommen?

Die Folge quantifizierend >> temporal ist ebenso möglich. Die vorangestellten quantifizierenden Supplemente behalten den Akzent, der damit ihren engeren Skopus markiert. Der Akzent garantiert also die intendierte Bedeutung.

Kannst du wenigstens für ein paar Tage quantifizierend im Mai temporal kommen?

Wenn bei der markierten Abfolge quantifizierend >> temporal zwei Lesarten möglich sind, wird das nachgestellte Temporalsupplement nur dann als der Modifikator mit engerem Skopus aufgefasst, wenn es den Akzent trägt.


Er hat am Sonntag zweimal angerufen. 'an einem bestimmten Sonntag,
und zwar zweimal'
unmarkierte Folge temporalweiter Skopus
>>
quantifizierendenger Skopus
Er hat zweimal am Sonntag angerufen. 'an einem bestimmten Sonntag,
und zwar zweimal'
markierte Folge quantifizierendenger Skopus
>>
temporalweiter Skopus
Er hat zweimal am Sonntag angerufen. 'zweimal, und zwar jeweils
an einem Sonntag'
markierte Folgequantifizierendweiter Skopus
>>
temporalenger Skopus


Dies ist ein weiteres Beispiel für die disambiguierende Funktion der Intonation, wenn die Wortstellung allein nicht zu semantischer Eindeutigkeit führt.

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Autor(en)
Klaus Vorderwülbecke
Bearbeiter
Elke Donalies
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