Abtönung und Modus dicendi
Um eine umfassende Darstellung von Möglichkeiten der Abtönung zu erreichen, muss man
- zusammenstellen, welche Ausdrucksmittel dafür bei welchem Modus dicendi verfügbar sind,
- und zeigen, wie die Bedeutung der verfügbaren Ausdrucksmittel dabei zum Tragen kommt.
Eine Interpretation aller einschlägigen Ausdrucksmöglichkeiten würde allerdings den Rahmen dieser Darstellung sprengen. Sie bleibt deshalb auf die Fälle beschränkt, die in Einige exemplarische Interpretationen zur abtönenden Verwendung von Partikeln vorgestellt werden. Die Zuordnung der Ausdrucksmittel zu den verschiedenen Modi dicendi hingegen bleibt einigermaßen überschaubar. Eine entsprechende Zusammenstellung, die zwar nicht vollständig jedoch weit mehr als nur exemplarisch ist, folgt unten. Die Zuordnung zu Modi dicendi ist dabei nicht zu verwechseln mit einer Zuordnung zu Satztypen. So sind etwa manche Sätze, die dem Aufforderungsmodus zugerechnet werden können, vom Aussagesatztyp:
Andere vom Entscheidungsfragesatztyp:
Generell ist zu beobachten, dass Abtönung zwar mit allen Modi kompatibel ist, doch ist nicht jedes Mittel der Abtönung mit jedem Modus vereinbar. So können etwa ja und halt nicht bei Dikta im Fragemodus auftreten, denn nicht bei Dikta im Aussagemodus:
Bei eingehender Betrachtung zeigt sich: Zur Abtönung zu gebrauchende Partikeln können zwar bei Dikta aller Modi vorkommen, aber keine dieser Partikeln ist mit allen Modi kompatibel. Man hat deshalb das Auftreten bestimmter Abtönungspartikeln in einem Satz als Indikator für den Modus dicendi des entsprechenden Diktums gewertet. Das dürfte allerdings etwas überzogen sein, denn zum einen hängt in keinem Fall die Identifikation des Modus dicendi eines Diktums davon ab, ob eine bestimmte Abtönung damit verbunden ist oder nicht, zum andern treten viele Partikeln und Partikelsequenzen bei Dikta verschiedener Modi auf. Tatsächlich wird nicht der Modus dicendi indiziert, sondern die Rolle, die der entsprechenden Handlung zugedacht ist. So zeigt etwa vielleicht im folgenden Beispiel an, dass die Frage nur zum Schein gestellt wird, also rhetorisch zu verstehen ist:
Die Abtönung wirkt also als Mittel einer spezifischen Einpassung einer Sprechhandlung in einen gegebenen Situationsrahmen.
Im Einzelnen sind folgende Zuordnungen von Abtönungspartikeln zu Modi dicendi zu beobachten (für Beispiele jeweils den entsprechenden Ausdruck anklicken):
Aussage-Modus
Für die Abtönung im Aussage-Modus sind Partikeln und Partikelsequenzen wie diese geeignet:
aber, aber auch, auch, bloß, denn auch, denn doch, doch, doch auch, doch einfach, eben, eben einfach, eben mal, eigentlich, einfach, halt, halt eben, halt eben doch, halt einfach, ja , ja auch, ja bloß, ja doch, ja eben, ja halt, ja denn doch, ja eben doch, mal, schon, vielleicht,
Ergänzungsfrage-Modus
auch, auch schon, bloß, denn, denn auch, denn auch schon mal, denn eigentlich, denn etwa, denn nur, denn schon, denn schon mal, denn wohl, denn wohl mal, eigentlich, mal, schon
Entscheidungsfrage-Modus
auch, denn, denn auch, denn eigentlich, denn etwa, denn wohl, eigentlich, etwa, mal, nicht, nicht einfach, nicht einfach mal, nicht mal
Aufforderungsmodus
auch ja, bloß, bloß ja, doch, doch bloß, doch einfach, doch nur, doch mal, doch ruhig, doch schon, eben, eben einfach, eben mal, einfach, einfach mal, halt, halt eben, halt einfach, halt mal, halt schon, ja, mal, mal bloß, mal ruhig, mal schön, nur, nur ja, nur mal, nur ruhig, nur schön, ruhig, ruhig mal, schön, schon, schon mal
Wunsch-Modus
bloß, bloß mal, doch, doch bloß, doch einfach, doch nur, nur, einfach mal
Heische-Modus
bloß, doch, doch bloß, doch einfach, doch nur, ja, nur, ruhig, ruhig mal
Exklamativ-Modus
aber, aber auch, aber bloß, aber mal, auch, bloß, doch, ja, nicht *, vielleicht, vielleicht bloß
* Abtönung von Dikta im Exklamativ-Modus mit nicht nur bei Sätzen, die mit was, wer, wem oder wen beginnen und selbst bei diesen nur, wenn das nicht unbetont bleibt:
Abtönendes nicht:
Negierendes nicht:
Bei anderen Exklamativa wirkt nicht stets als Negator.