Nomen

Nomen im Überblick

Mit der Verwendung eines Nomens kann ein Sprecher auf einen Gegenstand und auf Klassen von Gegenständen verweisen (referieren). Nomina haben im Deutschen ein inhärentes Genus: sie sind maskulin (der Löffel), feminin (die Gabel) oder neutrum (das Messer). Sie sind nach den Kategorisierungen Kasus (der Freund, des Freundes) und Numerus (der Freund, die Freunde) flektierbar.

andere Bezeichnungen und Zuordnungen:

Substantiv, Hauptwort, Dingwort. Im Polnischen werden Nomina (Substantive) grundsätzlich konsequent mit dem Terminus rzeczownik bezeichnet (in der dt. Übersetzung etwa Sachwort).
Manche Grammatiken, so auch die 'Grammatik der deutschen Sprache' unterscheiden zwischen Nomen und Substantiv: Nomen bezeichnet jeden Kopf einer Nominalphrase, auch wenn dieser aus einer anderen Wortklasse abgeleitet ist (das Grün, die Grünen, das A und O, das Lesen), während die genuine Wortart Substantiv heißt.

morphologische Eigenschaften

Nomina haben ein inhärentes Genus, maskulin, feminin oder neutrum (bei einigen Fremdwörtern gibt es Ausnahmen: der/das Joghurt, der/das Kondom). Polnische Nomina verfügen ebenfalls über ein inhärentes Genus (maskulin, feminin, neutrum). Es gibt einige semantisch determinierte Nomina, die sowohl maskulin als auch feminin sind, z. B. einige Berufsbezeichnungen: ten/ta komisarz oder bewertende Personenbezeichnungen: ten/ta łamaga. Manchmal werden polnische Nomina auch nach der Kategorie Depretiativität geteilt (vgl. Flexion der Nomina)
Sie flektieren nach Kasus und Numerus in einem Formenparadigma mit acht Stellen: vier Kasusstellen für Nominativ, Akkusativ, Dativ, Genitiv und zwei Numerusstellen für Singular und Plural. Polnische Nomina flektieren ebenfalls nach Kasus und Numerus. Das polnische Deklinationsparadigma besteht aber aus 14 Stellen, weil die Zahl der Kasus 7 beträgt (außer den 4 im Deutschen präsenten kommen noch Instrumental, Lokativ und Vokativ dazu). Die Zahl der Numeri ist in den beiden Sprachen gleich.

Im Singular sind die Kasusformen außer beim Genitiv kaum mehr ausdifferenziert, im Plural ist besonders der Dativ formal markiert. Die Pluralbildung ist im Deutschen formal besonders markiert. Für die Markierung für Kasus und Numerus stehen zur Verfügung:

  1. die Flexionsaffixe -e, -(e)n, -(e)s, -s, -er, -n
  2. der Umlaut (Umlautfähigkeit vorausgesetzt)

In der Deklination werden polnische Nomina mit Flexionsaffixen (es gibt keine Umlautformen, Stammalternationen sind nur sekundäre Erscheinungen) markiert. Sie sind in ihren Paradigmastellen stärker ausdifferenziert als deutsche Nomina.

Im Singular lassen sich vier (Kasus-)Flexionstypen unterscheiden:

alle
Feminina
Maskulina
und Neutra
nur
Maskulina
artikellose
Eigennamen
Nominativ (die) Frau (der) Geist (der) Löwe Berlin
Akkusativ (die) Frau (den) Geist (den) LöwenBerlin
Dativ (der) Frau (dem) Geist(e) (dem) Löwen Berlin
Genitiv (der) Frau (des) Geistes   (des) LöwenBerlins

Wenige Nomina haben das Genitivsuffix -(e)ns : Name (Namens), Herz (Herzens)

Artikellose Eigennamen besitzen besondere morphologische und syntaktische Eigenschaften. Detaillierte Informationen zur Kasusflexion der Nomina: Kasusflexion.

Im Plural lassen sich fünf (Numerus-)Flexionstypen unterscheiden:

-(e)-(e)nUmlaut + -(e)Umlaut + -er-s
Nominativ Tage, Wagen_Kirchen Gäste, Äpfel_Häuser, Kinder Omas
Akkusativ Tage, Wagen_ KirchenGäste, Äpfel_ Häuser, Kinder Omas
Dativ Tagen, Wagen_ KirchenGästen, Äpfeln Häusern, Kindern Omas
Genitiv Tage, Wagen_KirchenGäste, Äpfel_ Häuser, Kinder Omas

Nomina ohne Pluralmarker (z. B. Segel, Lehrer, Wagen) lassen sich formal dem Flexionstyp -(e) zuordnen.

Detaillierte Informationen zur Pluralbildung der Nomina: Numerusflexion.

Nomina lassen sich je nach Kasus- und Numerusflexionstyp in genusabhängige Flexionsklassen (Deklinationsklassen) einteilen. Auch im Polnischen lassen sich Nomina nach ihren Deklinationsmustern in Klassen einteilen (vgl. Flexion der Nomina).

Übung zur Pluralbildung des Nomens

syntaktische Eigenschaften

Das Nomen fungiert als Kopf der Nominalphrase. Innerhalb der Nominalphrase regiert es das Genus von attributivem Adjektiv und Artikel. Kasus und Numerus von attributivem Adjektiv und Artikel kongruieren mit dem Nomen. Die syntaktischen Eigenschaften polnischer Nomina entsprechen weitgehend der deutschen Wortart. Allerdings kongruieren polnische Nomina mit Adjektiven und Determinativen (sie ersetzen zum Teil funktionell die im Polnischen fehlenden Artikel).

Löffel → großer Löffel → der Löffel

Gabel → große Gabel → die Gabel

Messer → großes Messer → das Messer

Nomina werden hauptsächlich zur Bildung von Kernkomplementen verwendet.

Bestimmte Nomina, vor allem solche, die aus Verben abgeleitet sind, können Valenz-Leerstellen eröffnen: das Interesse des Publikums am Vortrag, die Zerstörung der Wälder durch sauren Regen.

semantische und funktionale Eigenschaften

Ein Sprecher kann mit der Verwendung eines Nomens einen Gegenstand charakterisieren, auf einen (bestimmten) Gegenstand Bezug nehmen (referieren) oder einen bereits eingeführten Gegenstand thematisch fortführen.

Subklassen

Traditionell unterscheidet man drei semantisch bestimmte Subklassen von Nomina:

  1. Gattungsnamen (auch Appellativa genannt) wie Frau, Tier, Haus, Brief können im Singular nur zusammen mit einem Artikel oder einem pränominalen Genitiv eine Nominalphrase bilden: das Haus, Peters Haus. Im Plural können sie dagegen auch ohne Artikel Nominalphrasen bilden (Häuser, Frauen).
  2. Stoffnamen (auch Substanzausdrücke genannt) wie Marmor, Stein, Eisen, Wasser, Öl bezeichnen Substanzquanten oder Teile davon. Mit ihrer Verwendung wird allein das Charakteristikum aufgegriffen, ohne dass eine Quantifizierung (wie sie mit dem Artikel zu markieren wäre) erfolgt. Somit können sie auch im Singular artikellos Nominalphrasen bilden. Werden Stoffnamen im Plural gebraucht, bezeichnen sie verschiedene Sorten (Hölzer, Öle) und können dann auch mit Artikel verwendet werden:
    Fichte und Buche sind heimische Hölzer.
    Die blauen Granite sind die schönsten.
  3. Eigennamen (auch Nomen Proprium genannt) wie Gerlinde, Hans Moser, Köln, die Donau, Mecklenburg, Kukident, Mercedes dienen der konstanten Bezeichnung bestimmter Individuen (Personen, Orte, Länder, Regionen, Flüsse, Waren usw.) gemäß einer (mindestens zu unterstellenden) Vereinbarung. Eigennamen haben im Unterschied zu Gattungs- und Stoffnamen nicht die Funktion der Charakterisierung und erlauben in der Regel keine Rückschlüsse auf die Eigenschaften des Trägers (allenfalls auf das Geschlecht bei Personen). Formal typisch für Eigennamen im Deutschen ist die Bildung des Genitiv Singular mit -s: Josefs Brüder, Annas Schicksal.

In den semantischen Subklassen der Nomina gibt es keine wesentlichen Unterschiede zwischen dem Deutschen und dem Polnischen.

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