Vertiefung: sein-Passiv
Bisher haben wir das sogenannte werden-Passiv betrachtet. Es ist das häufigste Passiv und der einfachste Fall. Man erkennt es daran, dass es mit dem Hilfsverb werden gebildet wird. Es bezeichnet vor allem Vorgänge, ohne den aktiven Mitspieler (das Agens) des Vorgangs unbedingt nennen zu müssen.
(b) Das Essen wurde gekocht.
(c) Der Rasen wurde gemäht.
(d) Der Schuh wurde angezogen.
Es gibt aber noch andere Arten des Passivs, die etwas seltener vorkommen:
(f) Das Essen ist gekocht.
(g) Der Rasen ist gemäht.
(h) Der Schuh ist angezogen.
Das ist ein Zustandspassiv oder sein-Passiv. Es wird – wie der Name schon sagt – mit dem Hilfsverb sein statt mit werden gebildet. Anders als das werden-Passiv liegt der Fokus nicht auf der Handlung, sondern auf dem Ergebnis. Es bezeichnet Zustände statt Vorgänge.
Das Zustandspassiv hat in diesen Fällen sehr viel Ähnlichkeit mit einer sogenannten Kopulakonstruktion. Das ist eine Konstruktion aus einem Kopulaverb und einem Prädikativkomplement. Ob es sich bei geputzt in diesem Fall um eine Verbform handelt oder um ein Adjektiv, ist sehr umstritten.
Nicht alle Verben können ein Zustandspassiv bilden (zur Passivfähigkeit siehe hier). Verben, die problemlos ein Zustandspassiv bilden können, haben allerdings eine Gemeinsamkeit: Sie bezeichnen Handlungen, die längere Zeit fortdauern, aber ein absehbares Ende haben: ein Buch lesen, das Zimmer putzen, die Hausaufgaben machen. Diese Verben erkennt man daran, dass sie mit Angaben zur Zeitdauer wie eine Stunde lang ergänzt werden können.
(j) Du kochst eine Stunde lang das Essen.
(k) Annika mäht eine Stunde lang den Rasen.
Es gibt dabei allerdings unterschiedliche Akzeptanzgrade:
Eine vertiefende Beschreibung von Verben, die ein Zustandspassiv bilden können, findet sich hier.