Adjektivkonvertate

Das Bedürfnis, den Wortschatz der Adjektive durch Konversion zu erweitern, ist offensichtlich weniger ausgeprägt.

Adjektivkonvertate aus Partizip-II-Formen

Relativ häufig sind konvertierte Adjektive aus Partizip-II-Formen.

Hier können vor allem Partizipien aus transitiven Verben mit Werden-Passiv und Akkusativobjekt adjektiviert werden wie eine Frau wird irritiert. Dabei wird jeweils das Akkusativobjekt durch das konvertierte Adjektiv attribuiert: eine irritierte Frau, eine geladene Pistole.

Auch die Partizipien intransitiver Verben mit Sein-Perfekt können mitunter adjektiviert werden; diese Möglichkeit ist aber offenbar semantisch beschränkt: So können keine Partizipien aus intransitiven Verben adjektiviert werden, die Vorgänge oder Zustände beschreiben, die über eine gewisse Zeit andauern, also etwa nicht: der *geschlafene Richard, die *gelachte Leonore. Dagegen sind die Partizipien aus intransitiven Verben bzw. Präverbfügungen adjektivierbar, die Resultate derartiger Vorgänge beschreiben, also etwa der eingeschlafene Richard, die erblühte Rose.

Mitunter werden Partizipien aus Intransitiva mit Haben-Perfekt wie in er hat ausgeschlafen konvertiert: der ausgeschlafene Richard.

Adjektivkonvertate aus Adverbien

Gelegentlich wird die Konversion aus Adverbien genutzt, allerdings sind diese Bildungen größtenteils auffällig.

nachdenklich und mit zuem Mund
(Kempowski 1984, 304)

eine Anwehung aus ganz weit weggen Jugendzeiten
(Rühmkorf 1995, 511)

in diesem Moment der beinahen Stille
(die tageszeitung 28.12.1996, 12)

Adjektivkonvertate aus Nomina

Noch seltener finden sich etablierte Konvertate mit nominaler Basis wie schmuck, die typisch adjektivisch gebraucht werden: ein schmuckes Mädchen.

Die Kaldaunen [...] hingen wie ekle bleiche Waben im langen Riemen an den Haken.
(Koeppen 1961, 63)

es war ein grimmer Winter
(Rezzori 1994, 58)

so muss der Auftritt der "Galerie Oz" nicht besonders knigge gewesen sein.
(die tageszeitung 13.12.1997, 22)

Andere in der Forschungsliteratur genannte Konvertate mit Nomenbasis wieangst, feind, freund, leid, pleite, schuld, not sind syntaktisch stark eingeschränkt. In der Forschungsliteratur ist umstritten, ob solche Bildungen überhaupt als Adjektive angesehen werden sollen. Vgl. Adjektiv.

ihm ist angst
sie ist schuld

eine* feinde Angelegenheit
ein* schuldes Mädchen

Bei adjektivischen Konvertate liegt grundsätzlich Transposition vor, also eine Veränderung der grammatischen Funktion, nicht aber der kategoriellen Bedeutung. Vgl. Transposition.

Abgrenzung zu ähnlichen Phänomenen

Partizip-I-Formen gelten hier als unmittelbare Wortbildungsprodukte; sie sind demnach keine Konvertate, sondern explizite Derivate mit dem Wortbildungssuffix end: schreib- + end = schreibend. Vgl. Explizite Adjektivderivate. Bei der Bildung dieser Formen gibt es offenbar keine Beschränkungen: ein irritierender Mann, ein verwundernder Gedanke, eine schreibende Frau. Vgl. Partizip I - Verbform oder Adjektiv?