Typ der Abtönungspartikeln

Besonders zu begründen ist der Konnektorencharakter der traditionell als Modalpartikeln oder Abtönungspartikeln bezeichneten Ausdrücke. Hier verhält es sich ähnlich wie bei den Fokuspartikeln: Nicht alle diese Ausdrücke haben eine relationale Bedeutung. Siehe Typ der Fokuspartikeln.

Als Konnektoren, genauer gesagt als nicht vorfeldfähige Adverbkonnektoren, können von den Abtönungspartikeln uneingeschränkt nur die folgenden angesehen werden.

aber
denn
eh
etwa
ja

Unter den übrigen Abtönungspartikeln sind einige, die zwar Konnektoren sind, in unserem Sinne aber nicht als Partikeln klassifiziert werden können, weil sie das Vorfeld besetzen können und unbetont im Mittelfeld Ausdruck der gleichen semantischen Relation sind wie im Vorfeld. Außerdem fungieren sie als Fokuspartikeln.

auch
bloß
nur
schon

Wir gehen davon aus, dass sie in allen Positionen ein und dieselbe semantische Relation ausdrücken und behandeln sie damit jeweils als lexikalische Einheit, die in allen ihren Positionsmöglichkeiten nur einer einzigen Positionsklasse zuzuweisen ist, die die genannten Positionsmöglichkeiten als Merkmale aufweist. Für auch ist dies die Klasse der nicht nacherstfähigen Adverbkonnektoren, für die anderen genannten Einheiten ist es die Klasse der nicht positionsbeschränkten Adverbkonnektoren.

Dubletten

Abtönungspartikeln, die Konnektoren sind, haben typischerweise eine Dublette, das heißt, neben sich eine gleiche Form mit anderer Bedeutung, die ebenfalls Konnektorencharakter haben kann. Die Abgrenzung eines nicht vorfeldfähigen Adverbkonnektors von einer anderen Konnektoreneinheit gleicher Form, also die Annahme der Zugehörigkeit des Konnektors zu zwei unterschiedlichen syntaktischen Klassen, ist problemlos, wenn wie im Fall von Begründungs-denn und konklusivem denn sowie kausalem doch und adversativem doch nicht nur ein positioneller, sondern auch ein semantischer Unterschied vorliegt.

Dubletten bei denn

Bei der Abtönungspartikel bzw. dem nicht vorfeldfähigen Adverbkonnektor denn handelt es sich um die besonders in Interrogativsätzen gebrauchte Form.

A: Ich komme morgen nicht zur Arbeit.
B: Bist du denn krank gewesen?

Was hast du denn?

Alle Probleme lösten sich schließlich und so lebten sie denn glücklich bis ans Ende ihrer Tage.

Dieses konklusive denn ist zu unterscheiden vom nicht konnektintegrierbaren Begründungs-denn.

Er tut sich schwer mit den Treppen, denn er hat ein kaputtes Knie.

Das Begründungs-denn macht aus seinem internen Konnekt eine Begründung, während das konklusive denn aus seinem internen Konnekt eine Konklusion aus dem externen Konnekt macht, deren Gültigkeit zum Beispiel in einem Entscheidungsfragesatz als internem Konnekt erfragt wird und in einem Ergänzungsfragesatz als Präsupposition induziert wird.

Dubletten bei doch

Unterschiedliche Verwendungsweisen weist auch doch auf.

Doch im Mittelfeld von Verbzweitsätzen wie in den folgenden Beispielen betrachten wir nicht als Konnektor, sondern als Ausdruck eines einstelligen Funktors, nämlich der Negation einer Negation.

Du kennst doch den Udo. Weißt du, dass der geheiratet hat?

A: Kommst du morgen Abend mit ins Kino?
B: Nee, freitags geh ich doch immer zur Gymnastik.

In einem Verberstsatz wie in den nächsten beiden Beispielen dagegen erhält doch in Verbindung mit der Verberststellung eine spezielle kausale Bedeutungskomponente, weshalb wir es in diesen Verwendungen als kausalen Konnektor doch betrachten.

Die Förderprogramme in den Grundschulen zeigen Wirkung, hat sich doch die Zahl der Wiederholer deutlich verringert.
In Wohlstandsgesellschaften werden viele Dickmacher konsumiert, gehören diese doch zu den Köstlichkeiten des Lebens.

Wieder ein anderer Verwendungstyp liegt vor, wenn doch in Nullposition oder im Vorfeld zwei Konnekte miteinander verknüpft.

Zehn Kandidaten stellen sich zur Wahl, doch reelle Chancen haben allenfalls zwei.
Zehn Kandidaten stellen sich zur Wahl, doch haben allenfalls zwei reelle Chancen.

Hier ist doch synonym mit den adversativen Konnektoren aber und jedoch und fungiert als Konnektor. Kausales doch und adversatives doch haben also nicht nur unterschiedliche Stellungseigenschaften, sondern auch unterschiedliche Bedeutungen. Kausales doch ist auf das Mittelfeld von Verberstsätzen beschränkt und damit ein mit einem speziellen Satztyp verknüpfter nicht vorfeldfähiger Konnektor. Wir weisen ihn wegen der sonst für nicht vorfeldfähige Adverbkonnektoren ungültigen Beschränkung auf einen Satztyp nicht der Klasse der nicht vorfeldfähigen Adverbkonnektoren zu, sondern betrachten ihn als Einzelgänger in der syntaktischen Großklasse der Adverbkonnektoren.

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Autor(en)
Eva Breindl
Bearbeiter
Elke Donalies
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