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Interaktive Einheiten fungieren im Unterschied zu den traditionellen
Wortarten als selbständige Einheiten der Interaktion, tragen aber nicht zum kompositionellen
Aufbau von Sätzen bei. Sie wirken gesprächssteuernd, indem sie Reaktionen auf Äußerungen zum
Ausdruck bringen oder über Emotionen des Sprechers informieren.
Interjektionen fungieren als funktional selbständige Einheiten der Interaktion, mit
denen der Hörer unmittelbar gelenkt oder über die Emotionen des Sprechers informiert wird.
Die Gesprächssteuerung kann sich auf die laufende Handlungskoordination und
Wissensorganisation erstrecken. Interjektionen sind keine Träger von Propositionen.
Interjektionen sind nur sehr eingeschränkt mit Phrasen oder kommunikativen
Minimaleinheiten kombinierbar: Ach Hans, na komm schon! Sie zeichnen sich
durch das Vorkommen von Tonmustern aus, die Bedeutungen unterscheiden können.
Uiii, das wird schwer werden!
(Harry Rowohlt 1998 SWR 1 Leute)
Ähm, wir haben das geahnt, dass das passieren würde.
(Wolf von Lojewski 1995 in SDR 3 Leute)
Ach ich würd ' mir auch ein Rockkonzert anhören oder
würde in die, in die, nicht in die Premiere, sondern in die fünfte Aufführung der
Volksbühne in Berlin gehen wollen.
(Jens Reich 1994 in SDR 3 Leute)
Also als Fensterputzer hier am Fernsehturm wär' ich
völlig ungeeignet. Da würd' 'zerscht der Eimer runterfallen, dann ich.
(Manfred Rommel 1996 in SDR 3 Leute)
Richtige Klamotten? - Ich bin Damenschneiderin geworden. -
Ja? - Also, wäre ich geworden, wenn ich's zuende
gemacht hätte.
(Heike Makatsch und Stefan Siller 1997 in SDR 3 Leute)
Responsive
Responsive können im Unterschied zu den traditionellen Wortarten als selbständige
kommunikative Minimaleinheiten fungieren und ein Handlungsmuster durch eine im Muster
erwartbare Reaktion abschließen, zum Beispiel die Antwort auf eine Frage oder die Annahme
eines Angebots. Sie sind nicht in einen Satz integrierbar und nur minimal ausbaufähig:
Ganz genau! Ja gut! Sie haben selbst keinen propositionalen Gehalt,
sondern zielen auf kontextuelle sprachliche Einheiten, etwa vorhergehende Fragen.
Bestand und Beispiele
Responsive des Kernbestands sind ja, okay, nein.
Rieux' Gesicht schien sich zu verdüstern. "Immer, ich weiss. Das
ist kein Grund, den Kampf aufzugeben." "Nein, das ist kein Grund. Aber nun
kann ich mir vorstellen, was die Pest für Sie bedeuten muss."
"Ja", sagte Rieux, "eine endlose
Niederlage."
(St. Galler Tagblatt 4.1.2010, 9)
Die Rede ist von den meistgelesenen Themen der Apotheken Umschau.
Nein, das ist kein Nischenprodukt, das silbergraue Damen mit
Kunstpelz aus der Apotheke mitnehmen, damit die Großpackung Klosterfrau
Melissengeist nicht so durch die Tüte durchschimmert. Die Apotheken Umschau hat eine
Auflage wie stern, Spiegel, Bunte und Focus. Mal zwei!
(Die Zeit 7.1.2010, o.S.)
"Wenn es ihm über längere Zeit nicht gelaufen wäre, würde ich sagen:
Okay. Aber auch wir haben in unserem Leben doch mal kurze Phasen,
in denen es nicht so gut geht!", sagt Walther.
(St. Galler Tagblatt 9.1.2010, 41)
Das, was Elizaveta 'Lisa' Ryzih Minuten nach ihrem dritten Platz
bei der deutschen Stabhochsprung-Meisterschaft in Ulm bilanzieren konnte, war weder
Fisch noch Fleisch. "Ja, okay, Bronze ist nicht schlecht, aber ich
wollte 4,55 Meter springen", sagte sie ein bisschen missmutig.
(Die Rheinpfalz 7.7.2009, 21)
Neben den Responsiven des Kernbestands können auch andere Einheiten die
Funktion von Responsiven übernehmen.
Adjektive wie genau, eben
Satzadverbien wie vielleicht, bedauerlicherweise,
leider
Abtönungspartikeln wie doch, schon
Interjektionen wie hm
Schliesslich haben Sie ihr Ziel dort erreicht, wo eine Meute johlender
junger Menschen steht. Nämlich vor der Disco. "Bin da, warte auf dem
Parkplatz", tippen Sie in Ihr Handy, worauf Sie weitere zehn Minuten zum
nächtlich-seichten Radioprogramm ausharren und von herumstehenden Jungen ausgelacht
werden: "Haha, der holt bestimmt seine Tochter ab."
Genau!
(St. Galler Tagblatt 5.2.2010, 16)