Konnektoren als funktionale Klasse

Die funktional definierte Klasse der Konnektoren ist keine Wortart im herkömmlichen Sinne, sondern eine Mischklasse, deren Elemente verschiedenen Wortarten angehören. Dazu zählen alle Konjunktoren und relationalen Subjunktoren, alle Konnektiv-Partikeln, Teilmengen der Adverb-Subklasse Präpositionaladverb und der Partikel-Subklassen Abtönungs- und Fokuspartikel.

Unter Konnektoren verstehen wir Wortschatzeinheiten, die auf der obersten Ebene grammatischer Kombinationsmöglichkeiten, der Syntax, Sätze miteinander verknüpfen und dabei spezifische semantische Relationen wie kausal, adversativ, restriktiv ausdrücken.

Über diese Ebene hinaus sind bei der Verknüpfung nur noch inhaltliche Phänomene wirksam.

Konnektoren lassen sich nach den durch sie hergestellten Relationen in semantische Klassen einteilen. Nach ihren syntaktischen und topologischen Eigenschaften lassen sie sich einteilen in die zwei syntaktischen Grobklassen integrierbare Konnektoren (Adverbien und Partikeln) und nicht-integrierbare Konnektoren (Junktoren).

Siehe vertiefend: Konnektoren systematisch sowie das Wörterbuch der Konnektoren.

Andere Bezeichnungen und Zuordnungen

Satzverknüpfer, Konnektiv, Junktor, Konjunktion

Eine auf der Satzverknüpfungsrelation basierte funktional begründete Bündelung von Einheiten verschiedener Wortarten entspricht nicht der Tradition. Nach dieser gehört der Großteil der Konnektoren vielmehr den Klassen "Konjunktionen" und "Adverbien" an.

Bestand und Beispiele

angenommen, angenommen dass, darauf, gesetzt, gesetzt den Fall, gesetzt den Fall dass, unterstellt, unterstellt dass, vorausgesetzt, vorausgesetzt dass etc.

Der Wagen geriet ins Schleudern, weil ein Reifen geplatzt war.
Ein Reifen war geplatzt. Deshalb geriet der Wagen ins Schleudern.
Der Wagen geriet ins Schleudern. Ein Reifen war nämlich geplatzt.
Die Erstellung eines Generalplans, anhand dessen dann die einzelnen Bauarbeiten ausgeschrieben werden sollen. Die Bauvorbereitungsarbeiten starten im Herbst, die eigentliche Sanierung soll dann im Frühjahr 2011 starten. (Burgenländische Volkszeitung 18.2.2010, o.S.)
Um die allgemeine Übereinstimmung zu unterstreichen, teilen sich das öffentliche und das private Interesse einen Tisch, was für beide Unterhändler ziemlich unbequem, aber nichtsdestoweniger eine schöne Rechtstradition ist. (Braunschweiger Zeitung 9.1.2010, o.S.)
Hassende können Frieden schließen für die vierzig Minuten einer Beethoven-Sinfonie. Danach mögen sie sich wieder hassen, nicht währenddessen. Dieser Reflex ist das Ethische. (Die Zeit 11.6.2009, o.S.)

Syntaktische Eigenschaften und Subklassen

Im Handbuch der deutschen Konnektoren werden Konnektoren auf der Basis ihrer Stellungsmöglichkeiten in die zwei Grobklassen integrierbare und nicht-integrierbare Konnektoren eingeteilt.

  • Integrierbare Konnektoren sind solche, die in einen Satz als Konstituente topologisch und syntaktisch integriert werden können; sie gehören den Wortarten Adverb und Partikel an. Weitere Feinklassifikationen lassen sich nach ihren Stellungsmöglichkeiten vornehmen (Nullstelle, Nacherstposition, Mittelfeld, Nachfeld).
  • Nicht-integrierbare Konnektoren können nicht als selbständige Konstituenten eines ihrer Konnekte fungieren und sind auch topologisch nicht integrierbar; ihrer Wortart nach sind sie Konjunktoren und Subjunktoren. Weitere Feinklassifikationen lassen sich nach dem syntaktischen Format ihrer Konnekte vornehmen (Verbletztsatz, Verbzweitsatz).

Die so gewonnenen Klassen sind also primär Positionsklassen und nicht deckungsgleich mit der Subklassenbildung bei den Wortarten Adverb, Partikel und Junktor.

INTEGRIERBARE KONNEKTOREN
syntaktisch-topologische Subklasse
nach Pasch et al. 2003
Wortart
nach Zifonun et al. 1997
nicht positionsbeschränkte AdverbkonnektorenTeilmenge der Konnektivpartikelnallerdings, also, freilich, immerhin, insbesondere, jedoch, schließlich, unterdessen, wenigstens
nicht nacherstfähige AdverbkonnektorenTeilmenge der Präpositionaladverbienangesichts dessen, aufgrund dessen, außerdem, dabei, dagegen, darauf, darüberhinaus, darum, davor, demnach, demzufolge, deshalb, hiermit, ohnehin, seitdem, soweit, stattdessen
stark positionsbeschränkte AdverbkonnektorenTeilmenge der Konnektivpartikelnauch, beziehungsweise, da, dafür, dann, doch, ebenso, sonst, sowieso
nicht vorfeldfähige AdverbkonnektorenTeilmengen von Konnektivpartikeln, Abtönungspartikeln und Fokuspartikelndenn, eben, eh, einfach, etwa, halt, ja, nämlich, sogar
NICHT-INTEGRIERBARE KONNEKTOREN
syntaktische Subklasse
nach Pasch et al. 2003
Wortart
nach Zifonun et al. 1997
KonjunktorenKonjunktorendas heißt, ja, oder, sondern, sowie, und
SubjunktorenTeilmenge der Subjunktoren (nicht dass und ob) als wenn, angenommen dass, da, ehe, indem, obwohl, sooft, vorausgesetzt dass, während, weil, wenn
PostponiererTeilmenge der Subjunktoren: können nur zwischen den Konnekten stehen auf dass, als dass, sodass,weshalb, wohingegen, wobei
Verbweitzsatzeinbetternicht erfasstangenommen, gesetzt, gesetzt den Fall, unterstellt, vorausgesetzt

Semantische Eigenschaften und Subklassen

Konnektoren drücken eine spezifische zweistellige Bedeutungsrelation aus. Die Argumente ihrer relationalen Bedeutung sind Propositionen, also Entwürfe von Sachverhalten. Die Argumente werden typischerweise durch Satzstrukturen ausgedrückt, mitunter aber auch durch attributive Strukturen, die sich nicht in Sätze umwandeln lassen. Sollen sich weil er immer freundlich war und beliebt aufeinander beziehen, können sie nur so wie in (1) miteinander verbunden und nicht wie in (2) als Satz realisiert werden.

(1) Der - weil er immer so freundlich war - beliebte Kollege wurde fristlos entlassen.
(2) Der beliebte Kollege, *weil er immer so freundlich war, wurde fristlos entlassen.

Die durch Konnektoren zum Ausdruck gebrachten semantischen Relationen entsprechen teilweise den inhaltlich bestimmten semantischen Subklassen von Adverbien, sie liefern zum Beispiel kausale, adversative, restriktive, konzessive und finale Spezifikationen.

semantische Klasse
additiv auch, außerdem, ferner, sowie, sowohl als auch, und
adversativaber, allein, allerdings, dagegen, demgegenüber, während, wohingegen
exklusiv-disjunktiventweder oder
inklusiv-disjunktivbeziehungsweise, oder, und/ oder, oder auch
explikativdas heißt, nämlich, und zwar
finalauf dass, damit, dazu, wozu
inkrementivja, sogar
instrumentalanhand dessen, dabei, dadurch, hierdurch, hiermit, indem, somit, während, wobei, wofür, wozu
kausal da, denn, nämlich, weil
konsekutivalso, dadurch, daher, damit, dann, darum, demnach, demzufolge, deshalb, deswegen, folglich, hierdurch, hiermit, infolgedessen, insofern, insoweit, mithin, sodass, somit, weshalb
konzessivaber, dennoch, dessen ungeachtet, doch, gleichwohl, jedoch, nichtsdestotzotz, nichtsdestoweniger, obgleich, obwohl, trotzdem, ungeachtet dessen, zwar ... aber
konditionalangenommen dass, angenommen, falls, gegebenenfalls, gesetzt den Fall dass, sofern, sosehr, vorausgesetzt dass, vorausgesetzt, wenn, zumal wenn
komparativals ob, als wenn, dementsprechend, dergestalt dass, ebenfalls, ebenso, entsprechend, gleichfalls, so, somit wie wenn, wie
proportionalje ... desto, je nachdem, je ... umso
restriktivfreilich, insofern, insofern als, insoweit, insoweit als, jedenfalls, nur, nur dass, soviel, soweit, vorbehaltlich dessen, wofern, zwar,
negativ-restriktivaußer, denn, es sei denn
subtraktivohne dass
substitutivanstatt, anstatt dass, anstatt dessen, anstelle dessen, bevor, ehe, eher, sondern, statt, statt dass, stattdessen
temporalals, bevor, bis, bis dass, da, danach, dann, davor, dazwischen, derweil, ehe, gleichzeitig, indes, indessen, inzwischen, kaum dass, nachdem, seit, seitdem, sobald, solange, sooft, sowie, unterdessen, während, währenddessen, zugleich, zwischendurch

Literaturauswahl

Zifonun et al. 1997 ; Pasch et al. 2003; Blühdorn/​Breindl/​Waßner 2004; Breindl/​Waßner 2006; Dalmas 2008; Waßner 2008; Breindl 2009; Blühdorn 2010; Volodina 2010; Breindl/Volodina/Waßner 2014.

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Autor(en)
Eva Breindl
Bearbeiter
Elke Donalies
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