Idiosynkratische Junktoren

Eine Vielzahl von satzverknüfenden Junktoren lassen sich aufgrund sehr idiosynkratischer Syntaxeigenschaften keiner der drei Großklassen Konjunktoren, Subjunktoren und Adjunktoren zuordnen.

Entsprechend disparat ist auch die Behandlung solcher Einheiten in Grammatiken. So gibt es etwa im Übergangsbereich zwischen Konjunktoren und Subjunktoren die konditionalen Junktoren angenommen, vorausgesetzt, gesetzt den Fall. Sie betten Verbzweitsätze ein:

Der Honoratiorenparlamentarismus - angenommen, er könnte unter den heutigen Bedingungen einmal funktionieren - ist nämlich eine äußerst oligarchische Herrschaftsform, eine Demokratie ohne das Volk. (Die Zeit 19.04.85, 37)
Ob jung oder alt, im Wolfsburger Hochseilgarten können alle Besucher etwas erleben - vorausgesetzt, sie sind schwindelfrei. (Braunschweiger Zeitung 24.3.2010, o.S.)
Die mühseligen und beladenen Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel auf der Insel erhalten seit dieser Woche Bestätigung, gesetzt den Fall, dass das ersehnte Verkehrsmittel zuletzt doch noch erscheint. (St. Galler Tagblatt 8.1.2009, 6)

Ebenfalls Einzelgänger und zudem untereinander heterogen sind die Junktoren denn, außer, geschweige (denn), ob + Verbzweitsatz, sei es, es sei denn, je + Komparativ:

Mit Harald Weinrich ehrt Rheinland Pfalz einen Wissenschaftler, wie er nicht mehr allzu oft an deutschen Universitäten anzutreffen ist. Einen Kulturwissenschaftler - denn dies zumindest ist er -, der noch einer Ordinarien-Tradition der ersten Nachkriegsjahre vor den 68ern im besten Sinne des Wortes treu geblieben ist: als universell gebildeter Humanist. (Die Rheinpfalz 20.1.1998, o.S.)
Schlimmster Zungenfrevel scheint das Wort Hexe oder Giftmischerin gewesen zu sein, es sei denn, die Verdächtige konnte tatsächlich obskurer Gewohnheiten überführt werden, was durch ausdauernde Folter schon möglich war. (Rudolf 1964, 128)
Bis heute ist es nicht gelungen, die atemberaubende biologische Vielfalt auch nur annähernd zu erfassen, geschweige denn, ihre Urkraft zu entschlüsseln. (Die Zeit 3.6.2010, o.S.)
Auch die Christkonservativen verlieren an Zustimmung, je häufiger sie sich zur Wahl stellen, und das sogar im schönen Bayern. (Die Zeit 8.10.2009, o.S.)

Zusätzliche Literatur in Auswahl

Pasch 1997; Pasch 2000; Wegener 2002.


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Autor(en)
Eva Breindl
Bearbeiter
Elke Donalies
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