Phrase

Jede Phrase kann akzentuiert sein, sei es, dass sie eine eigene Akzentdomäne bildet oder den Exponenten einer umfassenderen Domäne konstituiert.

Wir können im folgenden davon absehen, ob die Phrase etwa als Komplement, Supplement, Attribut oder nicht-finite kommunikative Minimaleinheit fungiert. Uns geht es hier nur um die Frage, welcher Phrasenteil als Phrasenexponent den Akzent erhält.

Trivial ist die Wahl des Phrasenexponenten, wenn die Phrase nur aus einer Wortform besteht, deren Wortakzent dann mit dem Gewichtungsakzent zusammenfällt.

ExponentKontextBeispiele
attributives Adverb selbstPerson-Deixis<Ich selbst> hab ja das Kriegsende in Bayern also in München erlebt.
(Sperlbaum, Proben deutscher Umgangssprache, 133)
letztes AdverbAdverb<Da oben> habe ich ihn dann getroffen.
AdjektivArtikelA: Was haben die denn dann für ne Nationalität eigentlich?
B: Deutsche Nationalität.
A: Könnten die theoretisch dann auch <die türkische> haben?
NomenPräpositionA : Wo wohnen Sie jetzt?
B: < In Schwetzingen> .
NomenAdjektiv
Artikel
Gradpartikel
A: Wie lang hat er gesessen?
B: <Fast ein halbes Jahr>.
Nomen.

Letztes Nomen
Zahladjektiv, Präposition

Adjektiv, Artikel, Nomen, Präposition (übergeordnete Präpositionalphrase)
(...) dass du rechnest . <gegen fünftausend Mark> <für Herstellung eines äh ablieferungsfertigen Manuskripts>.
(Schröder, Beratungsgespräche, 154)

Folgendes ergibt sich für Phrasen als Hervorhebungsdomäne:

Das letzte Nomen, das heißt das letzte Substantiv, nominalisierte Adjektiv oder nominalisierte Verb in einer Phrase erhält einen kompositionalen Akzent. Ist kein Nomen vorhanden, dann erhält ihn die letzte Anapher oder Person-/Objektdeixis oder das letzte Adverb.

Als Hierarchie formuliert:

letztes Nomen>letzte Anapher oder Person-/ Objektdeixis >letztes Adverb einer Phrase

Ausgenommen sind Phrasenteile, die prinzipiell eine eigene Akzentdomäne bilden, also etwa Relativsätze oder Appositionen.

Ferner ist zu beachten, dass gewisse Adverbien und Determinative wie allein, selbst, alle, die dem Kopf nachgestellt werden können oder müssen, in dieser Stellung immer akzentuiert erscheinen. Dies muss keine kompositionale Akzentuierung anzeigen.

Hanna allein, der Chef selbst, wir alle.

Die beschriebene Regularität bedarf wiederum der Erklärung durch übergreifende Prinzipien. Es ist ja nicht so, dass einfach das letzte Element einer Phrase betont würde. Wir stellen fest:

  • Es handelt sich immer um Köpfe, seien die zugehörigen Phrasen nun ausgebaut oder nicht. Köpfe bilden das funktionale und strukturelle Zentrum ihrer Phrase.
  • Wenn eine Phrase durch weitere Phrasen ausgebaut ist, erhält der Kopf der letzten peripheren Phrase den Akzent, so dass die Integration in die Gesamtgruppe bzw. die Extension der Akzentdomäne verdeutlicht wird. In Nominalphrasen werden ja schwere attributive Phrasen rechts vom Kopf angelagert.
  • Die Wortstellung kommt ins Spiel, insofern die letzte eingebettete Phrase hervorgehoben wird.

Für komplexe Phrasen gilt das Prinzip der Letztakzentuierung:

Umfasst die Akzentdomäne eine Phrase, die selbst aus zwei oder mehr Phrasen besteht, so wird der Exponent aus der letzten Phrase gewählt.
Dann erfolgte <die Verlesung des Urteils.>
Dann hilft nur noch <der Glaube an Gott.>

Dieses Prinzip gilt auch für Koordinationen: Ein kompositionaler Akzent fällt auf das letzte Konjunkt. Werden andere Konjunkte in gleicher Weise akzentuiert, so fallen sie aus der Akzentdomäne heraus, werden also funktional getrennt hervorgehoben.

AkzentuierungAkzentdomäne(n)
X Y Konjunktor Z UX <Y Z> U oder X Y <Z> U
X Y Konjunktor Z UX <Y> <Z> U
Eigentlich bin ich ja <nur eine Hausfrau und Mutter> .
(Sperlbaum, Proben deutscher Umgangssprache, 81)
A: Was bekommen Sie als Unterstützung?
B: <Arbeitslosenhilfe> und <Krankengeld> .

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Autor(en)
Klaus Vorderwülbecke
Bearbeiter
Elke Donalies
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