Idiosynkratische Junktoren

Typisch für die Klasse der Junktoren im Deutschen ist, dass es eine Vielzahl von Einheiten mit Junktor-Funktion gibt, die sich aber aufgrund sehr idiosynkratischer syntaktischer Eigenschaften keiner der drei Großklassen Konjunktoren, Subjunktoren und Adjunktoren zuordnen lassen. Sie sind nicht regelhaft beschreibbar. So gibt es etwa im Übergangsbereich zwischen Konjunktoren und Subjunktoren die konditionalen Junktoren angenommen, vorausgesetzt, gesetzt den Fall, die Verbzweitsätze einbetten. Vergleichbar "einzelgängerisch" und auch untereinander kaum Gemeinsamkeiten aufweisend sind z. B. die Junktoren denn, außer, geschweige (denn), ob + Verbzweitsatz, sei es, es sei denn oder je + Komparativ. Entsprechend disparat ist auch die Behandlung dieser Einheiten in Grammatiken.

Auch im Ungarischen gibt es ähnliche "Einzelgänger". Es geht um Ausdrücke, die primär keine Junktoren sind, aber eine Verbindungsfunktion übernehmen und sich dadurch schrittweise zu Junktoren entwickeln: feltéve, hogy; ezen kívül; nem is szólva; hacsak nem usw. Sie werden in gängigen ungarischen Grammatiken nicht zu den Junktoren gerechnet, sondern werden höchstens als Übergangsfälle am Rande erwähnt.

Bestand und Beispiele

denn, außer, es sei denn, als, dergestalt dass, geschweige, je + Komparativ, kaum, ob, sei es

Verbzweitsatzeinbetter: angenommen, gesetzt (den Fall), vorausgesetzt, für den Fall

Der Honoratiorenparlamentarismus - angenommen, er könnte unter den heutigen Bedingungen einmal funktionieren - ist nämlich eine äußerst oligarchische Herrschaftsform, eine "Demokratie ohne das Volk" (Duverger).
[DIE ZEIT 19.04.85, S. 37.]

Mit Harald Weinrich ehrt Rheinland Pfalz einen Wissenschaftler, wie er nicht mehr allzu oft an deutschen Universitäten anzutreffen ist. Einen Kulturwissenschaftler - denn dies zumindest ist er -, der noch einer Ordinarien-Tradition der ersten Nachkriegsjahre vor den 68ern im besten Sinne des Wortes treu geblieben ist: als universell gebildeter Humanist.
[Die Rheinpfalz 20.1.1998, o.S.]

Schlimmster Zungenfrevel scheint das Wort Hexe oder Giftmischerin gewesen zu sein, es sei denn, die Verdächtige konnte tatsächlich obskurer Gewohnheiten überführt werden, was durch ausdauernde Folter schon möglich war.
[Pörtner 1964, 128]

Die strikte Trennung der Geschlechter macht voreheliche Begegnung, geschweige denn Beziehung, tabu. Die Frau wird völlig unerreichbar.
[taz, 17.9.1996, S. 14.]

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