Vorfeldbesetzung durch Komplemente
Die Struktur des deutschen Vorfeldes ist in erster Linie grammatisch bestimmt, was sich darin manifestiert, dass für die Vorfeldbesetzung bestimmte grammatische Einschränkungen vorhanden sind. Der ungarische Satzanfang ist grammatisch nicht bestimmt, die für das deutsche Vorfeld geltenden Einschränkungen sind im Ungarischen nicht vorhanden.
Im Deutschen können Vertreter aller Komplementklassen im Vorfeld erscheinen. In ca.50% der Aussagesätze steht das
Subjektkomplement im Vorfeld (Hoberg 1981). Stehen
andere Komplemente im Vorfeld, hängt es von der Mitteilungsabsicht des Sprechers/Schreibers ab. Es
kann sich um andere individuelle oder textsortenspezifische stilistische Gründe handeln.
Im Normalfall ist im Vorfeld nur eine Stellungseinheit vorhanden, die durch ein
Komplement oder Supplement besetzt ist. In markierten Fällen können auch mehrere Komplemente oder
Supplemente im Vorfeld auftreten.
Obwohl alle Komplementklassen im Vorfeld stehen können,
gibt es auch Ausdruckseinheiten von Komplementklassen, die nur eingeschränkt vorfeldfähig sind, z.
B. die Pronomina es, man, sich.
Komplementklassen im Vorfeld
Im Vorfeld können Vertreter aller Klassen von Komplementen stehen: Kasuskomplemente (Subjektkomplement (1), Akkusativkomplement (2), Dativkomplement (3), Genitivkomplement (4)) , Präpositivkomplemente (5), adverbiale Komplemente (6), Prädikativkomplemente (7) und Verbativkomplemente (8):
Auch im Ungarischen können Vertreter aller Komplementklassen in der ersten Satzhälfte vor der mit dem Satzakzent versehenen Fokusphrase stehen. Die folgenden deutschen Beispiele und ihre ungarischen Übersetzungen zeigen, dass die Vorfeldbesetzung im Deutschen bzw. die Besetzung der ersten Satzhälfte im Ungarischen mit Vertretern aller Komplementklassen möglich ist. In den ungarischen Übersetzungen wird die mit dem Satzakzent versehene Fokusphrase, also die rechte Grenze der ersten Satzhälfte zur besseren Überschaubarkeit jeweils rot markiert.
[Süddeutsche Zeitung, 15.02.2010]
Az amerikai pénzügyi ágazat segített Grörögországnak, hogy adósságproblémáit éveken keresztül titkolja.
(2) Den letzten Anstoß für das Nein der Sozialdemokraten zum B-Plan gab ein Hinweis der Planerin.
[Braunschweiger Zeitung, 31.12.2009]
A szociáldemokratáknak a B-tervre mondott "nem"-éhez az utolsó lökést a tervező egyik utalása adta.
(3) [...] die Geschichten von japanischen Kühen aus Kobe [...]. Denen sagte man nach, sie würden von Mönchen oder Geishas massiert, bekämen Sake und Bier zu trinken und dürften Mozart oder Koto hören.
[Süddeutsche Zeitung, 15.02.2010]
[...] a Kobéból származó japán tehenek története [...] Róluk azt mondták, hogy szerzetesek vagy gésák masszírozzák őket, rizsbort és sört kapnak inni, és Mozartot vagy Kotot hallgathatnak.
(4) Des Risikos dort war sie sich wohl bewusst.
[die tageszeitung, 10.02.2005]
Az ottani kockázattal tisztában volt feltehetőleg.
(5) Auf den jetzt erwarteten Zwischenbericht der Anwältin soll später noch ein weiteres, ein abschließendes Dokument folgen.
[Süddeutsche Zeitung, 16.02.2010]
Az ügyvédnő most esedékes időközi jelentése után következnie kell később még egy további, záró dokumentumnak.
(6) In "Chinatown" rund um die Via sarpi leben etwa 20 000 Chinesen, die Hälfte davon ist illegal hier.
[Süddeutsche Zeitung, 17.02.2010]
"Chinatown"-ban, a Via sarpi körül mintegy 20000 kínai él, a fele közülük illegálisan van itt.
(7) Zentral sei der vierte Punkt: der Wiederaufbau.
[Süddeutsche Zeitung, 15.02.2010]
Központi jelentőségű a negyedik pont: az újjáépítés.
(8) Zu wirken begann sie als Verlegerin in Berlin, in einem kleinen, aber zielbewußten, zumal für skandinavische Literatur sich engagierenden Unternehmen, dem Gemini-Verlag.
[Frankfurter Allgemeine, 16.11.2005]
Alkotni Berlinben kezdett szerkesztőként, egy kicsi, de céltudatos, elsősorban a skandináv irodalomra összpontosító cégnél, a Gemini-Verlag-nál.
Mehrere Komplemente im Vorfeld
Selten treten auch im Deutschen zwei oder gar drei Komplemente ins Vorfeld. Diese Formen müssen als markiert angesehen werden und sind in sehr hohem Maße an die jeweilige Situation gebunden:
Im Ungarischen können in der ersten Satzhälfte grammatisch uneingeschränkt viele Stellungseinheiten stehen. Ungarische Sätze, in denen vor der Fokusphrase mehrere Komplemente vorkommen, gelten im Ungarischen als unmarkiert und nicht als situationsgebunden.
(1) Dem Ereignis (Kdat) die
Ehre (Kakk) gab auch die Politik aus Mainz, vertreten durch den Chef
der Landtagsfraktion der SPD, MdL Jochen Hartloff.
[Die Rheinpfalz,
20.08.2007]
Az eseménynek(Kdat) a
tiszteletet(Kakk) a manzi politika
is megadta, amelyet a tartományi parlament SPD-frakciójának főnöke, MdL Jochen
Hartloff képviselt.
Außerdem kann als dritte Stellungseinheit im deutschen Vorfeld die infinite Verbform des Verbalkomplexes hinzutreten. Die gleiche Konstruktion ist auch im Ungarischen möglich, in beiden Sprachen gilt sie aber als markiert und situationsgebunden:
(2) Ihm (Kdat) den Titel (Kakk) streitig machen wollen Dreifach-Sieger Peter Reid (Kanada), der Däne Torbjorn Sindballe, Faris al Sultan (München) und die laufstarken Ludger Beke (Belgien), Cameron Brown (Neuseeland) und Simon Lessing (GBR). [Mannheimer Morgen, 15. 10. 2005.]
A címet kérdésessé tenni a számára, ezt akarják a háromszoros győztes Peter Reid (Kanada), a dán Torbjorn Sindballe, Faris als Sultan (München), valamint a futásban erős Ludger beke (Belgium), Cameron Brown (Új Zéland) és Simon Lessing (Nagy-Britannia).
es, man, sich
Pronomina sind prinzipiell mögliche und häufige Vorfeldeinheiten, nur bei es, man und sich gibt es bestimmte Beschränkungen.
Ähnliche Beschränkungen liegen im Ungarischen nicht vor. Im Ungarischen können grundsätzlich alle Pronomina am Satzanfang bzw. in der ersten Satzhälfte stehen. Dieser Unterschied ist ein weiterer Beweis dafür, dass während das deutsche Vorfeld ein grundsätzlich grammatisch-strukturell bestimmtes Wortstellungsfeld ist, die erste Satzhälfte des ungarischen Satzes einen pragmatisch-funktionell bestimmten Satzteil darstellt.
es
Das anaphorische Personalpronomen es kann nur als Subjekt (1), aber nicht als Akkusativkomplement (2) im Vorfeld stehen:
[Rhein-Zeitung, 29.12.2008]
Részletes információkat tartalmaz a teljes program. Ezelérhető egyházközségekben, bankokban és üzletekben Linzben és környékén, valamint az FBS-irodákban.
[Niederösterreichische Nachrichten, 28.05.2007]
Ismeretlen tettesek eltulajdonítottak egy 44 éves válallkozótól a Bimbo-Binder-sétányon 575 euró készpénzt. Ő egy mappában tartotta ezt a teherautója első ülésén.
→*Es hatte er in einer Mappe deponiert, die auf dem Beifahrersitz seines Lieferwagens lag.
Im Ungarischen ist diese Stellung durchaus möglich:
Ezt ő egy mappában tartotta a teherautója első ülésén.
Auch das sogenannte fixe es, das als semantisch leeres formales Subjekt (3) oder als semantisch leeres formales Akkusativkomplement (4) bei bestimmten Verben auftreten kann, kann im Vorfeld ebenfalls nur im Nominativ stehen:
Formales Subjekt und formales Akkusativkomplement sind im Ungarischen nicht vorhanden.
[Die Rheinpfalz, 09.07.2009]
[Die Südostschweiz, 06.03.2006]
→ *Es hätten Frösche gut gehabt mit ihren Schwimmhäuten zwischen den Zehen.
Das expletive/Platzhalter-es stellt gegenüber dem anaphorischen Personalpronomen und dem fixen es einen Sonderfall dar: Als eine reine Stellungseinheit ohne syntaktische (Komplement- oder Supplement-) Funktion füllt es nur die in einer V-2-Struktur vorgesehene Vorfeldposition, damit andere Einheiten in eine für die Informationsgewichtung angemessenere Position gestellt werden können:
Da im Ungarischen die erste Satzhälfte auch ohne weiteres leer bleiben kann (der Satz – auch der Aussagesatz – kann mit der fokussierten Phrase oder mit dem finiten Verb anfangen), wären expletive Pronomina überflüssig. Diese Funktion der Pronomina liegt im Ungarischen auch nicht vor.
[die tageszeitung, 31.08.1988]
man
Ein dem anaphorischen es vergleichbares Verhalten zeigt auch das generalisierende Personalpronomen man. Als Subjekt kann man das Vorfeld besetzen (11), die Suppletivformen im Dativ (einem) (12) und Akkusativ (einen) (13) können aber nicht in das Vorfeld gerückt werden:
Im Ungarischen gibt es zwar kein mit dem deutschen man äquivalentes generalisierendes Pronomen, verschiedene Indefinitpronomina sowie andere Ausdrücke können aber eine generalisierende Funktion ausüben (vgl. die Einheit Das generalisiernde Personalpronomen man). Für diese Ausdrücke gibt es in der Wortstellung des ungarischen Satzes keine Einschränkungen, wie es in den folgenden ungarischen Übersetzungen auch sichtbar ist:
[Nürnberger Zeitung, 06.03.2007]
Az ember / senki nem tehet gyermekeinknek nagyobb szívességet, mint ha megtanítja nekik az olyan értékeket, mint az elfogadás, a szorgalom és a tolerancia.
[Hannoversche Allgemeine, 08.07.2008]
Végülis a környezetvédelem szórakoztat is: "Nem kell az embernek a világ terhét mindig a vállán hordania."
→*Einem muss nicht immer die Last der Welt auf den Schultern liegen.
Im Ungarischen ist diese Stellung durchaus möglich:
Az embernek nem kell a világ terhét mindig a vállán hordania.
[Vorarlberger Nachrichten, 21.12.2000]
Nem érzem magam egészen jól a bőrömben, mert nem tudom, hova tartozom. Ez igencsak idegessé teheti az embert.
→ *Einen kann das ganz schön nervös machen.
Im Ungarischen ist diese Stellung durchaus möglich:
Ez az embert / Az embert ez igencsak idegessé teheti.
sich
Das Reflexivum sich und die entsprechenden Formen der Persondeixis (mir, mich usw.) können nur als Komplement und meist mit Kontrastakzent im Vorfeld stehen:
[Berliner Zeitung, 09.09.2005]
(15) "Aber wir müssen nichts bedauern, denn wir haben nie Scheiße gemacht. Jedenfalls nicht für das Publikum. Uns haben wir ziemlich viel angetan, aber nie anderen."
[die tageszeitung, 25.01.1992]
Das lexikalische sich ist als obligatorischer Teil des Verbs (sich schämen, sich bedanken) immer unbetont und nicht vorfeldfähig:
(16) *Dich solltest du gut verhalten.
Das ungarische Reflexivpronomen maga kann in allen Wortstellungspositionen stehen. Das lexikalische sich hat im Ungarischen kein Äquivalent:
(16) Viselkedj rendesen.
Es, man, sich verhalten sich also in Bezug auf die Vorfeldstellung sehr ähnlich. Das hängt damit zusammen, dass sie, anders als die anderen Pronomina, keine Phrasen bilden können. Nur die Pronomina, die Kopf einer Phrase sein können, sind in allen Kasus vorfeldfähig. Im Ungarischen ist die Wortstellung der Pronomina grammatisch nicht auf die gleiche Weise beschränkt. Die als ungarische Äquivalente geltenden Ausdrücke können meistens grammatisch uneingeschränkt in allen Wortstellungspositionen stehen.