Gebundenes Personalpronomen: das Reflexiv-Pronomen
ung. visszaható névmás
Reflexiv-Pronomen im Überblick
andere Bezeichnungen und Zuordnungen
Reflexivum, rückbezügliches Fürwort.
Traditionell wird das
Reflexiv-Pronomen in einem Paradigma mit drei Personen und zwei Numeri, evtl. noch differenziert
nach den Kasus Akkusativ, Genitiv und Dativ, angeführt.
Wir dagegen gehen davon aus, dass
die Sprecher- und Hörer-Pronomina so eindeutig verweisen,
dass für sie spezielle Reflexivformen nicht nötig und auch nicht vorhanden sind. Somit haben die
Sprecher- und Hörer-Pronomina mich, mir, dich, dir, uns, euch auch eine
reflexive Lesart/Bedeutung.
Beispiele
Hans und Maria freuen sich auf die
Grammatik-Klausur.
Sie denkt sich wieder nichts
dabei.
Fritz verneigt sich vor dem Bundeskanzler.
Maria schämt sich wegen deines Verhaltens.
Allgemeine Charakteristika des Reflexivspronomens im Ungarischen
Das ungarische Reflexiv-Pronomen maga ist formal unabhängig von den Kommunikanten-Pronomina. Es verfügt hinsichtlich Numerus, Person und Kasus über ein vollständiges Paradigma und bezeichnet die Person oder den Gegenstand, worauf sich die Handlung rückbezieht (vgl. Keszler/Lengyel (2008: 63)).
Beispiele:
Péter látja magát a tükörben. Peter sieht sich im Spiegel. |
Ezt magadnak csináltad. Das hast du für dich selbst gemacht. |
Neben dem Reflexiv-Pronomen kann das Ungarische Reflexivität auch morphologisch, d. h. durch reflexive Verbalendungen ausdrücken (s. ausführlicher weiter unten).
morphologische Eigenschaften
Das Reflexivum sich hat eine identische Form für alle drei Genera, die Kasus Dativ und Akkusativ und die Numeri Singular und Plural.
Die folgende Tabelle zeigt die Nominativformen des Reflexiv-Pronomens in den zwei Numeri und drei Personen (vgl. Forgács (2007: 206)):
Singular | Plural | |
1. Person | magam (mich) | magunk (uns) |
2. Person | magad (dich) | magatok (euch) |
3. Person | maga (sich) | maguk (sich) |
Das Reflexiv-Pronomen kann alle Kasusendungen des Nomens erhalten, dabei werden die Kasussuffixe nach der Personalendung (rot in der Tabelle) angehängt z. B. magatoknak (euch selbst). Weitere Informationen zu den morphologischen Eigenschaften s. in Flexion der Pronomina.
syntaktische Eigenschaften
Das Reflexiv-Pronomen bezieht sich in den meisten Fällen auf das Subjekt (es ist referenzidentisch mit dem Subjekt), seltener auf ein Akkusativkomplement oder ein Dativkomplement.
Hans betrachtet sich im Spiegel.
Maria ließ Hans mit sich und seinen Zweifeln allein.
Sie warnt ihn vor sich/sich. (Bezug auf Akkusativkomplement oder das Subjekt)
Du empfiehlst ihm sich.
Bei bestimmten Verben muss das Akkusativkomplement oder das Dativkomplement obligatorisch mit einem Reflexiv-Pronomen oder einem Sprecher- oder Hörerpronomen gefüllt sein. Die reflexive Lesart der Sprecher- und Hörer-Pronomina ist bei diesen obligatorisch reflexiven Verben offensichtlich. Das Reflexiv-Pronomen bzw. das Sprecher- und Hörer-Pronomen ist dann lexikalisch gefordert, es ist Bestandteil des Lexems:
Fritz verneigt
sich. Das merkt sie sich! | Reflexiv-Pronomen |
Wir schämen
uns. Ihr weigert euch? | reflexive Lesart des Sprecher- und Hörer-Pronomens |
Ohne das Reflexivpronomen bzw. das Sprecher- und Hörer-Pronomen ist der Ausdruck mit obligatorisch reflexiven Verben nicht verstehbar oder bekommt eine andere Bedeutung:
*Fritz verneigt.
andere Bedeutung: Das
merke ich!
*Wir schämen.
*Ihr
weigert?
Das Reflexivpronomen bzw. das Sprecher- und Hörer-Pronomen kann bei diesen Verben auch nicht durch ein anderes Personalpronomen ersetzt werden:
*Fritz verneigt uns.
*Das merke ich
dir!
*Wir schämen euch.
*Ihr weigert
uns?
Im Gegensatz zum Deutschen kann Reflexivität im Ungarischen auch mit reflexiven Suffixen des Verbs ausgedrückt werden. Diese Form wird im Ungarischen selbst bei echten reflexiven Verben gegenüber dem Pronomen bevorzugt. In diesem Sinne ist der Gebrauch des Reflexiv-Pronomens im Ungarischen beschränkter als im Deutschen (vgl. Forgács (2007: 206)).
1. Péter borotválkozik. / 2. Péter borotválja magát. | Peter rasiert sich. |
semantische und funktionale Eigenschaften
Das Reflexiv-Pronomen ermöglicht eine besondere Form der thematischen (anaphorischen)
Fortführung eines bereits eingeführten Gegenstands.
Bei bestimmten Verben kann das
Reflexiv-Pronomen auch reziprok interpretiert werden: Paul und Paula / die beiden küssen
sich. Dann ist der Bezugsausdruck eine koordinierte (Paul und Paula)
oder eine pluralische (die beiden) Nominalphrase, der ein symmetrisches Prädikat zu Grunde liegt.
reziprok und nicht reziprok interpretierbar | nicht reziprok interpretierbar | |
Paul und Paula | küssten sich liebten sich schlugen sich | verneigten sich schämten sich freuten sich |
Wie im Deutschen ermöglicht das Reflexivpronomen auch im Ungarischen die anaphorische Fortführung von bereits erwähnten Gegenständen. Als Unterschied zum Deutschen gilt, dass Reflexiv-Pronomina über keine reziproke Lesart verfügen. Diese Funktion wird vom Reziprokpronomen egymás (sich, einander) ausgedrückt, das ebenfalls alle Kasusendungen des Nomens bzw. Postpositionen erhalten kann (vgl. Forgács (2007: 208)).
Gyakran veszekedtek egymással. Sie haben sich oft gestritten. |