Demonstrativ-Pronomen

ung. mutato nevmas

Demonstrativ-Pronomen im Uberblick

Mit den Demonstrativ-Pronomina der, dieser, jener, derjenige, (ein) solcher, derselbe, ebendieser und betontem er wird deiktisch auf Gegenstande, Personen und Sachverhalte verwiesen, die sich im Wahrnehmungsfeld der Sprecher und Horer befinden. Sie werden bei der Textproduktion fur die thematische Wiederauf- und Fortfuhrung gebraucht. Sie flektieren nach Kasus und Numerus, im Singular auch nach Genus. Das Demonstrativ-Pronomen der wird daruber hinaus auch systematisch als Relativ-Element verwendet.

andere Bezeichnungen

hinweisendes Furwort

Beispiele

Kennst du den?

Frank fiel, auf den Tag, als sich Lassalles Tod zum funfzigsten Male jahrt, wie jener im vierzigsten Lebensjahr. Jener aber war aus der Gro?stadt gekommen, aus einem gepflegten "Bourgeois" -Milieu, dieser aus dem Schwarzwalddorf . [Heuss 1964, 41]

Wenn einer seiner Schuler eine seiner chemischen Entdeckungen industriell verwerten wollte, schenkte er sie ihm. Wenn jener Millionen damit verdient hatte, hatte er bei seinem Meister damit nichts anderes erreicht, als da? dieser ihn nicht mehr zur Elite der Forscher rechnete und ihn seiner Millionen wegen ein wenig verachtete .
[Bamm 1956, 11]

Aber Sie waren, wie Wehner, immerhin mal jemand, ja, einer, der korperlich kapieren mu?te, da? Klassenkampf keine Neurose ist und da? derselbe keine Stunde Null geschweige damit verbundenen Unfug kennt. [die tageszeitung, 30.5.1988, S. 12.]

Knackpunkt sei jedoch, da? kein Zusammenhang zwischen dem todlichen 60prozentigen Heroin vom Wochenende und dem gefundenen Heroin bei dem 18jahrigen Dealer herzustellen sei. Wer aber einen Haftbefehl will, der musse ebendieses beweisen - ein fast aussichtsloses Unterfangen. [die tageszeitung, 25.1.1997, S. 25.]

Demonstrativ-Pronomina im Ungarischen

Ahnlich wie im Deutschen haben Demonstrativ-Pronomina im Ungarischen (ez, az, emez, amaz, ugyanez, ugyanaz etc.) auch zwei Hauptfunktionen: Erstens verweisen sie deiktisch auf Personen, Gegenstande und Sachverhalte im Wahrnehmungsraum des Sprechers und Horers. Zweitens dienen sie in der Textproduktion als Elemente der thematischen Fortfuhrung und Wiederaufnahme. In dieser Funktion konnen Demonstrativ-Pronomina im Ungarischen auch als Korrelate fungieren und so die Verbindung zwischen Hauptsatz und Nebensatz herstellen.

Megtettem azt, amit kivantal.
Ich habe das getan, was du gewunscht hast.
(Keszler/Lengyel (2008: 64))

Demonstrativ-Pronomina treten auch im Ungarischen paarweise (z. B. ez/az, emez/amaz, ugyanez/ugyanaz) auf, wobei die erste Variante auf Nahe, die zweite auf Distanz verweist. Sie werden nach Kasus und Numerus flektiert bzw. konnen die Postpositionen des Nomens erhalten.

Die Demonstrativ-Pronomina des Ungarischen konnen auch in pranominaler Position stehen, dabei treten sie gemeinsam mit dem bestimmten Artikel auf und haben eine dem deutschen Demonstrativ-Artikel ahnliche Funktion (s. Demonstrativ-Artikel). Wie die Beispiele zeigen, kann der bestimmte Artikel u.U. wegbleiben.

ezta hazat
dieses Haus (Akk.)
ez ido alatt
wahrend dieser Zeit
Ilyen oltonyt keresek.
Einen solchen Anzug suche ich.
(Forgacs (2007: 209f.))

morphologische Eigenschaften

Demonstrativ-Pronomina flektieren nach Kasus und Numerus, im Singular sind sie auch nach dem Genus differenziert. Die Formen des Demonstrativ-Pronomens der und die Flexionsendungen der ubrigen Demonstrativ-Pronomina sind bis auf den Genitiv und den Dativ Plural mit denen des gleichlautenden definiten Artikels identisch. Der jeweilige definite Artikel erscheint in der Tabelle als erste Form in den Klammern.

MASKULIN NEUTRUM FEMININPLURAL
NOMINATIV(der Mann)
dieser
(das Kind)
dieses
(die Frau)
diese
(die Leute)
diese
AKKUSATIV(den Mann)
diesen
(das Kind)
dieses
(die Frau)
diese
(die Leute)
diese
DATIV(dem Mann)
diesem
(dem Kind)
diesem
(der Frau)
dieser
(den Leuten)
diesen
GENITIV(des Mannes)
dieses
(des Kinds)
dieses
(der Frau)
dieser
(der Leute)
dieser

Die Demonstrativ-Pronomina werden hinsichtlich des Numerus und Kasus markiert. Bei der Kasusmarkierung erhalten sie die Kasussuffixe des Nomens (vgl. Forgacs (2007: 208f)).

Ezt mar olvastam.
Den habe ich schon gelesen.
Ugyanezeket en is lattam.
Diese habe ich auch gesehen.

Bei der Kasussuffigierung gibt es eine Assimilation des auslautenden Konsonanten des Pronomens zum anlautenden Konsonanten des Suffixes:

ez/az + -vel/-val(Instrumentalis) ? ezzel/azzal oder evvel/avval

ez/az + -ben/-ban(Lokativ) ? ebben/abban

ez/az + -nek/-nak(Dativ) ? ennek/annak

syntaktische Eigenschaften

Demonstrativ-Pronomina konnen Pronominalphrasen bilden:

mit attributiven Prapositionalphrasen: die im Dunkeln

mit Relativsatzen: der, den ich euch nennen werde

mit Adverbien: derjenige hier, diejenige da

Manche Demonstrativ-Pronomina konnen mit Quantifikativ-Pronomina und mit Indefinit-Pronomina kombiniert werden: dies alles, all dies(es), dieser eine, die eine (vgl. syntaktische Struktur der Pronominalphrase). Das jeweils vorausgehende Element hat dann (determinierende) Artikel-Funktion.

In der Funktion der thematischen Fortfuhrung korrespondieren Demonstrativ-Pronomina mit einem Vorgangerausdruck in Genus und Numerus. Der Kasus wird von au?en zugewiesen.

Wer ist diese Frau? Hast du die hier schon mal gesehen?

Die Demonstrativ-Pronomina des Ungarischen konnen ebenfalls als Kopf einer Pronominalphrase fungieren. Dabei konnen sie die folgenden Elemente regieren:

  1. Substantiv mit Kasusendung (im Ungarischen gibt es keine Prapositionalphrasen):
    ezek a sotetben
    diese im Dunkeln
  2. Adverbien:
    az itt
    jenes hier
  3. Relativsatz:
    azok, akiket megvalasztottak
    die, die gewahlt wurden

Bei der thematischen Fortfuhrung korrespondieren Demonstrativ-Pronomina des Ungarischen mit einem Vorgangerausdruck in Numerus und sie konnen auch das Kasussuffix des Vorgangerausdrucks erhalten.

Kik ezek az alakok? Lattad mar ezeket?
Wer sind diese Typen? Hast du die schon gesehen?
Melyik hazban laknak a szuleid? Ebben.
In welchem Haus wohnen deine Eltern? In diesem.

semantische und funktionale Eigenschaften

Demonstrativ-Pronomina dienen im Rahmen der Textdeixis der thematischen Fortfuhrung. Bei der Textproduktion tragen sie zur Kohasion (syntaktische Verknupfung) und zur Koharenz (logisch-semantische Verflechtung) bei. Mit ihnen kann z. B. auf ganze Phrasen (syntaktisch) Bezug genommen (1) und auf komplexe Sachverhalte (semantisch) mit einfachen Mitteln ruckverwiesen werden (2). Sie konnen aber auch rein "demonstrativ" verwendet werden, um auf Personen, Gegenstande und Sachverhalte zu verweisen, die sich im Wahrnehmungsfeld befinden (3).

(1) Es gibt eine herkommliche Meinung uber Politik. Die habe ich aber nicht gemeint.
(2) Politik dient eher den Interessen einzelner Politiker als dem Gemeinwohl. Dass er dies akzeptieren musste, fiel ihm schwer.
(3) Jene dort gehoren zur Opposition.

Demonstrativ-Pronomina haben im Ungarischen ebenfalls deiktische und thematische Funktion. Im Gegensatz zum Deutschen sind Demonstrativ-Pronomina des Ungarischen nach Genus nicht markiert. So ist ihr Beitrag zur Kohasion beschrankter als im Deutschen. Der Verweis funktioniert sowohl bei Phrasen als auch bei komplexen Sachverhalten semantisch.

(1) Letezik egy altalanos velemeny a politikarol. De en nem erre gondoltam.
(2) A politika inkabb az egyes politikusok erdekeit szolgalja semmint a kozjot. Hogy ezt el kellett fogadja, nehezere esett.

Daruber hinaus wirken einige Demonstrativ-Pronomina des Ungarischen auch intensivierend (z. B. emez (diese), amaz (jene), emilyen (so, solche) etc.) oder identifizierend (z. B. ugyanez, ugyanaz (derselbe), ugyanilyen (genauso) etc.) (vgl. Keszler/Lengyel (2008: 64)).

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