Anapher und Anadeixis mit Bezug auf den Infinitiv
Wie bei den Hilfsverben kann bei allen Modalverben anstelle des regierten Infinitivs (samt der zugehörigen Komplemente und Supplemente) ein anadeiktischer Ausdruck oder ein anaphorisches Pronomen stehen, vgl.:
- Anadeixis:
- Anapher:
(3) Sie konnten ihm wirksamer helfen, als es sein bester Freund gekonnt hätte.
(4) Das artete manchmal zur Orgie aus, das wurde Selbstzweck und kein Unterricht für Klein-Oskar mehr, das gab bei jedem dritten Satz zweistimmiges Gekicher, das ließ die Lippen trocken und rissig werden, das rückte die beiden verheirateten Frauen, wenn Rasputin es nur wollte, immer näher zusammen, da hatte man nach zwölf Seiten Rasputinlektüre, was man vielleicht gar nicht gewollt, kaum erwartet hatte (...).
(Grass, Günther: Die Blechtrommel. Frankfurt/M. 1962, S. 73)
Wie (4) zeigt, kann anaphorisches es auch im Kontext wollte ... es gebraucht werden, wenn kein Bezugsinfinitiv vorhanden ist. Es ist dann anaphorisch auf die thematisierte Proposition bezogen.
In vergleichbaren Kontexten kann eine explizite Anapher auch unterbleiben:
(6) Grass stellte die Frage, "was geschieht, wenn unsere Verleger, mit denen wir leidlich befreundet sind, eines Tages nicht mehr wollen, können oder dürfen". (Zeit, 7.8.1987)
In (6) ist die thematisierte Proposition im Kontext nicht benannt, sondern nur erschließbar als 'mit ihren Autoren weiter so verfahren wie bisher'.
Bei Hilfsverben sind derartige Konstruktionen nur zum Teil möglich, vgl.:
Zu beachten ist schließlich, dass der epistemische Modalverbgebrauch die Anapher nur in eingeschränktem Maße zulässt, weil er einen weiten Deutungskontext mit sich bringt. Im folgenden Beispiel kann nur bei identischem Subjektbezug anaphorisiert werden:
aber:
B: Das muss sie wohl. / Sie muss es wohl.